Kaiserslautern. Doppelpacker Glatzel erlebt eine emotionale Rückkehr an den Ort, wo alles begann. Was er über die Nationalelf-Gerüchte sagt.
Auf einmal war Robert Glatzel im Tunnel. Nach seinem ersten von zwei Toren beim 3:3 in Kaiserslautern fasste sich der HSV-Stürmer mit beiden Zeigefingern an die Ohren und blickte für wenige Sekunden auf den Rasen, eher er in Richtung Himmel zeigte. Es ist ein neuer Torjubel des gläubigen Christen, der bereits beim jüngsten Heimsieg gegen Fürth (2:0) zum Vorschein kam.
HSV-Stürmer Robert Glatzel mit neuem Torjubel
Mit der Geste will Glatzel ausdrücken, „bei sich zu bleiben, Gott zu danken und alles, was von außen kommt, auszublenden“. Der 29-Jährige wolle sich dadurch „immer daran erinnern, dass ich auf dem Fußballplatz stehen und Tore machen darf.“ Diese Symbolik sei aber nichts Besonderes, sagte Glatzel, der offensichtlich nicht den Fokus auf seinen neuen Jubel legen wollte.
Somit blieb es offen, was genau denn der Torjäger ausblenden möchte. Möglicherweise meinte der HSV-Profi die ohne sein Wohlwollen entstandene Debatte über sein Debüt für die Nationalmannschaft. Angeblich soll es zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Union Berlins letztlich nominiertem Kevin Behrens gegeben haben, sagen die einen. Nicht mehr als ein wildes Gerücht, sagen die anderen.
Glatzel selber habe die Geschichte als Scheindebatte empfunden, wie er vor Kurzem dem Abendblatt sagte. Nun legte er nach: „Das Thema ist nicht in meinem Kopf. Ich konzentriere mich auf das Hier und Jetzt.“ Dass ihn Reporter-Legende Béla Réthy gern für die DFB-Auswahl stürmen sähe, schmeichele ihn natürlich. Mehr aber nicht.
HSV: Glatzels emotionale Betze-Rückkehr
Nicht ausblenden wollte Glatzel dagegen seine Emotionen bei seiner Rückkehr an einen für ihn besonderen Ort. Nachdem er zu Beginn seiner Karriere kurzzeitig sogar in die Siebte Liga abgestürzt war, kämpfte er sich über Kaiserslautern II hoch bis zur Profimannschaft. „Der FCK ist ein ganz besonderer Verein für mich, hier war meine erste Profistation. Es ist schon ein bisschen nostalgisch für mich, hierher zurückzukommen.“
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Sein erstes Profitor auf dem Betzenberg im Februar 2017 gegen die Würzburger Kickers sei ein „besonderer Moment“ gewesen, den er nie vergessen werde. Glatzel war damals 23 Jahre alt. Sechs Jahre später ist er einer der Topstürmer der Zweiten Liga.
Nach zwei knapp verpassten Aufstiegen will der Angreifer in dieser Saison den HSV endlich zurück in die Bundesliga schießen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet Glatzel privat mit einem Personal Trainer an seiner Fitness. Zu mentaler Stärker sollen ihm die Gedanken bei seinem Torjubel verhelfen.