Hamburg. Der Europameister stellte sich im Volksparkstadion als neuer Sportvorstand beim HSV vor. Die wichtigsten Aussagen gibt es hier.

Dieser Auftritt wurde mit Spannung erwartet. Am Donnerstagmittag saß Stefan Kuntz erstmals als neuer Sportvorstand des HSV auf dem Pressepodium des Volksparkstadions. Am Dienstag hatte der Club verkündet, dass der 61-Jährige die Nachfolge von Jonas Boldt übernimmt. Zwei Tage später legte der Europameister von 1996 auf der Geschäftsstelle des HSV los und hielt am Morgen die erste Rede vor den Mitarbeitern. „Ich habe mich mit der Belegschaft ausgetauscht. Es war ein extrem guter Start“, sagte Kuntz.

Auf Kuntz warteten am Donnerstag viele Fragen. Die wichtigste: Was wird aus Trainer Steffen Baumgart? Der 52-Jährige hatte am Sonntag nach dem letzten Saisonspiel gegen Nürnberg (4:1) noch selbstbewusst gesagt, dass es bezüglich seiner Zukunft keine offene Fragen gebe. Allerdings meinte Baumgart zu diesem Zeitpunkt auch, dass ein Boldt-Abgang kein Thema sei. Und nun?

Baumgart bleibt Trainer beim HSV

„Ich habe mit Steffen gestern Abend vier Stunden gesprochen und heute auch noch einmal. Er hat hier einen Vertrag. Er hat noch keine Chance gehabt, eine Vorbereitung zu haben und noch keine Chance gehabt, seine Transfers zu tätigen. Um die Antwort kurz zu machen: Ja, wir machen mit Steffen weiter.“ Zum Abschluss seiner Vorstellung stellte Kuntz mit einem Lächeln in Anspielung an die Instagram-Spekulationen um Baumgart, der Kuntz nach dessen Verpflichtung als User entfolgt war, klar: „Steffen folgt mir wieder.“

Kuntz hatte sich am Donnerstag vor einer Woche das erste Mal mit dem Aufsichtsrat der HSV Fußball AG getroffen und dabei einen überzeugenden Auftritt hingelegt. Den Erstkontakt gab es schon vor Wochen. Nach einem zweiten Treffen über Pfingsten sagte Kuntz dann schließlich zu. Er setzte sich gegen zwei weitere Kandidaten durch, deren Namen nicht öffentlich wurden. Kuntz verriet selbst, dass er einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat.

Was wird aus Claus Costa und Horst Hrubesch?

Ebenfalls offen waren seit der Boldt-Freistellung die Fragen zur Zukunft von Sportdirektor Claus Costa und Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch. Beide waren Vertrauenspersonen von Boldt. Mit Hrubesch hatte Kuntz beim Deutschen Fußball-Bund gearbeitet. 2016 wurde er dessen Nachfolger als Trainer der deutschen U-21-Nationalmannschaft. „Horst hat mir beim DFB den Rücken freigehalten. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich nicht vorher mal mit Horst spreche, bevor ich hier etwas verkünde. Er hat mir gesagt, dass ich seinen Ratschlag noch brauchen werde.“ Auch Costa, der wie Kuntz einst beim VfL Bochum spielte, bleibt im Amt. Die beiden fahren am Abend zusammen zum Relegationsspiel des VfL gegen Fortuna Düsseldorf.

Welche Art von Spieler die beiden in Absprache mit Trainer Baumgart verpflichten wollen, ließ Kuntz offen. „Es wird keinen Stefan-Kuntz-Kader und keinen Steffen-Baumgart-Kader geben, sondern einen HSV-Kader“, sagte der neue Manager.

Gute Bekannte aus DFB-Zeiten: Kuntz wurde 2016 Nachfolger von Horst Hrubesch als Trainer der U 21.
Gute Bekannte aus DFB-Zeiten: Kuntz wurde 2016 Nachfolger von Horst Hrubesch als Trainer der U 21. © Imago

Kuntz hatte bereits im Winter mit dem HSV verhandelt. Damals allerdings noch selbst mit Boldt. Es ging um die mögliche Nachfolge von Trainer Tim Walter. Nun wird Kuntz Nachfolger von Boldt als Vorstand. Eine kuriose Geschichte.

Zuletzt war Kuntz Nationaltrainer der Türkei. Dort wurde er im vergangenen Herbst vorzeitig entlassen. Die Trennung und das damit verbundene Aus für die EM in Deutschland in diesem Sommer hatte ihn extrem geschmerzt. Kuntz hätte mit der Türkei bei der EM im Volksparkstadion gespielt. Nun kann er sich die EM-Spiele in Hamburg in seiner neuen Rolle als Sportvorstand anschauen.