Kiel. Bei den vier Gegentoren des HSV in Kiel hängen fast alle Spieler mit drin. Jattas verheerender Fehlpass überschattet seine Vorlage.

Auswärts gibt es für den HSV weiterhin nichts zu holen. Die Mannschaft von Trainer Tim Walter verliert 2:4 in einem denkwürdigen Spiel bei Holstein Kiel. Wenn in fremden Stadien keine Besserung eintritt, ist der Aufstieg gefährdet. Das wissen alle Beteiligten, und dennoch wirkt der HSV phasenweise mittellos. So auch in Kiel – die Einzelkritik der Hamburger:

Heuer Fernandes: Es klingt eigentlich absurd, aber seiner Parade kurz vor Schluss gegen Fiete Arp war es zu verdanken, dass der HSV mit einem fünften Gegentor an der Kieler Förde nicht komplett baden ging.

Mikelbrencis (bis 60.): Brachte vor Robert Glatzels Kopfball an die Latte eine butterweiche Flanke in den Strafraum, bekam aber von den intensiv pressenden Kielern in puncto Aggressivität und Leidenschaft seine Grenzen aufgezeigt.

Königsdörffer (ab 60.): Viele Offensivaktionen liefen über seine linke Seite. Sein erfolgreiches Dribbling leitete den Anschlusstreffer ein.

HSV-Einzelkritik: Hadzikadunic und Heyer am Pranger

Ramos (bis 74.): Zeigte wieder sein Auswärtsgesicht und rannte zu oft nur hinterher. Verhinderte zwar einen Arp-Treffer mit einer willensstarken Grätsche (37.), ließ sich vor dem 0:2 allerdings wie ein hüftsteifer Türsteher a.D. düpieren. Droht nun erneut wegen Adduktorenproblemen auszufallen.

Heyer (ab 74.): Verpasste das taktische Foul an Arp vor dem spielentscheidenden 2:3. Eine Aktion, die Walter vielsagend als „dämlich“ bezeichnete.

Hadzikadunic: Zu langsam, ungenau im Passspiel und nicht aggressiv genug in den Zweikämpfen. Zurzeit ein einziger Unsicherheitsfaktor, wie die zum Elfmeter führende Szene offenbarte. Besserte seine Zweikampfquote von indiskutablen 29 Prozent im ersten Durchgang auf 50 Prozent auf. Ein für einen Innenverteidiger immer noch schwacher Wert. Fehlt gegen Braunschweig (24. November) Gelb-gesperrt.

Muheim: Entschärfte eine scharfe Arp-Hereingabe auf der Torlinie (41.) und bereitete das 1:2 mustergültig vor. Beim von ihm verursachten Elfmeter wurde der Schweizer von seinem Nebenmann Hadzikadunic im Stich gelassen.

Meffert: Verlor Vorlagengeber Lewis Holtby vor dem 0:2 aus den Augen. Machte seinen Fehler aber wieder gut, indem er Glatzels Ausgleichstreffer einleitete. Beim 2:3 war auch der nur noch hinterherlaufende Mittelfeldstratege ratlos, wie offen sich die Defensive positioniert hatte.

HSV-Einzelkritik: Jattas schlimmer Fehlpass

Pherai (bis 68.): Ließ jegliche Kreativität und Robustheit vermissen. Das war nichts.

Poreba (ab 68.): Brachte zumindest etwas Struktur ins bis dahin fahrige HSV-Spiel.

Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. FC St. Pauli 19 / 35:16 / 39
2. Kiel 18 / 34:25 / 35
3. HSV 18 / 35:22 / 34
4. Fürth 18 / 28:20 / 32
5. Düsseldorf 19 / 40:25 / 31
6. Hannover 19 / 35:25 / 28
7. Paderborn 19 / 28:29 / 28

Benes: Bis auf einen Distanzschuss folgten auf seinen Auswärtsbefehl nur wenig Taten. Ging mit seinen Nebenleuten unter.

Jatta: Der verheerende Ballverlust vor dem 2:3 überschattet seine Vorlage zum Ausgleich. Dabei hatte er bis dahin seine neue Rolle als rechter Schienenspieler nach der Umstellung taktisch diszipliniert ausgefüllt.

HSV-Einzelkritik: Glatzel kann nicht häufiger treffen

Glatzel: Als er, wie von Walter gewünscht, regelmäßiger den Strafraum besetzte, kam er zu zwei Kopfball- und einem Lattentreffer. Mehr als einen Doppelpack kann aber auch der torgefährlichste Spieler der Zweiten Liga nicht beisteuern, um endlich auch mal auswärts dreifach zu punkten.

Dompé (bis 60.): Bei seiner gefährlichsten Aktion segelte seine Flanke an den Außenpfosten (43.). Unerklärlich, warum er sich davor und danach versteckte.

Nemeth (ab 60.): Hatte Pech, dass Kiels Torwart Weiner seinen Kopfball kurz vor dem Abpfiff entschärfte. Es wäre aber nicht mehr als Ergebnismakulatur gewesen.

Die Statistik:

  • Kiel: Weiner – Becker, Ivezic, Kleine-Bekel, Komenda (67. Rothe) – Schulz (75. Porath), Holtby, Sander – Skrzybski (67. Sterner), Pichler (85. Remberg), Arp.
  • HSV: Heuer Fernandes – Mikelbrencis (60. Königsdörffer), Hadzikadunic, Ramos (74. Heyer), Muheim – Meffert – Pherai (68. Poreba), Benes – Jatta, Glatzel, Dompé (60. Nemeth).
  • Tore: 1:0 Skrzybski (20./FE), 2:0 Pichler (57.), 2:1 Glatzel (71.), 2:2 Glatzel (80.), 3:2 Porath (83.), 4:2 Sterner (88.)
  • Gelbe Karten: Pichler (2), Sander (4) – Hadzikadunic (5), Meffert (4)
  • Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
  • Zuschauer: 15.034 (ausverkauft)
  • Torschüsse: 16:15
  • Ecken: 7:6
  • Ballbesitz: 42:58 Prozent
  • Zweikämpfe: 51:62