Hamburg. Beim FC St. Pauli bringen die Joker zuletzt kaum noch Impulse. Trainer Fabian Hürzeler äußert sich zu den Problemfällen.
Wenn in den vergangenen Monaten Gründe für den Höhenflug des FC St. Pauli erörtert wurden, war immer wieder auch vom hohen internen Konkurrenzdruck die Rede. Die Spieler, die jeweils nicht in der Startformation standen, profilierten sich im Training mit starken Leistungen und forderten die Stammspieler jeweils so, dass sie auch in den Übungseinheiten immer ein hohes Niveau abrufen mussten, um ihren Platz zu behalten.
So schaffte es der eine oder andere vorherige Reservist denn auch, sich in die erste Elf zu kämpfen. Das Musterbeispiel dafür ist Stürmer Johannes Eggestein, der zunächst praktisch keine Rolle gespielt hatte, nachdem vor einem Jahr Fabian Hürzeler den Cheftrainerposten übernommen hatte. Seit dem Heimspiel gegen Holstein Kiel am 17. September ist er jedoch erste Wahl. Außenverteidiger Philipp Treu schaffte den Sprung in die Stammelf Anfang November.
St. Paulis Joker geben kaum neue Impulse
Doch zuletzt bröckelte das Bild von zwei kompletten Teams, die gleichermaßen auf hohem Niveau zur Verfügung stehen und es Woche für Woche Trainer Fabian Hürzeler schwer machen, wer auf die Reservebank und wer gar auf die Tribüne muss. Vielmehr ist aktuell recht eindeutig, wer zur Bestbesetzung gehört. Die Joker, die im Laufe der zweiten Halbzeit ins Spiel kommen, schafften es zuletzt nicht mehr, dem Team neue Impulse zu geben.
Das gilt vor allem auch für Stürmer Etienne Amenyido. Weder im Stadtderby gegen den HSV (2:2) am 1. Dezember noch im Nordduell beim VfL Osnabrück am vergangenen Sonnabend sorgte er nach seiner Einwechslung für frischen Schwung und neue Gefahr. „Ich werde meine Spieler und speziell auch Eti immer in Schutz nehmen. Er kommt aus einer langen Verletzungspause und hat sich jetzt herangearbeitet. Er ist jetzt auch mal verletzungs- und schmerzfrei. Das sind schon mal Schritte in die richtige Richtung“, sagte Fabian Hürzeler dazu.
Trainer Hürzeler nimmt Amenyidos „unglückliche Auftritte“ in Kauf
Und der Trainer ging noch weiter. „Eti hat bei uns schon bewiesen, dass er ein Ausnahmespieler sein kann. Nur durch Spielzeit kann er auch zu seinem Leistungsoptimum kommen. Da nehmen wir auch unglückliche Auftritte in Kauf“, stellte er weiter klar.
Aktuell gar kein Faktor ist Stürmer Andreas Albers, den St. Pauli im Sommer vom Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburg geholt hatte. Anfangs hatte der 33-Jährige noch drei Startelfeinsätze, doch jetzt liegen seine letzten Spielminuten bereits mehr als zwei Monate zurück. In Osnabrück gehörte er schon zum vierten Mal in Folge nicht zum 20er-Spielkader.
Stürmer Albers war zuletzt nicht einmal mehr im Kader
„Ich habe mit ihm darüber in der Woche geredet. Natürlich ist sein Ziel, wieder in den Kader zu kommen. Er weiß, woran er arbeiten muss. Da bin ich ganz offen und ehrlich mit ihm. Er nimmt das auch sehr gut auf“, sagte Hürzeler jetzt zur Causa Albers. „Er ist für uns nicht nur als Spieler, sondern auch als Persönlichkeit wichtig. Er ist ein absoluter Teamplayer. Wenn sein Tor in Fürth gezählt hätte, wäre es für ihn ganz anders gelaufen.“
Eine Ausnahme bildete zwar auf den ersten Blick das DFB-Pokalspiel in der vergangenen Woche beim FC Homburg. Doch da hatte Hürzeler in Teilen auf Rotation gesetzt und seine Stammkräfte Manolis Saliakas, Oladapo Afolayan und Elias Saad zunächst auf die Bank gesetzt. Erst nachdem dieses Trio auf das Feld gekommen waren, konnte St. Pauli mit drei Treffern binnen neun Minuten das Spiel für sich entscheiden.
Qualitätsverlust nach Einwechselungen
Hier hatten die in die Startelf gerückten Reservisten Lars Ritzka, Connor Metcalfe und Etienne Amenyido, die dann für das genannte Stammelf-Trio ausgewechselt worden waren, ihre Chance zur Profilierung nicht nutzen können. Später nahm sie Trainer Hürzeler verbal in Schutz und argumentierte, dass auch sie dazu beigetragen hätten, die Homburger müde zu spielen. Die dann recht früh eingewechselten Profis hätten dann die Ernte gegen eine nachlassende Homburger Mannschaft eingefahren.
Vier Tage später in Osnabrück aber kehrte Hürzeler zur derzeitigen Topbesetzung zurück. Auch wenn hier Saliakas, Afolayan und Saad nicht ihren allerbesten Tag erwischt hatten, so ließ die Qualität auf ihre Positionen doch deutlich nach, als sie im Laufe der zweiten Hälfte ausgewechselt wurden. So kam der erneut ins Spiel gebrachte Amenyido in seinen 22 Minuten plus Nachspielzeit gerade einmal auf einen Torschuss. Gerade zwei seiner sieben Zweikämpfe gewann er.
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Nur Zufall war es denn wohl auch nicht, dass St. Pauli zu einem Zeitpunkt (82. Spielminute) den 1:1-Ausgleich kassierte, als Hürzeler Saliakas, Afolayan, Saad und auch Eggestein vom Feld genommen hatte. Echte Entlastung hatten die frischen Kräfte nicht gebracht. Dass auf der Gegenseite der eingewechselte Ex-St.-Paulianer Christian Conteh für reichlich Angriffswirbel sorgte und am Ausgleich beteiligt war, ließ St. Paulis neues Manko noch einmal deutlicher werden.
St. Pauli kassierte Gegentor nach den Wechseln
Die gute Nachricht ist, dass am Sonntag (13.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden die Zweitliga-Hinrunde beendet wird und in der Anfang Januar startenden Vorbereitung inklusive Trainingslager in Benidorm (3. bis 13. Januar) auch die jetzt hinterher hinkenden Reservisten die Chance bekommen, sich wieder oder weiter in Form zu bringen.