HSV holt umworbenen Spielmacher. Welche Stärken Pherai hat. Transfer hat Auswirkungen auf die Zukunft von Sonny Kittel.

  • Der Wunschtransfer ist perfekt: Immanuel Pherai wechselt zur neuen Saison von Eintracht Braunschweig zum HSV.
  • Vorgänger Sonny Kittel verabschiedet sich mit emotionalen Worten von den HSV-Fans.
  • Warum Pherai zum HSV passt.

Hamburg. Es war der erste Spieltag der abgelaufenen Saison, als sich Sportvorstand Jonas Boldt erstmals live im Stadion einen Eindruck von Immanuel Pherai (22) verschaffte. Der HSV-Manager hatte gerade seinen Platz auf der Tribüne im Eintracht-Stadion eingenommen, da sorgte Pherai mit seinen schnellen Wendungen und seiner Spielübersicht dafür, dass sich Boldts Gesichtsausdruck von Minute zu Minute verfinsterte.

Allein in den ersten 20 Minuten tauchte Braunschweig fünfmal einschussbereit vor dem HSV-Tor auf. Fast immer mittendrin in den Tempogegenstößen der Gastgeber: Immanuel Pherai.

Am Ende lag es an Torhüter Daniel Heuer Fernandes und einer gehörigen Portion Glück, dass der HSV sogar zu null spielte und mit 2:0 als Sieger vom Platz ging. Pherai hatte nicht nur zahlreiche der 24 Braunschweiger Torschüsse eingeleitet, er hatte auch vier davon abgegeben, aber nur einmal die Latte getroffen. Dennoch nutzte der Niederländer die Bühne, um sich nachhaltig und vor allem frühzeitig in Boldts Hinterkopf zu spielen.

HSV holt Pherai für 1,5 Millionen Euro

Es vergingen Monate, in denen die Verantwortlichen des HSV immer wieder im Austausch mit Pherais Management standen und sich dadurch in die Pole-Position manövrierten. Am Dienstag wurde nach Abendblatt-Informationen schließlich Einigkeit über einen Wechsel zum HSV erzielt. Die Hanseaten ziehen die nur bis Ende des Monats gültige Ausstiegsklausel in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro.

Beim Trainingsstart der Eintracht am Mittwoch wird der Spielmacher nicht mit dabei sein und stattdessen in den nächsten Tagen seinen Medizincheck in Hamburg absolvieren, um anschließend einen langfristigen Vertrag zu unterschreiben.

HSV: Pherai kommt, Kittel geht

Der Kreativspieler wird künftig die Mittelfeldzentrale mit Landsmann Ludovit Reis bilden, der sich am Freitag zum HSV bekannt hatte. Mit Laszlo Benes und Anssi Suhonen verfügen die Hamburger über zwei weitere spielstarke Achter im Kader.

Dem wird Sonny Kittel nach vier Jahren nicht mehr angehören. Der Offensivspieler verabschiedete sich in der Nacht zum Mittwoch via Instagram mit emotionalen Worten von den HSV-Fans. „140 Spiele und ich habe es geliebt, in diesem Trikot Fußball spielen zu dürfen, jeden Morgen zum Training fahren zu können und die HSV-Klamotten tragen zu dürfen.“ Er bedanke sich bei allen, die ihn unterstützt und sein Trikot mit der Nummer 10 getragen hätten: „Das erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit.“

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Dass er den HSV schon zweimal verlassen wollte, erklärte Kittel (30) damit, dass der Verein nicht mit ihm verlängern wollte. „Ich habe schon vor knapp zwei Jahren den Verantwortlichen des Vereins deutlich signalisiert, dass ich mich sehr wohl im Verein und in Hamburg fühle und mir wünschen würde, länger zu bleiben. Mir wurde immer wieder angedeutet, dass man sich zeitnah zusammensetzen möchte, nur leider gab es bis heute kein Angebot.“

Kittels HSV-Abgang war Pherai-Bedingung

Kittels Abgang war Pherais Bedingung für einen Transfer. Der in Dortmund ausgebildete Profi, an dem auch Bundesligaabsteiger Schalke 04 und einige Erstligisten interessiert waren, hatte sich zwar früh für den HSV entschieden. Der Neuzugang soll aber zugleich deutlich gemacht haben, dass er nur nach Hamburg wechseln werde, wenn Kittel keinen neuen Vertrag bekomme. Denn der bisherige Braunschweiger ist gekommen, um zu spielen.

Immanuel Pherai entschied sich gegen Schalke.
Immanuel Pherai entschied sich gegen Schalke. © Imago/Eibner | Stopper

Nach vier Jahren und starken 76 Torbeteiligungen in 140 Spielen für den HSV endet somit das Kapitel Kittel, dessen Leistungsschwankungen immer wieder kontrovers diskutiert wurden. Mit Pherai erhofft sich der Club nun mehr Konstanz auf der Position des Spielgestalters.

HSV und Pherai – das passt!

In der ersten Zweitligasaison seiner Karriere gelangen Pherai neun Treffer und fünf Torvorlagen, nachdem er sich vor einem Jahr gegen eine finanziell lukrativere Verlängerung beim Drittligisten BVB II und für einen Wechsel nach Braunschweig entschieden hatte. Beim HSV will er nun den nächsten Entwicklungsschritt gehen.

Insider beschreiben Pherai nicht nur als torgefährlich, sondern vor allem als lauf- und charakterstark. Er soll zudem extrem fleißig in der Defensivarbeit sein, womit er wichtige Kriterien für den Fußball von Trainer Tim Walter erfüllt. Es sind Attribute, die auch Boldt an jenem 17. Juli gesehen hat.