Hamburg. Der nie verletzte HSV-Torjäger absolviert Extraeinheiten mit einem Personal Trainer. Was ihn antreibt und wie er sich verbessert.

Robert Glatzel läuft der Schweiß über den gesamten Körper, als er am Freitag Besuch vom Abendblatt bekommt. In den Bahrenfelder Räumen des FT-Club am Gaswerk absolviert der Torjäger des HSV gerade die letzten Übungen seines 60-minütigen Programms, das Personal Trainer Leon Horn (23) für ihn zusammengestellt hat. An der Wand hängt ein signiertes Trikot von Ex-HSV-Profi Ivica Olic, der ebenfalls in Bahrenfeld trainiert.

Mit dessen späterem Nachfolger Glatzel bildet Horn ein Team, seit dieser vor zwei Jahren vom englischen Zweitligisten Cardiff City zum HSV gewechselt ist. „Ich habe schon immer zusätzliche Schichten zum normalen Training eingebaut“, sagt der 29 Jahre alte Stürmer, der das Konzept der Fitnessstudio-Kette vor sieben Jahren kennenlernte.

Als damaliger Heidenheim-Spieler reiste er für die Extraeinheiten in seine Geburtsstadt nach München. Nach seinem Wechsel auf die Insel nahm er sich einen Athletiktrainer, ehe in Hamburg ein Freund den Kontakt zu Horn herstellte.

HSV-Stürmer Glatzel erklärt Fitness-Geheimnis

Wann immer es der Spielplan zulässt, schaut Glatzel in Bahrenfeld vorbei. „Wenn wir an einem Sonntag ein Spiel haben und bereits fünf Tage später am Freitag erneut, dann fällt die Extraschicht aus“, erklärt der Profi, der insbesondere in den Länderspielpausen an seiner Fitness arbeitet. Als HSV-Trainer Tim Walter der Mannschaft von Donnerstagmittag bis Montagnachmittag freigab, meldete sich Glatzel umgehend bei Horn.

„Er ist immer bereit, selbst wenn ich nach einer spontanen Einheit frage, so wie dieses Mal“, lobt der Angreifer, der sich bemüht, das abwechslungsreiche und an die Trainingsbelastung beim HSV angepasste Programm einmal pro Woche zu absolvieren. „Der Hauptfokus der Extraeinheiten liegt darin, meine Schnellkraft zu verbessern, aber wir integrieren auch Stabilitätsübungen für den Rumpf sowie ein Kraft-Ausdauer-Programm und Übungen, um meine Sprungkraft zu verbessern.“

Durch das Training will Glatzel neue Reize setzen, um „ein paar Prozentpunkte zu verbessern“. Gemeint ist seine Geschwindigkeit, eine der wenigen Schwächen des Torjägers, der 67 Scorerpunkte in 88 Pflichtspielen für den HSV gesammelt hat. „Deshalb arbeiten wir an seiner Schnellkraft, damit er auf den ersten zwei, drei Metern explosiver antritt“, sagt Horn, der gelegentlich im Volksparkstadion vorbeischaut, um das Verbesserungspotenzial bei Glatzel ausfindig zu machen.

Glatzel: Nie verletzt dank Fitness

Indem er Gewichte auf Schlitten zieht, Ausfallschritte und Sprünge absolviert, will der Angreifer sprintstärker werden. „Es geht darum, die Übungen so schnell wie möglich auszuführen“, schildert Glatzel. „Die Zusammenarbeit mit Leon ist mir sehr wichtig. Er hat natürlich auch seinen Anteil daran, dass ich mein Fitnesslevel stetig verbessern kann.“

Der Stürmer definiere sich darüber, mehr zu trainieren als andere, und sagt über sich selbst, dass ihn dieser Ehrgeiz auszeichne. Trainer Horn bezeichnet ihn als „Musterschüler“ und „extrem diszipliniert“.

Es liege auch an seinen Extraeinheiten, dass er bis auf das Zweitrunden-Pokalspiel vor einem Jahr in Leipzig (0:4), als er wegen Rückenproblemen ausgefallen war, in seiner HSV-Zeit verletzungsfrei geblieben ist. Davon ist Glatzel überzeugt. Zudem steigt der Fitnessfreak siebenmal in der Woche in die Eistonne.

HSV-Stürmer Glatzel übt Selbstkritik

Und dennoch schützt ihn seine Einstellung zum Beruf nicht vor Phasen wie der aktuellen. Nach einem furiosen Saisonstart mit fünf Toren und zwei Vorlagen in den ersten vier Pflichtspielen hat der Angreifer zuletzt in sechs Partien nur einmal getroffen.

„Ich weiß, dass ich mich immer verbessern kann. Wenn es mal nicht läuft, suche ich als Erstes die Verantwortung bei mir“, gibt sich Glatzel selbstkritisch. Dass ihn Reporter-Legende Béla Réthy inmitten dieser Phase mit der Nationalmannschaft ins Spiel gebracht hatte, habe er als Scheindebatte empfunden. Gefreut habe er sich trotzdem über Réthys nette Worte.

Statt mit dem DFB in die USA zu reisen, arbeitet Glatzel in Hamburg an seiner Fitness. Er wolle geduldig bleiben und natürlich hart arbeiten, „um das Selbstvertrauen hochzuhalten“. Dann, betont der Torjäger, werde er „auch wieder häufiger treffen“. Einfluss auf das Pensum im Fitnessstudio nehme seine Torquote aber nicht.

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Beim HSV steht Glatzel regelmäßig im Austausch mit Athletiktrainer Daniel Müssig über seine Extraschichten. Weil seine Werte vorbildlich sind und er stets gute Erfahrungen mit dem Personal Training gemacht hat, muss er nicht jede Einheit mit dem Club absprechen. „Mir ist natürlich auch schon einmal nahegelegt worden, auf eine Einheit zu verzichten“, sagt Glatzel, der viel Vertrauen vom HSV verspürt. „Am Ende entscheiden wir immer gemeinsam, ob es Sinn ergibt.“

Ginge es nach Horn, der neben Glatzel auch einen weiteren HSV-Profi sowie einen Nachwuchsspieler vom 1. FC Köln betreut, könnten noch mehr Fußballer von seinem Training profitieren. „Ich würde es jedem Profi empfehlen – vor allem denen, die etwas mehr erreichen wollen“, sagt der studierte Fitnessökonom, der aktuell seinen Master in Sportökonomie macht und eines Tages sein eigenes Fitnessstudio eröffnen will.

„Ich glaube, dass Robert einer der fleißigsten Profis beim HSV ist und auch deswegen so gut spielt. Sein Programm würde auch zwei, drei anderen Spielern guttun.“ Namen will er nicht nennen. Möglicherweise kann Glatzel aber den einen oder anderen Mitspieler von Horns Arbeit überzeugen.