Hamburg. Bei den Kiezkickern haben sich noch nicht alle neuen Spieler wie erhofft etabliert. Wird Julian Justvan der erste Winterzugang?

„Klar, definitiv, wir gucken uns nach neuen Spielern um“, sagt Andreas Bornemann. Von vorweihnachtlicher Beschaulichkeit ist der Sportchef des FC St. Pauli in diesen Tagen weit entfernt.

Er sucht sinnvolle Verstärkungen, um die Chance auf den Bundesligaaufstieg zu wahren, vielleicht sogar zu vergrößern. „Es gibt aufgrund von längeren Ausfallzeiten Vakanzen, wo Zugänge Sinn ergeben könnten“, räumt Bornemann ein.

Damit ist eine Position klar. Kapitän Jackson Irvine und auch sein Backup Connor Metcalfe spielen mit der australischen Nationalmannschaft bei der Asien-Meisterschaft in Katar, die vom 12. Januar bis 11. Februar ausgetragen wird. Je nach Erfolg der „Socceroos“ könnten beide Leistungsträger vier Zweitligaspiele sowie im Pokal-Viertelfinale fehlen, da sollte also hochwertiger Ersatz her.

FC St. Pauli: Julian Justvan könnte passen

Ein Spieler, auf den das Suchprofil der Kiezkicker passt, ist Julian Justvan von der TSG Hoffenheim. Der 25-Jährige war vor der laufenden Saison in den Kraichgau gewechselt, konnte sich dort aber bislang nicht als Stammkraft durchsetzen. In vier Bundesligaspielen stand er nur 46 Minuten auf dem Platz. Er hat in Hoffenheim einen Vertrag bis 2027. Der FC St. Pauli soll ein Auge auf ihn geworfen haben, aber auch der FC Schalke 04 soll interessiert sein.

Justvan spielte seit 2020 für den SC Paderborn und war dort unumstrittener Stammspieler. In 96 Zweitligapartien schoss er acht Tore und bereitete 19 vor. Seinen Marktwert schätzt das Portal „Transfermarkt.de“ auf 1,2 Millionen Euro. Für den FC St. Pauli käme aber sicherlich nur ein Leihgeschäft infrage.

Auch auf Rechtsaußen fehlt St. Pauli noch ein Spieler

„Irvine und Metcalfe sind im Februar wieder da da, und dann haben wir zwei andere geholt. Und die sitzen dann wo?“, fragt Bornemann rhetorisch und unterstreicht damit die Problematik der Kaderbildung: „Der Kapitän wird eher nicht bei Trainer Fabian Hürzeler fragen müssen, was muss ich tun, damit ich wieder spiele.“

Eine Vakanz gibt es auch auf der offensiven Rechtsaußenposition, wo nach dem Kreuzbandriss von Scott Banks seit Mitte September eine echte Alternative zu Oladapo Afolayan fehlt. Metcalfe ist „nur“ angelernt und Danel Sinani noch nicht richtig angekommen in Hamburg. Gerüchte über ein Interesse des FC St. Pauli an Darko Churlinov (FC Burnley) sind nach Abendblatt-Informationen jedoch falsch.

Bei Albers, Sinani und Zoller ist Geduld gefragt

Bornemann hat über die Jahre gemeinsam mit Chefscout Jan Sandmann bei seinen Transfers zahlreiche Volltreffer gelandet. Im vergangenen Winter hatten Karol Mets, Afolayan und Elias Saad das Team eindeutig verstärkt. In diesem Sommer sind Hauke Wahl und Philipp Treu Stammspieler, Andreas Albers, Sinani und Simon Zoller aber konnten sich noch nicht wie erhofft durchsetzen.

„Für einhundert Millionen einen Harry Kane zu kaufen, der alles kann, kann nicht unser Weg sein“, sagt Bornemann, „wir versuchen immer, Spieler zu finden, die vielleicht nicht am Ende ihrer Karriere sind und noch dazulernen wollen.“ Dieses „Dazulernen“ aber ist ein anspruchsvoller Prozess, der bei manchen etwas länger dauert.

„Danel und Andreas kamen zu mir ins Büro und haben gefragt, wo können wir uns verbessern“, erzählt Trainer Hürzeler: „Wir sind bei beiden sehr geduldig, versuchen, sie besser zu machen, auch wenn sie nicht spielen. Das ist der Anspruch von meinem Trainerteam und mir – dann ist es nur noch eine Frage der Zeit.“ Er hofft auf einen Effekt wie bei Johannes Eggestein, der über ein halbes Jahr gebraucht hat, bis er die Leistung brachte, die von ihm erhofft wurde.

Mehr zum Thema

Dass Zoller nicht zur Soforthilfe wurde, lag nicht nur an seinen körperlichen Problemen, die beim Medizincheck entweder übersehen oder ignoriert wurden. „Simon kam mit kleinen Verletzungen zu uns, er hatte auch viele Themen außerhalb des Fußball“, sagt Hürzeler.

Und Bornemann ergänzt: „Seine körperlichen Themen haben den Integrationsprozess eventuell etwas verlangsamt. Er hat viel gesehen in seiner Karriere, dennoch hat er Lust, noch etwas dazuzulernen.“

Das ist ein wesentliches Kriterium bei der Suche nach neuen Spielern. Wenn einer denkt, er könne bei St. Paulis sofort den großen Zampano machen, ist er falsch. „Wir entscheiden uns häufig für Spieler, wo wir sehen, was die zu unserer Idee beitragen können“, sagt Bornemann, „und Fabian zeigt den Spielern im Gespräch auch sehr deutlich auf, was von ihnen erwartet wird.“