Hamburg. Sympathie gibt keine Punkte: Schultz gelang es nicht, die Spieler an ihre Grenze zu bringen. Nun muss aber auch Bornemann liefern.
Den meisten Fans dürfte nach der verkündeten Trennung von Timo Schultz ihr St.-Pauli-Herz geblutet haben. Gemeinsam mit Holger Stanislawski und Ewald Lienen gehörte der 45-Jährige sicher zu den beliebtesten Trainern am Millerntor in den vergangenen 20 Jahren, er stand für den Verein wie kaum ein anderer.
Kein Wunder also, dass die Clubführung in ihrer Pressemitteilung vorauseilend in den Verteidigungsmodus ging und ungewohnt detailliert und ausführlich die erkannten Defizite benannte.
Schultz holte bei St. Pauli nicht das Maximum heraus
Die Verantwortlichen mussten für sich die Frage beantworten: Wie wahrscheinlich ist es, dass Timo Schultz wie schon in seiner ersten Saison in der Rückrunde die Trendwende glückt? Zweifel waren erlaubt, die Punkteausbeute in diesem Kalenderjahr war trotz der Abgänge von Leistungsträgern (Burgstaller, Kyereh) und etlicher verletzungsbedingter Ausfälle desaströs.
Mit Ausnahme des 3:0-Erfolgs im Derby gegen den HSV – der im Jahr 2022 nun 26 Punkte mehr holte – blieben Schultz und sein Team in den vergangenen 15 Spielen 14-mal sieglos. Der FC St. Pauli gehörte mit diesem Kader nicht zu den Aufstiegs-, aber auch bestimmt nicht zu den Abstiegskandidaten.
Nach Schultz-Aus: Jetzt steht Bornemann unter Druck
Unterm Strich gilt auch am Millerntor das Leistungsprinzip. Und Sympathie schießt oder verhindert eben keine Tore. Wenn das Vertrauen in die Arbeit von Schultz nicht mehr bedingungslos vorhanden war, musste jetzt, vor Beginn der Wintervorbereitung, eine Entscheidung getroffen werden.
Fakt ist aber auch, dass Sportchef Andreas Bornemann genauso unter Druck steht, die Mannschaft qualitativ zu verstärken. Die Lage für den FC St. Pauli ist angesichts der Konkurrenz im Tabellenkeller extrem gefährlich.