Düsseldorf. Der HSV droht binnen weniger Wochen seine Saisonziele zu verspielen. Die größte Hoffnung kommt aktuell von der Konkurrenz.
Als die HSV-Profis nach dem Abpfiff in Düsseldorf (0:2) in die Fankurve gingen, um sich für die während der Partie einmal mehr bedingungslose Unterstützung zu bedanken, blickten sie in jede Menge frustrierter Gesichter. Die rund 10.000 mitgereisten Anhänger reagierten mit lauten Pfiffen. Im Gästeblock machte sich eine Mischung aus Enttäuschung und Wut breit über einen an offensiver Harmlosigkeit kaum zu unterbietenden Auftritt des HSV.
„Es tut den Fans natürlich weh, deshalb haben sie ihren Unmut geäußert“, sagte Kapitän Sebastian Schonlau, der Verständnis zeigte. „Das dürfen sie auch und wir müssen es uns anhören.“ Schon nach dem jüngsten Heimspiel gegen den Tabellenletzten VfL Osnabrück (1:2) waren nach dem Abpfiff laute Pfiffe zu vernehmen.
HSV-Fans: Frust wächst, Hoffnung sinkt
Nach nur vier Punkten aus den vergangenen fünf Spielen herrscht Katerstimmung beim HSV. Bei einigen Fans schwindet zunehmend die Hoffnung auf den Aufstieg. Dabei steht der Club weiterhin auf Relegationsplatz drei, weil Hannover 96 nach dem 1:1 am Sonnabend in Wiesbaden in der Tabelle nicht vorbeiziehen konnte.
Doch die Leistungen der Mannschaft geben momentan wenig Anlass auf Besserung. In dieser Form droht dem HSV der Absturz von den vorderen Rängen in den kommenden Wochen.
„Ich bin enttäuscht, aber wenn ich jetzt noch den Kopf hängen lasse, wird es schwierig“, sagte der neue Trainer Steffen Baumgart. Von der Idealvorstellung seiner Spielidee ist die Mannschaft noch weit entfernt, auch das ist eine der ernüchternden Erkenntnisse des Düsseldorf-Spiels. „Ich habe die Lösungen auf dem Platz gesehen, aber die Umsetzung fällt der Mannschaft schwer“, sagt der HSV-Coach, dessen Stärken im Motivationsbereich nun gefragt sind.
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HSV-Profi fordert mehr Herz
„Ich mache mir keinen Kopf, dass wir die Energie wieder draufkriegen“, bemühte sich Schonlau am Freitagabend um einen positiven Blick in die Zukunft. „Fußball geht immer wieder von vorne los. Solange das Ding nicht durch ist, werden wir kämpfen. Der Trainer hat uns eben im Kreis gesagt, dass wir jetzt ruhig bleiben sollen.“
Der HSV muss nun aufpassen, nicht binnen weniger Wochen seine Saisonziele zu verspielen. „Ich mache mir überhaupt keine Sorgen um den Aufstieg“, sagte Torhüter Matheo Raab beim Versuch, Optimismus zu verbreiten. „Wir müssen schleunigst wieder unser Herz auf'm Platz lassen.“
Nicht weniger fordern auch die Fans, deren Kritik an der Mannschaft und den Verantwortlichen um Sportvorstand Jonas Boldt wächst.