Hamburg. Pherai erzählt, wie ihn der Trainer und Reis zum HSV lockten und was ihn hier erwartet. Elfadli kurz vor dem Medizincheck.

Immanuel Pherai hatte sich gerade vor der TV-Kamera positioniert und die Arme hinter dem Rücken versteckt, damit die beiden HSV-Sponsoren auf seinem Trainingsshirt gut sichtbar waren, da brach ein Platzregen über den Volkspark herein.

Der 22 Jahre alte Neuzugang versuchte, eine gute Miene zu den nervenden, in sein Gesicht peitschenden Regentropfen zu machen, während er über seine ersten Eindrücke vom HSV sprach. Dabei hob er immer wieder die Rolle seines Beraters Jan van Baal hervor, der den Wechsel nach Hamburg eingefädelt hatte.

Ob ihn sein Berater auch auf das Hamburger Wetter vorbereitet hätte, wollte ein Reporter wissen. „Nein, hat er nicht. So, wie ich es gerade mitbekomme, ist das Wetter genauso wie in Amsterdam“, scherzte der in der niederländischen Hauptstadt geborene Offensivspieler über den herbstlichen Sturm Anfang Juli.

HSV-Zugang Pherai kontaktierte Reis

Stürmisch soll es dank Pherai auch beim HSV zugehen. Nach dem Abgang von Sonny Kittel ist der für 750.000 Euro von Eintracht Braunschweig verpflichtete Tempodribbler als zweiter Achter im Mittelfeldzentrum neben Landsmann Ludovit Reis eingeplant. Die beiden laufstarken Profis kennen sich noch aus der Jugend, als sie gegeneinander spielten.

„Als mir mein Berater vom Interesse des HSV erzählte, habe ich Ludo als Erstes angeschrieben“, sagt Pherai über den Kontakt zu seinem alten Bekannten. „Er hat mir alles erklärt, was ich über den Verein wissen musste. Danach fiel es mir leichter, mich für den HSV zu entscheiden.“

Walter lockte Pherai zum HSV

Neben Reis lockte auch Trainer Tim Walter den torgefährlichen Unterschiedsspieler nach Hamburg. Bevor Pherai nach dem Braunschweiger Klassenerhalt mit seiner Familie in den Urlaub fuhr, habe er seinem Berater mitgeteilt, dass er ihm einen neuen Verein suchen solle. Nur wenige Tage später meldete sich van Baal bei seinem Schützling und kündigte ein Gespräch mit Walter an.

„Als ich im Urlaub war, rief der Trainer mich abends an“, erzählt Pherai rückblickend von der Überzeugungsarbeit des Coaches. „Das war mein erster Austausch mit ihm.“ Eine Woche später stand für Pherai fest: Er möchte unbedingt zum HSV, um den nächsten Schritt in seiner Karriere zu gehen.

Dabei hätte der Niederländer nach neun Toren und fünf Vorlagen für die Eintracht auch direkt in die Bundesliga wechseln können. Insbesondere sein beim FC Augsburg tätiger Ex-Trainer aus gemeinsamen Zeiten beim BVB II, Enrico Maaßen, legte sich mächtig ins Zeug, Pherai das Projekt der bayerischen Schwaben schmackhaft zu machen.

Doch nach einem Jahr bei einer defensiv geprägten Mannschaft wie Braunschweig wollte der Kreativspieler nicht erneut in einer passiven Rolle gegen den Abstieg spielen. „Man muss sich wohlfühlen bei einem Verein und mit der Spielweise identifizieren“, beschreibt Pherai die Beweggründe seines Wechsels zum HSV, wo er einen Vertrag bis 2027 erhalten hat.

Was Pherai beim HSV ändern muss

Auch wenn dem Spielmacher der ballbesitzorientierte Fußball beim HSV zusagt, ist ihm die Notwendigkeit bewusst, seine risikoreiche Spielweise anpassen zu müssen. In Braunschweig genoss Pherai alle Freiheiten, in Walters System sind Ballverluste wegen der fehlenden Absicherung extrem riskant.

„Es tut mir gut, entscheiden zu müssen, wann ich risikoreiche Pässe spiele und wann nicht“, sagt Pherai, dessen Passquote in Braunschweig wegen seiner nicht immer beim Mitspieler ankommenden Pässe in die Tiefe bei überschaubaren 59,5 Prozent lag.

Beim ersten Testspiel der Vorbereitung am Sonntag in Verden (3:2) wurde dem neuen Ballkünstler gleich vor Augen geführt, warum er seine große Stärke beim HSV nur situativ ausüben kann. „Der Trainer hat mir sofort eine Situation aufgezeigt, in der ich niemals den Ball verlieren darf, weil der Gegner auf solche Umschaltmomente lauert“, sagte Pherai selbstkritisch, und auch Walter bestätigte dieses Gespräch „mit dem Kleinen“, wie er den neuen Hoffnungsträger liebevoll nennt.

Walters HSV-Spagat bei Pherai

Der HSV-Coach ist angetan von den ersten Eindrücken des in Alkmaar und Dortmund ausgebildeten Profis. Pherai habe „gute Ideen“, sammle „viele intensive Meter auf dem Tacho“ und sorge für „großartige Ballaktionen“, lobte Walter, dem nun der Spagat gelingen muss, den Spieler in sein System zu integrieren, ohne ihn dabei zu verbiegen, ihm also seine Stärken zu nehmen.

„Manchmal sagt er im Training einfach ,Stopp’ und erklärt fünf Minuten, was wir ändern sollen“, sagt Pherai über die Arbeit mit Walter. „Das ist natürlich super für mich. Er erklärt mir die kleinen Details, die man unbewusst nicht umsetzt. Hinterher denke ich mir: ,Stimmt, genauso hätte ich mich verhalten sollen.‘“

HSV-Transfer: Sichert Elfadli Pherai ab?

Eine Einschätzung, auf die sich auch ein weiterer Neuzugang einstellen kann. Denn es deutet sich an, dass Magdeburgs Daniel Elfadli (26) am Dienstag oder in den nächsten Tagen seinen Medizincheck im UKE absolvieren und anschließend einen Vertrag beim HSV unterschreiben wird. Als Ablöse ist eine mittlere sechsstellige Summe im Gespräch, die im Aufstiegsfall eine satte sechsstellige Prämie nach sich zöge.

Der defensive Mittelfeldspieler, der am Montag in Magdeburg trainierte, ist als Backup für Jonas Meffert eingeplant. Eine Position, deren Hauptaufgabe es künftig sein wird, Pherai abzusichern.