Hamburg. Walter ist nicht mehr Trainer beim HSV. Wer die Mannschaft vorerst betreut und wie Jonas Boldt die Entscheidung begründet.
Drei Tage nach der wilden Heimniederlage gegen Hannover 96 (3:4) hat sich der HSV von Trainer Tim Walter getrennt. Auch seine beiden Co-Trainer Julian Hübner und Filip Tapalovic wurden am Montag mit sofortiger Wirkung freigestellt. Als Interimslösung fungiert vorerst der bisherige Assistent Merlin Polzin, der das Training am Montag (15 Uhr) leiten wird.
Unterstützt wird er von Loic Favé, der seit dem Winter als Leiter Sport des Nachwuchsleistungszentrums tätig ist. Torwarttrainer bleibt Sven Höh. In dieser Konstellation werden die Hamburger beim kommenden Auswärtsspiel am Sonnabend bei Hansa Rostock antreten (13 Uhr/Sky), wie HSV-Sportvorstand Jonas Boldt bestätigte.
HSV-Aus für Tim Walter: Das sagt Boldt
„Wir haben nach der enttäuschenden Heimniederlage gegen Hannover 96 eine Situationsanalyse vorgenommen und sind zur Entscheidung gekommen, dass wir eine Veränderung vollziehen müssen, um unsere Saisonziele nicht zu gefährden“, sagt Boldt, der am Wochenende zahlreiche Gespräche, unter anderem mit den Spieler, geführt hatte.
Die Mannschaft kassierte zuletzt acht Gegentore in den jüngsten beiden Heimspielen gegen Karlsruhe und Hannover (jeweils 3:4). Walter war es nicht gelungen, für eine defensive Stabilität zu sorgen, die im Winter als eines der Hauptverbesserungsziele ausgegeben worden war. In den ersten vier Rückrundenspielen kassierte der HSV bereits neun Gegentore. Zudem ist es den Hamburgern erst zweimal in dieser Saison gelungen, zwei Spiele in Folge zu gewinnen. Es fehlte die Konstanz.
„Unsere Leistungsschwankungen in den zurückliegenden Spielen waren zu groß und uns fehlt die volle Überzeugung, dass wir die nötige Balance und Stabilität in unserem Spiel in dieser Konstellation nachhaltig in den nächsten Wochen erreichen werden“, sagte Boldt, der sich bereits nach dem Hinrundenabschluss Gedanken über die Zukunft von Walter gemacht hatte, sich letztlich aber für einen Verbleib des Trainers entschied.
HSV-Spieler wirkten verunsichert
Doch von der für den zweiten Saisonabschnitt geforderten Stabilität war Walter zuletzt so weit entfernt wie noch nie in seiner zweieinhalbjährigen Amtszeit. Die fehlende Kontrolle, gepaart mit einer fehlerhaften Spielweise, führte mutmaßlich auch zu diversen Leistungseinbrüchen der Spieler. Denn viele Profis waren zuletzt weit entfernt von ihrem Leistungsvermögen, sie wirkten verunsichert.
„So können wir nicht weiterspielen. Die Herangehensweise, wie wir arbeiten, müssen wir grundsätzlich hinterfragen“, hatte Boldt nach der Niederlage gegen Hannover gesagt – und sich nun von Walter getrennt.
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Tim Walter erfuhr in einem persönlichen Gespräch mit Boldt von seinem Aus beim HSV. „Ich hätte gerne weiter dazu beigetragen, gemeinsam unser Saisonziel zu erreichen. Ich bedanke mich beim HSV, bei der Geschäftsstelle und bei den außergewöhnlichen Fans für mehr als zweieinhalb Jahre tolle Zusammenarbeit“, ließ er sich in einem offiziellen Statement vom Club zitieren. „Ich wünsche der Mannschaft und dem Verein maximalen Erfolg im weiteren Saisonverlauf.“
HSV trennt sich von Walter: Boldt bedankt sich
Boldt bedankte sich für die Arbeit Walters, der in seiner Amtszeit eine Einheit geformt hat, den Aufstieg aber nicht nachweisen konnte. „Tim und seine Jungs haben unseren HSV gelebt, sich voll mit der Aufgabe und dem Club identifiziert und den von uns eingeschlagenen Weg maßgeblich mitgestaltet. Tim hat mit seiner Energie und seiner Überzeugung zudem weit mehr Aufgaben als für einen Cheftrainer üblich übernommen“, sagte der Manager. „Dafür gilt ihm, Jule (Hübner, d. Red.) und Tapa (Tapalovic) unser aufrichtiger Dank. Sie sind jederzeit gern gesehene Gäste im Volkspark.“
In den kommenden Tagen werden die Gespräche intensiviert, welcher Trainer die Mannschaft zum Aufstieg führen soll. Nach Abendblatt-Informationen gab es bis zum späten Sonntagabend noch keinen Kontakt zu dem momentan vereinslosen und immer wieder gehandelten Steffen Baumgart.