Hamburg. Sicherheitskräfte waren gegen Anhänger des FC St. Pauli brutal vorgegangen. Waren einige auch politisch motiviert?
Drei Tage nach dem massiven Polizeieinsatz beim Hamburger Stadtderby hat die Fangruppe Braun-Weiße Hilfe schwere Vorwürfe erhoben. Das Ausmaß und die Qualität der Gewalt gegen Anhänger des FC St. Pauli vor dem Spiel gegen den HSV (3:0) seien „erschreckend“, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung.
Die eingesetzten professionellen Techniken und das rabiate Vorgehen legten „den Schluss nahe, dass es den Polizist:innen insbesondere darum ging, möglichst große körperliche Schäden zu erzielen“. Fans seien zum Teil schwer verletzt worden.
Ein vielfach geteiltes Video dokumentiert, wie Beamte der Bundespolizei einzelne Anhänger mit dem Knie zu Boden drückten und mit Schlägen gegen Rumpf und Kopf traktierten, obwohl die Anhänger offenbar weder Gegenwehr leisteten noch bewaffnet waren.
Polizeigewalt beim Derby: Braun-weiße Fanhilfe erhebt schwere Vorwürfe
Die Fanhilfe hegt den Verdacht, Polizisten könnnten aus persönlich-politischen Beweggründen mit besonderer Brutalität vorgegangen sein. So hätten einzelne Einsatzkräfte „Nur der HSV“ gefunkt. Ein einzelner Beamter habe darüber hinaus den sogenannten Hitlergruß gezeigt und einen Fan auf persönlicher Ebene beleidigt.
Die Vorfälle zeigten, „dass die Einsatzleitung der Hamburger Polizei am Spieltag entweder weiterhin eskalativ gegenüber Fußballfans vorgehen möchte oder aber die eingesetzten Polizeibeamt:innen nicht unter Kontrolle hat“, schreibt die Fanhilfe weiter. Es sei zu befürchten, dass die angekündigte interne Aufarbeitung im Sande verlaufe.
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Vor dem umstrittenen Einsatz hatten bis zu 200 vermummte Fans, die der berüchtigten Gruppierung Rotsport St. Pauli zugerechnet werden, offenbar versucht, den HSV-Fanmarsch am Heiligengeistfeld zu attackieren. Dies war von der Polizei unterbunden worden. Zur Eskalation kam es offenbar erst anschließend vor der Südkurve.
Die Polizei hatte bereits am Freitag eine „Prüfung der Recht- und Verhältnismäßigkeit der Maßnahme“ angekündigt. Rechtsexperten bezweifeln, dass das Vorgehen angemessen war. Das Dezernat Interne Ermittlungen der Hamburger Innenbehörde hat am Wochenende auf eine private Anzeige hin ein Strafverfahren eingeleitet. Der FC St. Pauli hat eine schnelle Aufklärung gefordert.
Fans von Bundesliga-Tabellenführer Union Berlin hatten sich am Sonntag beim Topspiel gegen Borussia Dortmund (2:0) mit den St.-Pauli-Fans solidarisiert. „FCSP-Fans wehrlos am Boden. Doch die Bullen toben!“, war auf einem Transparent zu lesen.