Hamburg. Der Zweitligist hat es in den vergangenen Jahren immer wieder geschafft, durch gute Transfers den Verlust von Topspielern auszugleichen.

Der April hat noch 14 Tage. Das ist wichtig für den FC St. Pauli. In diesen zwei Wochen kann es Weichenstellungen geben, ob der Millerntor-Express Richtung Bundesliga düst, sich zur Relegation quält oder als Bimmelbahn gar auf das Abstellgleis Zweite Liga einfährt.

Und auch, welche Bedeutung die sportliche Zukunft für die persönliche Entscheidung von Marcel Hartel hat, der in Zukunft gerne erstklassig spielen möchte. „Im April“ werde es Gespräche über einen neuen Vertrag mit dem FC St. Pauli geben, sagte er immer wieder. Der April hat noch 14 Tage.

FC St. Pauli hat im April sechs Punkte verloren

Bislang hat sich sein Berater nach Abendblatt-Informationen nicht beim Verein gemeldet, noch sind keine Verhandlungen über eine Verlängerung des auslaufenden Arbeitspapiers verabredet. Sportchef Andreas Bornemann hängt noch in der Warteschleife, kann selbst aber auch gar nicht genau sagen, was für ein verbessertes Gehalt er dem über die Saison wohl besten Mittelfeldspieler der Zweiten Liga bieten kann.

Eben weil die ersten beiden Partien im April verloren wurden, sich dadurch St. Paulis Ausgangssituation für die Fahrt ins Oberhaus verschlechtert hat. Elf Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz drei sind auf fünf Zähler zusammengeschrumpft. Bei zwei Siegen wäre man wohl schon weiter, jetzt wartet Hartel ab. Sein Berater beantwortet Anfragen nicht.

Kader seit Bornemanns Amtsantritt immer besser geworden

Es ist aber unwahrscheinlich, dass Bornemann und sein Chefscout Jan Sandmann nun däumchendrehend in ihren Büros sitzen. „Wir besprechen mit den Trainern, Kaderplanern, Scouts regelmäßig, in welchen Mannschaftsteilen wir uns verstärken können“, erläuterte Bornemann einmal im Abendblatt den Planungsprozess. „Allzeit bereit!“, also wie die Pfadfinder von Disneys Fähnlein Fieselschweif, stets auf alles vorbereitet.

Seit Bornemann im Sommer 2019 beim FC St. Pauli anheuerte, hat sich die Kaderqualität stets verbessert, obwohl der Kiezclub in jeder Saison scheinbar unersetzliche Hochkaräter abgeben musste.

Auch Kyereh und Paqarada konnten ersetzt werden

Im Sommer 2022 wechselte Daniel-Kofi Kyereh für 4,5 Millionen Euro zum SC Freiburg. „Unersetzlich“, klagten die Fans nach dem Verlust des torgefährlichen Mittelfeldspielers. Dabei war sein Nachfolger schon da, Hartel war 2021 ans Millerntor gekommen. Im vergangenen Sommer wurde Jakov Medic für drei Millionen Euro zu Ajax Amsterdam transferiert, aber auch da war St. Pauli gewappnet: Hauke Wahl wechselte ablösefrei aus Kiel.

Auch der ablösefreie Verlust von Leart Paqarada im Sommer zum 1. FC Köln hinterließ keine erkennbare Lücke, weil die Scoutingabteilung bei der zweiten Mannschaft des SC Freiburg den nun leider schwer verletzten Philipp Treu (Wadenbein) entdeckt hatte.

Idee mit Mittelstürmer Zoller ging nicht auf

„Man klopft ständig Optionen ab, die infrage kommen könnten“, erklärt Bornemann. Manchmal ergeben sich dann auch zufällige Chancen. Die Idee, mit Simon Zoller einen ähnlichen Coup zu landen wie 2020 mit Guido Burgstaller ging wegen der Verletzungsanfällig des Stürmers jedoch nicht auf.

Dafür hat in dieser Saison Johannes Eggestein als beweglicher Mittelstürmer den zu Bochum gewechselten Lukas Daschner vergessen lassen. Connor Metcalfe entwickelte sich auf der rechten Mittelfeldposition von Finn Ole Becker (Hoffenheim) zum Stammspieler der australischen Nationalmannschaft.

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Natürlich möchte der FC St. Pauli, dass Hartel einen neuen Vertrag unterschreibt: „Wir wissen, was wir an ihm haben, und ich denke, dass er weiß, was er an uns hat“, sagte Bornemann. Im Winter allerdings verpflichtete er schon den derzeit verletzten schwedischen Nationalspieler Erik Ahlstrand (22).

Das „Global Soccer Network“ beurteilt diesen laut dem Blog „Millernton“ so: „Wir sehen ihn am stärksten im zentralen, offensiven Mittelfeld (Typ vorgeschobener Spielmacher), er kann auch als Achter in der Zentrale spielen oder aushilfsweise auch ganz vorne drin als Stürmer“. Das könnte exakt auch eine Positionsbeschreibung für Marcel Hartel sein – der April hat noch 14 Tage.