Hamburg. Viele Beobachter des HSV sahen den Spieler in der Rolle des Herausforderers. Nun hat er sich festgespielt – und will noch mehr.

Laszlo Benes gab zu Saisonbeginn ein Versprechen ab. Jedes Mal, wenn der Slowake ein Tor für den HSV schießt, will er hinterher mit den Journalisten sprechen. Aktuell kommt er dadurch sehr häufig mit den Medienvertretern ins Gespräch. Denn sein verwandelter Elfmeter gegen Hertha BSC (3:0) war bereits sein viertes Saisontor im dritten Spiel.

Damit führt der zentrale Mittelfeldspieler gemeinsam mit Stürmer Robert Glatzel die Torjägerliste der Zweiten Liga an. Inklusive seines Treffers in der ersten Pokalrunde in Essen (4:3 n.V.) hat Benes bereits fünf Pflichtspieltreffer erzielt.

HSV-Profi Benes ist Mann der Stunde

Auch unabhängig von seinen Toren ist er aktuell Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Hamburger. Der laufstarke Kreativspieler hängt sich rein, verteilt die Bälle geschickt und überzeugt sogar durch Balleroberungen per Grätsche wie vor dem später vom Videoschiedsrichter (VAR) zurückgenommenen Tor Robert Glatzels in der ersten Halbzeit.

„Ich bin in der besten Form meiner Karriere, habe meine Grenze aber noch nicht erreicht. Ich werde nicht nachlassen“, sagte der überraschende Torjäger des HSV, der auch eine Erklärung für seine aktuelle Formstärke hat.

Benes erklärt Formstärke beim HSV

„Ich hatte in der Vergangenheit nicht das Vertrauen bekommen, das ich verdient gehabt hätte“, sagt der 25-Jährige über seine Zeit bei Bundesligist Borussia Mönchengladbach, der einst fünf Millionen Euro als Ablöse für Benes zahlte, ihn vor einem Jahr aber für 1,5 Millionen Euro nach Hamburg ziehen ließ. „Beim HSV war es von Anfang an das genaue Gegenteil. Seit meinem ersten Tag spüre ich das Vertrauen vom Verein, dem Trainer und den Mitspielern. Das macht mich stärker, ich kann dadurch befreit aufspielen.“

Trotzdem verlief auch Benes' Debütsaison beim HSV nicht nach Maß. Als Königstransfer verpflichtet, war der schussgewaltige Mittelfeldmann häufiger nur zweite Wahl, als er zwischen Startelf und Ersatzbank pendelte. „Ich spüre, dass der Trainer mir in dieser Saison noch mehr vertraut. In der vergangenen Saison war ich ein paar Mal unzufrieden, als ich früh ausgewechselt wurde oder nicht von Anfang an gespielt habe“, räumt Benes nun ehrlich ein.

Benes ist überraschend Stammspieler

Doch die Zeit dieser wechselhaften Gefühle soll nun vorbei sein. Aktuell hat sich der Offensivspieler in der Mannschaft von Tim Walter festgespielt. Da auch Ludovit Reis nach seiner Schulterverletzung zurück ist, hätte wohl Neuzugang Immanuel Pherai momentan das Nachsehen, wenn er fit wäre.

Dabei waren die beiden Niederländer eigentlich Seite an Seite in der Mittelfeldzentrale eingeplant, während viele Beobachter Benes in der Rolle des Herausforderers sahen. Ein Luxusproblem, das sich gegen Hertha nicht stellte, weil Pherai wegen einer muskulären Verletzung fehlte.

„Mit meinen Leistungen habe ich untermauert, Stammspieler zu sein“, sagt Benes. „Aber ein Stammspieler, der noch lernen und sich verbessern will. Das werde ich auch tun.“

HSV-Trainer Walter singt Loblied auf Benes

Es ist genau diese lernwillige Einstellung, die HSV-Trainer Walter an seinem Schützling schätzt, weshalb er nach dem Sieg gegen Hertha ein Sonderlob verteilte. „Seit er bei uns ist, hat er eine brutale Entwicklung genommen. Er war letztes Jahr schon auf einem guten Weg“, sagt der 47-Jährige.

Nach 38 Pflichtspielen hat Benes bereits 22 Scorerpunkte (elf Tore, elf Vorlagen) für den HSV gesammelt – eine beeindruckende Quote für einen Mittelfeldmann. „Diese Zahlen kommen nicht von heute auf morgen, er hat sich weiterentwickelt und bringt eine brutale Energie auf den Platz“, freut sich Walter. „Seine Art und Weise, wie er antreibt und läuft, bringt uns weiter. Er verfügt über eine hohe Qualität.“

Eine Qualität, die Benes auf Platz eins der Torjägerliste geführt hat.

Die Statistik

  • HSV: Heuer Fernandes – Van der Brempt, Hadzikadunic, Ramos, Muheim – Meffert (90.+1 Heyer) – Reis (77. Öztunali), Benes – Jatta (84. Nemeth), Glatzel (90.+1 Megeed), Dompé (77. Königsdörffer). – Trainer: Tim Walter.
  • Hertha: 12 Ernst – 16 Kenny, 37 Leistner, 31 Marton Dardai (52. Winkler), 44 Gechter, – 41 Klemens (46. Pekarik) – 19 Dudziak (82. Christensen), 23 Richter – 27 Palko Dardai, 11 Reese – 25 Tabakovic (66. Prevljak). – Trainer: Pal Dardai
  • Tore: 1:0 Jatta (38.), 2:0 Benes (45.+4, Handelfmeter), 3:0 Glatzel (82.)
  • Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück)
  • Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)
  • Gelbe Karten: Meffert, Benes – Dudziak, Winkler