Hamburg. „Viel zu viel Verunsicherung“: HSV-Vorstand erläutert seine Entscheidung gegen Walter. Polzin gegen Rostock auf der Bank.

Es war 10.25 Uhr am Montagvormittag, als Sportvorstand Jonas Boldt die HSV-Geschäftsstelle in der Osttribüne des Volksparkstadions betrat. Knapp eineinhalb Stunden zuvor hatte der Verein die Trennung von Trainer Tim Walter (48) in einer Pressemitteilung offiziell bestätigt.

Auch Walters beiden Co-Trainer Julian Hübner und Filip Tapalovic wurden mit sofortiger Wirkung freigestellt. Als Interimslösung fungiert vorerst der bisherige Assistent Merlin Polzin, der das Training am Montagnachmittag mit Loic Favé (Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums) leiten wird.

HSV News: Boldt erläutert Vorgehen nach Walter-Entlassung

„Das ist eine Entscheidung, die mir nicht leichtgefallen ist“, begann Boldt bei der Pressekonferenz am Montagnachmittag sein Eingangsstatement. „Wir wollen die Situation nicht einreißen lassen. Wir haben die Gefahr gesehen, dass das ein Stück aus dem Ruder läuft.“

Man habe gemerkt, dass eine allgemeine Verunsicherung auf den Rängen, auf dem Platz und im Umfeld entstanden sei. Auch habe man die Überzeugung und Stabilität verloren, führte der HSV-Sportvorstand aus.

Gegen Rostock sitzt Polzin auf der Bank

„Wir werden keinen 180-Grad-Wechsel vollziehen“, sagte Boldt bezüglich der Nachfolge Walters. „Es sind ein paar Stellschrauben.“ Vor allem geht es beim HSV jetzt darum, der Abwehr mehr Stabilität zu verleihen. „Wir krempeln nicht alles in eine Richtung um, sondern bauen mit den Leuten, die da sind, weiter darauf auf.“ Polzin bekomme gegen Rostock definitiv die Chance, auf der Bank zu sitzen. „Hundertprozentig“, sagte Boldt.

„Wir haben hier ein großes Trainertalent“, sagte Boldt. „Er ist ein junger Kerl, der sich super entwickelt hat.“ Einen Zeitrahmen für eine mögliche externe Lösung nach dem Rostock-Spiel wolle er nicht festlegen. „Wir wollen überlegen, was mittel- und langfristige Lösungen sein können. Merlin Polzin wird dabei aber auf jeden Fall eine Rolle spielen, egal, in welcher Konstellation.“ Die Entscheidung, dass er die Mannschaft vorerst übernehmen dürfte, habe Polzin „mit strahlenden Augen und einem klaren Ja“ aufgenommen, sagte Boldt.

Boldt habe eine Verunsicherung in der Mannschaft gespürt

Vor der Entscheidung gegen Walter hatte sich Boldt auch in der Mannschaft umgehört. Es habe dabei keinen Spieler gegeben, der eine Trennung von Walter gefordert habe, betonte der 42-Jährige. „Ich habe aber eine Verunsicherung gespürt, die in den vergangenen Wochen deutlich größer war, als in den Wochen und Monaten zuvor“, sagt er.

Kurz vor Weihnachten hatte der HSV Walter noch eine weitere Chance gegeben, aber auch klare Arbeitsanweisungen mit an die Hand gegeben. „Ich habe am Ende der Hinrunde gesagt, dass mir ein paar Dinge nicht gefallen haben“, sagte Boldt. „Hier war es zuletzt deutlich zu wild und mit viel zu viel Verunsicherung.“

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Seine eigene Position, sagte der Sportvorstand, sehe er durch die Trennung von Walter nicht geschwächt. „Ich bin ein Typ, der Herausforderungen gerne annimmt“, sagte Boldt. „Wir sind jetzt mehrfach nicht aufgestiegen. Ich weiß, dass das Fakten sind, die man einem Sportvorstand vorwerfen kann.“ Dennoch habe er auch für viele positive Dinge gesorgt, sagte er.