Hamburg. Was jetzt passieren muss, damit St. Pauli der Sprung in die Bundesliga schon im Stadtderby beim HSV gelingt, und was die Polizei plant.
„HSV, HSV“ schallte es durch die ausverkaufte Heinz von Heiden Arena von Hannover. Für die Fußball-Profis des FC St. Pauli war diese akustische Untermalung schon einmal ein kleiner Vorgeschmack darauf, was sie am Freitag kommender Woche, am 3. Mai (18.30 Uhr) im Hamburger Volksparkstadion beim Stadtderby, zu erwarten haben.
Bekanntlich kürzt sich auch Hannover 96, genauer der Hannoversche Sportverein von 1896 e.V., HSV ab. Gerade in den Spielen gegen St. Pauli werden diese drei Buchstaben wegen ihrer Doppeldeutigkeit besonders gern als Anfeuerung des eigenen Teams verwendet.
St. Paulis Spieler bekamen in Hannover HSV-Rufe zu hören
Im 96-Fanblock waren unter den vielen roten Trikots am Sonntag aber auch einige schwarz-weiß-blaue Shirts des „großen“ HSV aus Hamburg zu erkennen. Die alte Fanfreundschaft erhielt durch das gemeinsame Ziel, den FC St. Pauli zu besiegen, zusätzlichen Sinn.
Am Ende aber mussten die Anhänger beider HSV-Vereine erleben, wie das Team vom Millerntor einen 2:1-Auswärtssieg feierte, sich wieder in die Aufstiegsspur begab und vor seinen mitgereisten Fans tanzte, sang und feierte. Manch einem HSV-Fan wird bei diesen Bildern auch schon eine Vorahnung ereilt haben, dass sich diesen Szenen am 3. Mai im Volksparkstadion genauso oder eher noch etwas ausgelassener und ausdauernder wiederholen könnten.
Aufstiegsfeier im Volkspark oder doch lieber am Millerntor?
Es ist aber auch ein Szenario, das unter den Fans des FC St. Pauli seit dem 2:1-Sieg am Sonntag in Hannover 96 intensiver als je zuvor und auch durchaus kontrovers diskutiert wird: Ist es wirklich eine Traumvorstellung, dass ihr Team schon am 3. Mai ausgerechnet im Stadtderby den Bundesliga-Aufstieg unter Dach und Fach bringt? Oder wäre es nicht wünschenswerter, wenn das Ganze neun Tage später, am 12. Mai (13.30 Uhr) im letzten Heimspiel der Saison gegen den VfL Osnabrück geschieht? Für beide Varianten gibt es aus Sicht der Fans schließlich gute Gründe.
Ein Derbysieg beim HSV in Verbindung mit einer Aufstiegsfeier wäre einerseits ein ganz spezieller, unvergesslicher Triumph über den Lokalrivalen, der höchstwahrscheinlich mit der Demütigung leben muss, erstmals seit Einführung des Profifußballs eine Saison hinter dem FC St. Pauli abzuschließen. Andererseits könnten diesem Erlebnis im Volksparkstadion nur die rund 5700 Fans, die eine Karte für den Gästeblock ergattern konnten, vor Ort beiwohnen.
St. pauli kann zum sechsten Mal in die Bundesliga aufsteigen
Eine Woche später zu Hause im Millerntor-Stadion könnten dagegen rund 26.500 eigene Anhänger Zeuge des sechsten Bundesliga-Aufstieg ihres Teams sein. Hinzu kommt: Während das Derby als Hochrisikospiel gilt und damit der Ausschank von alkoholhaltigem Bier untersagt ist, dürfte es diese Problematik gegen Osnabrück nicht geben.
Von all diesen Diskussionen um die verschiedenen Szenarien halten die Verantwortlichen des FC St. Pauli wenig, wie jetzt auch wieder Trainer Fabian Hürzeler zu verstehen gab. Nach den Niederlagen in Karlsruhe (1:2) und vor allem zu Hause gegen Elversberg (3:4) schien noch das gesamte Projekt Aufstieg gefährdet, weil die härtesten Konkurrenten Holstein Kiel und Fortuna Düsseldorf einen Sieg nach dem anderen landeten. So hatten die Düsseldorfer ihren Rückstand auf St. Pauli von elf auf fünf Punkte schrumpfen lassen.
Stolpergefahr für Konkurrent Düsseldorf auf Schalke
Was aber muss überhaupt passieren, damit es zu der beschriebenen Konstellation kommt, dass St. Pauli einen Aufstieg im Volkspark feiern kann? Die Braun-Weißen selbst müssten nach dem Spiel mindestens sieben Punkte mehr als Düsseldorf auf dem Konto haben.
Am einfachsten zu schaffen wäre dies, wenn St. Pauli zunächst gegen Abstiegskandidat Rostock und dann auch beim HSV gewinnt. Düsseldorf dürfte parallel nur in einer seiner Partien beim FC Schalke 04 an diesem Sonnabend und am 3. Mai gegen den 1. FC Nürnberg siegen. Zuletzt feierte die Fortuna aber sechs Siege am Stück. Dennoch besteht vor allem bei den seit Ende Januar in ihrer Arena ungeschlagenen Schalkern am ehesten Stolpergefahr für die Rheinländer. Fazit: Für einen St.-Pauli-Aufstieg im Volkspark muss zwar noch einiges zusammenkommen, unrealistisch ist dieses Szenario aber keineswegs.
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Indes hat das mögliche Aufstiegsszenario im Stadtderby für die Sicherheitskräfte eine weniger maßgebliche Bedeutung, weil dieses Spiel ohnehin von einem Großaufgebot begleitet wird. Wie aus Polizeikreisen zu hören ist, werden eine Einsatzhundertschaft, Bereitschaftspolizei, auch aus anderen Bundesländern, und Bundespolizisten zum Einsatz kommen.
Rund 1700 Polizisten beim Stadtderby im Einsatz
Beim Hinspiel im Dezember im Millerntor-Stadion waren rund 1700 Polizisten eingesetzt worden. Diese Zahl dürfte auch jetzt wieder erreicht werden. Sollte es nach dem Spiel einen größeren Grund zum Feiern geben, wird erwartet, dass sich das Geschehen am späteren Abend nach St. Pauli und ins Schanzenviertel verlagert. Das wiederum würde die Arbeit für die Polizeibeamten deutlich unübersichtlicher werden lassen, um Auseinandersetzungen zwischen den Lagern zu verhindern oder zu unterbinden.
Mitarbeit André Zand-Vakili