Düsseldorf. Fanhilfe wittert Verstoß gegen Grundrechte. Düsseldorfer Ultras wollten die HSV-Gruppe stürmen. Polizei erklärt sich nur bedingt.
Wurden mitgereiste HSV-Fans am Freitagabend nach dem Auswärtsspiel in Düsseldorf (2:2) von der Polizei eingekesselt und zwei Stunden ohne Wasser festgehalten? Die Hamburger Organisation Fanhilfe Nordtribüne hat schwere Vorwürfe gegen die Düsseldorfer Polizei erhoben.
Wie die Solidargemeinschaft auf Twitter mitteilte, sollen rund 500 HSV-Fans gegen 22.30 Uhr und damit zwei Stunden nach dem Abpfiff von den Beamten auf der Heinrich-Heine-Allee eingekesselt worden sein. Die Anhänger waren auf dem Weg in die Düsseldorfer Altstadt, wo sich die mehr als 20.000 Gästefans anlässlich des 30. Geburtstags des HSV Supporters Club verabredet hatten.
Die Polizei hat den Vorfall inzwischen bestätigt, spricht allerdings von 350 HSV-Fans. Die Beamten rechtfertigen ihr Handeln mit „gewaltbereiten Fans“ in einer „überwiegend friedlichen“ Masse.
HSV-Fans von Polizei ohne Wasser festgehalten?
Anschließend sollen die HSV-Fans nach Schilderungen der Fanhilfe rund zwei Stunden ohne Wasser festgehalten worden sein. „Erst nach circa 90 Minuten, die ohne weitere Erklärung vergingen, wurde mithilfe eines Lautsprecherwagens mitgeteilt, dass die eingekesselten Fans ihren Weg in die Altstadt nicht fortsetzen dürfen und stattdessen mit den jeweiligen Reisebussen, die zum Polizeikessel geleitet wurden, die Heimreise antreten müssen“, teilte die Organisation mit.
Tatsächlich hatten mehrere Fanbusse ihre Rückfahrt ab 0 Uhr vom Düsseldorfer Hauptbahnhof geplant. Zuvor sollte es für die Reisenden noch auf das eine oder andere Kaltgetränk in die Altstadt gehen, doch dieser Gang wurde offenbar Hunderten verwehrt.
Die Fanhilfe, die sich Präventionsarbeit sowie Aufklärung im Umgang mit der Polizei zum Ziel setzt, kritisiert zudem einen mutmaßlichen Verstoß gegen die Grundrechte. „Toilettengänge wurden zeitweise nur gegen das Vorzeigen eines Personalausweises und unter Begleitung von bis zu fünf Polizisten und Polizistinnen gestattet“, lautet ein weiterer Vorwurf.
Die Polizei bestätigte lediglich, dass die Busse zur Heinrich-Heine-Allee bestellt wurden. Einen Fragekatalog des Abendblatts zu den Begleitumständen ließ die Pressestelle unbeantwortet.
Düsseldorf-Ultras wollten HSV-Fans stürmen
Nach Darstellungen der Fanhilfe sollen die Missachtung von Verkehrsregeln sowie ein einzelner Fan, der ein Verkehrsschild gestohlen habe, die Gründe für die polizeilichen Maßnahmen gewesen sein. Die Polizei spricht dagegen von „einigen“ Anhängern, die sich mit „Verkehrsschildern einer Baustelle ausgestattet“ hätten.
Darüber hinaus bestätigte die Polizei den vorherigen Abendblatt-Bericht, dass Düsseldorfer Ultras ebenfalls Auslöser der Maßnahmen gewesen sind. Demnach hätten sich rund 150 Fortuna-Anhänger auf den Weg in Richtung der 350 HSV-Fans gemacht, wie auch Betroffene berichten. Die Polizei ging rechtzeitig dazwischen und verhinderte einen Zusammenstoß der beiden Fanlager.
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HSV-Fans von Polizei festgehalten? Schwere Vorwürfe
Ob es deshalb auch zum Festhalten der HSV-Fans gekommen ist und ob dieser Einsatz verhältnismäßig war, gilt es nun aufzuklären.
„Wir haben die Geschehnisse mitbekommen und sind enttäuscht, dass zahlreiche Fans ohne ersichtlichen Grund davon abgehalten wurden, mit uns das Jubiläum in der Altstadt zu feiern. Wir fordern eine Aufklärung und werden diese begleiten“, teilte der HSV Supporters Club mit.
Noch deutlicher wurde die Fanhilfe Nordtribüne: „Wir verurteilen das planlose und verallgemeinernde Vorgehen der Polizei und fordern, dass die Bewegungsfreiheit von Fußballfans respektiert wird. Die Grundrechte gelten auch für Fußballfans in einer fremden Stadt.“
Mit Ausnahme dieses Vorfalls soll es nach Angaben der Polizei weitgehend friedlich geblieben sein. „Es kam vereinzelt zu Körperverletzungs- und Eigentumsdelikten“, teilte die Pressestelle mit, ohne näher ins Detail zu gehen.