Hamburg. Nach der umstrittenen Trennung von Ex-Trainer Timo Schultz verzichten die Fans auf weitere Aktionen. Was der neue Coach plant.
Mit 21 Feldspielern, fünf Torhütern und dem neuen Interimstrainer Fabian Hürzeler (29) hat der FC St. Pauli am Freitagnachmittag die Vorbereitung auf die Rückserie aufgenommen. Mit einer knapp halbstündigen Verspätung ließ sich die Mannschaft um 12.55 Uhr an der Kollaustraße blicken.
Beim Trainingsauftakt war erstmals auch der neue Stürmer Elias Saad (22) mit dabei, der Anfang des Monats von Regionalligist Eintracht Norderstedt verpflichtet wurde. Dafür fehlten der australische WM-Achtelfinal-Teilnehmer Jackson Irvine (29) sowie die verletzten Abwehrspieler Jakov Medic (24, Reha nach Schulter-OP) und David Nemeth (21, Schambeinentzündung).
St. Paulis Trainingsauftakt: Fan-Protest bleibt aus
Medic begleitete die Einheit in zivil am Trainingsrand neben rund 20 Kiebitzen, die überraschend keinerlei Protest über die Beurlaubung des bei Fans und Mannschaft so beliebten Ex-Trainers Timo Schultz äußerten. Das war im Vorfeld anders erwartet worden, nachdem die Personalie in den sozialen Medien teilweise heftigen Gegenwind für Präsident Oke Göttlich und Sportchef Andreas Bornemann, die sich beim Trainingsauftakt nicht blicken ließen, ausgelöst hatte.
Der Fanärger gipfelte in einer Online-Petition: „Wir fordern, dass die Kündigung von Timo Schulz und seinem Team zurückgenommen wird!“, hieß es dort.
St. Pauli: Was Hürzeler über Schultz sagt
Auch der neue Interimstrainer Hürzeler kam am Donnerstag nicht drumherum, sich zu dem brisanten Thema Schultz zu äußern. „Wir haben immer noch ein sehr gutes Verhältnis zueinander, die gegenseitige Wertschätzung wird immer bleiben. Jetzt geht es aber nicht um persönliche Schicksale, sondern den Verein FC St. Pauli. Was ich mit Timo darüber besprochen habe, soll intern bleiben“, sagte er artig ganz im Interesse des Vereins. Mit Blick auf die Stimmung in der Mannschaft ergänzte er: „Wir wollen eine Jetzt-erst-recht-Mentalität erzeugen.“
Hürzeler ließ durchblicken, dass er durchaus Interesse daran hätte, zur Dauerlösung zu werden. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der FC St. Pauli zeitnah eine externe Lösung findet. Gespräche führte Bornemann unter anderem bereits mit Wolfsburgs und Bremens Ex-Coach Florian Kohfeldt.
Doch solange Hürzeler das Sagen hat, will der bisherige Co-Trainer seine Philosophie durchdrücken. „Ich werde nicht alles auf links drehen. Natürlich will ich meine eigene Note mit einbringen. Diese wird sich aber nicht groß von Timos unterscheiden“, sagte er. „Wir werden weiterhin hart arbeiten, ich bin positiver Dinge, dass wir da unten herauskommen.“
Holt St. Pauli einen neuen Stürmer?
Möglicherweise kann dieses Ziel nur durch einen neuen Stürmer erreicht werden, mutmaßen Experten angesichts der überschaubaren Torausbeute der Offensivkräfte. Hürzeler will diese Problematik jedoch anders angehen und stattdessen den Fokus auf die Stärkung des vorhandenen Personals legen.
„Wir haben sehr, sehr gute Stürmer, ich werde versuchen, sie zu entwickeln“, sagte der 29-Jährige. Zweimal sehr – und ein weiteres sollte umgehend folgen. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Kader und habe hohes Vertrauen. Wenn es etwas auf dem Markt gibt, und darüber bin ich auch im Austausch mit Andreas Bornemann und der Scoutingabteilung, werden wir eventuell etwas machen.“
Klingt nicht unbedingt nach einer großen Transferoffensive des Tabellen-15., der nur einen Punkt vor den Abstiegsrängen steht.