Hamburg. Der HSV holt sich die Tabellenführung und verschärft die Lage des Absteigers. Hamburg überzeugte diesmal auch defensiv.

Über dieses Spiel wird wohl noch länger zu reden. Nach einer überzeugenden und von Beginn an dominanten Vorstellung hat der HSV Bundesliga-Absteiger Hertha BSC mit 3:0 (2:0) besiegt und die Tabellenführung der 2. Bundesliga erobert. Bakery Jatta, Laszlo Benes und Robert Glatzel schossen die Tore für die Hamburger.

„Uns ist gar nichts gelungen, es war ein Klassenunterschied“, sagte Hertha-Trainer Pal Dardai, dessen Mannschaft mit 0 Punkten nach drei Spieltagen Tabellenletzter ist. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir heute in der Lage waren, ein Tor zu schießen. Mit dem Publikum im Rücken hat der HSV gespielt wie ein Bundesligist.“

HSV-Coach Tim Walter ergänzte: "Wir haben sehr konzentriert gespielt, waren sofort da, direkt griffig und haben uns auch von strittigen Situation nicht aus der Ruhe bringen lassen." Denn neben der in Heimspielen gewohnt für Spektakel sorgenden Spielweise gegen einen harmlosen Gegner aus der Hauptstadt stand beim Topspiel am Sonnabend aber auch der Videoschiedsrichter (VAR) im Fokus.

HSV gegen Hertha: VAR-Wirbel

Es waren vor allem zwei Szenen, die unter den Fans im zum zehnten Mal in Folge ausverkauften Volksparkstadion für Wut und Empörung gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) sorgten. Denn der sehr gewissenhaft und lange für eine Entscheidung brauchende VAR nahm den HSV-Anhängern zwischenzeitlich den Spaß am Fußball.

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Nach einem heillosen Durcheinander in der Berliner Hintermannschaft hatte Robert Glatzel mit seinem Treffer die Arena bereits in der Anfangsphase zum Beben gebracht (18.). Doch der VAR nahm die vermeintliche Hamburger Führung nach etwas mehr als einer Minute wieder zurück, weil Jonas Mefferts Schulter bei der vorausgehenden Flanke Miro Muheims im Abseits stand.

Sei’s drum. Kurz darauf jubelten die Fans schon wieder, als Glatzel nach einem Tritt von Toni Leistner im Strafraum zu Boden ging (21.). Ein klares Foul des Ex-Hamburgers, das sah zunächst auch VAR Christian Dingert so. Doch dann fiel ihm auf, dass Benes zuvor mit der Hand am Ball war. Es dauerte ganze drei Minuten bis das Vergehen auch an Schiedsrichter Frank Willenborg kommuniziert wurde. Statt Elfmeter für den HSV gab es Freistoß für Hertha – und Pfiffe gegen den DFB und seinen VAR. Zwei strittige Entscheidungen, die allerdings regelkonform waren.

HSV-Doppelpack gegen Hertha

Der HSV ließ sich nicht aus dem Konzept bringen und drückte weiterhin auf das Tor der Gäste. Erst prüfte Muheim mit einem satten Distanzschuss Herthas erst 20 Jahre alten Torwart Tjark Ernst (32.). Dann jubelten die Fans erneut – und diesmal sogar nachhaltig, denn der Treffer zählte. Glatzel setzte sich in seiner unnachahmlichen Art gegen zwei Berliner Verteidiger durch und spielte rechts raus auf den frei stehenden Jatta, der den Ball traumhaft mit seinem schwächeren linken Fuß ins lange Eck zum 1:0 für den HSV zirkelte (38.).

„Wir haben uns nicht beirren lassen von diesen beiden Entscheidungen, die gegen uns gepfiffen wurden“, sagte Torjäger Glatzel, der wie Benes bereits viermal getroffen hat. „Wir waren danach vielleicht sogar noch mutiger im Spiel nach vorne.“

Denn es spielte weiterhin nur der HSV, während Hertha zuguckte und hinterherlief. Glatzels Versuch ging noch über das Tor (42.), dann aber drang Benes nach einer herrlichen Ballstafette in den Sechzehner ein und schoss Herthas Marton Dardai die Kugel an den Arm (44.). Willenborg zeigte sofort auf den Punkt. Wieder überprüfte der VAR lange, wieder hallten Pfiffe durch das Stadion, doch diesmal gab der Schiedsrichter den Strafstoß. Benes trat an und verwandelte sicher zum 2:0 (45. +4). Es war bereits das vierte Saisontor des Slowaken.

HSV – Hertha BSC: Glatzel zum 3:0

Mit diesem Ergebnis ging es auch in die Pause. Im zweiten Durchgang schaltete der HSV einen Gang zurück und sorgte nicht mehr für das ganz große Spektakel. Der Ball lief gut gegen die weiterhin erschreckend harmlose Hertha. Bis auf einen Versuch von Marco Richter (67.) fanden die Berliner offensiv nicht statt.

Stattdessen hätte der HSV noch eher den Sack zumachen können, aber die eingewechselten Ransford Königsdörffer, der den Ball aus sechs Metern am Tor vorbei grätschte (78.) und Levin Öztunali (80.) scheiterten mit ihren Versuchen. Dann aber bekam Glatzel sein Tor.

Hertha war weit aufgerückte, Leistner hob das Abseits auf und so lief der Stürmer gemeinsam mit Königsdörffer alleine aufs Tor zu, bekam den nicht optimalen Querpass, umkurvte Hertha-Keeper Ernst mit all seiner Klasse und traf zum 3:0 (82.). Es war die Entscheidung in einem über die gesamten 90 Minuten einseitigen Spiel.

Die Aufstellungen

  • HSV: Heuer Fernandes – Van der Brempt, Hadzikadunic, Ramos, Muheim – Meffert (90.+1 Heyer) – Reis (77. Öztunali), Benes – Jatta (84. Nemeth), Glatzel (90.+1 Megeed), Dompé (77. Königsdörffer). – Trainer: Tim Walter.
  • Hertha: 12 Ernst – 16 Kenny, 37 Leistner, 31 Marton Dardai (52. Winkler), 44 Gechter, – 41 Klemens (46. Pekarik) – 19 Dudziak (82. Christensen), 23 Richter – 27 Palko Dardai, 11 Reese – 25 Tabakovic (66. Prevljak). – Trainer: Pal Dardai
  • Tore: 1:0 Jatta (38.), 2:0 Benes (45.+4, Handelfmeter), 3:0 Glatzel (82.)
  • Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück)
  • Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)
  • Gelbe Karten: Meffert, Benes – Dudziak, Winkler