Hamburg. Vier der letzten fünf Saisonspiele sind emotionale und brisante Nordduelle. Am Sonntag reisen knapp 10.000 Fans mit zu Hannover 96
Die A7 und wohl auch die Züge der Bundesbahn von Hamburg Richtung Süden werden voll sein am Sonntag. Der FC St. Pauli tritt bei Hannover 96 an, und mit ihm reisen knapp 10.000 Fans in die niedersächsische Landeshauptstadt. Um 13.30 Uhr wird dort das erste von vier Nordduellen nacheinander für die Braun-Weißen angepfiffen – der erhoffte Weg in die Bundesliga führt über den Norden.
Nach dem Spiel gegen die „Roten“ kommt Hansa Rostock ans Millerntor, dann geht es nach Bahrenfeld zum HSV, bevor der VfL Osnabrück am Heiligengeistfeld vorbeischaut. Erst am letzten Zweitligaspieltag steht für das Team von Trainer Fabian Hürzler mit Wehen Wiesbaden wieder eine längere Anreise an.
FC St. Pauli: Metcalfe muss umgeschult werden
„Es sind jetzt auch besondere Spiele, weil es Derbys sind“, sagt Hürzeler. Die Anspannung rund um die sportliche Situation wird durch die lokalen Rivalitäten noch verstärkt. Für die Profis ist das nicht unwichtig, wird aber überlagert vom sportlichen Ziel: „Wir haben fünf Endspiele.“
Die geht das Team mit einer „Aufstehen“-Mentalität an, trotz der herausfordernden personellen Situation mit den Ausfällen von Abwehrchef Eric Smith (muskuläre Probleme) und den beiden linken Schienenspielern Philipp Treu (Wadenbeinbruch) und Lars Ritzka (muskuläre Probleme). „Wir werden auch für Lars eine gute Alternative finden“, sagte Hürzeler. Im Training deutete sich ein Seitenwechsel von Connor Metcalfe von rechts vorne auf links hinten an.
Trainer Hürzeler demonstriert Zuversicht
Auch bei Hannover sieht es personell nicht so toll aus. Dort ist der komplett Angriff angeschlagen, Havard Nielsen und Andreas Voglsammer werden eher nicht spielen. Hürzeler hat dennoch großen Respekt vor den „Roten“: „Das ist eine Top-Mannschaft, die in der Rückrunde erst einmal verloren hat. Sie versuchen immer, sehr intensiv und hoch zu pressen, sie werden uns alles abverlangen.“
Die Niederlagen in Karlsruhe (1:2) und gegen die SV Elversberg (3:4) wurden aufgearbeitet, sagt der Trainer, der weiterhin Zuversicht demonstriert: „Gewisse Zweifel und Ängste sind menschlich. Für uns ist immer wichtig, dass wir unserem Stil treu bleiben. Wenn du dich weiter auf deine Stärken besinnst, dann kann das Kopfthema Stück für Stück von dir abperlen.“
St. Pauli-Fans werden das Stadion in Hannover füllen
Bei St. Paulis erstem „Saisonfinale“ wird das Niedersachsenstadion erst zum dritten Mal in dieser Saison mit 49.000 Zuschauern ausverkauft sein. Die anderen Partien mit voller Hütte waren gegen den HSV und Schalke 04. „Der FC St. Pauli hat das Gästekontingent vollständig abgerufen“, teilte Hannover mit. Das sind 4500 Karten. Es wird aber damit gerechnet, dass mindestens die gleiche Anzahl St. Pauli-Fans sich Karten auf dem freien Markt besorgt hat. Weil Hannover „nur“ eine durchschnittliche Stadionauslastung von 70 Prozent hat, das heißt durchschnittlich 36.850 Fans kommen, war das möglich.
Allerdings dürfen St. Paulianer nicht in allen Stadionbereichen „ihre“ Farben tragen. Ein übliches Vorgehen, um Auseinandersetzungen zu vermeiden. Hannover 96 bittet auch um eine frühzeitige Anreise, die Stadiontore öffnen um 11.30 Uhr. Die Parkplatzsituation ist zudem angespannt, weil auf dem Schützenplatz neben der Arena das „Frühlingsfest“ stattfindet, Hannovers „Dom“.
Nachfrage nach Tickets zum Saisonende extrem hoch
Schon beim 2:1-Sieg im Auswärtsspiel bei Hertha BSC am 30. September 2023 hatten rund 13.000 Hamburger die Kiezkicker begleitet und stimmungstechnisch aus dem Olympiastadion fast ein „Millerntor XXL“ gemacht. „Die Motivation der Anhänger, ihre Mannschaft im Saisonendspurt zu unterstützen, ist extrem hoch“, heißt es aus der organisierten Fanszene.
Die 5500 Auswärtstickets für das Stadtderby im Volksparkstadion waren minütlich vergriffen, Karten im freien Verkauf gab es nicht. Die Nachfrage nach Tickets für die Heimpartien gegen Rostock und Osnabrück ist ebenfalls extrem hoch: „Auf allen möglichen Kanälen werden Karten gesucht.“
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Die Fans von Hansa Rostock werden bei dem (wahrscheinlichen) Hochsicherheitsspiel am 26. April ihre knapp 3000 Karten vollständig abrufen und den Gästebereich damit füllen. Dort warten dann 40 mobile Dixiklos auf sie, die normalen sanitären Anlagen bleiben geschlossen. Beim vorherigen Heimspiel gegen Hansa am 26. Februar 2023 hatten Gästefans große Teile der WC-Anlagen zerstört und zum Teil Keramikteilen auf Fans und Ordner geworfen. Es gab auch Überlegungen, den Heimbereich zu verkleinern, davon sah der FC St. Pauli jedoch ab, um zu verhindern, dass sich zu viele Rostocker während der Partie im Viertel aufhalten. ah
Hannover 96: Zieler – Neumann, Halstenberg, Arrey-Mbi – Muroya, F. Kunze, Christiansen, Dehm – Leopold – Tresoldi, Schaub. FC St. Pauli: Vasilj – Dzwigala, Wahl, Mets – Saliakas, Irvine, Hartel, Metcalfe – Afolayan, Eggestein, Saad.