Düsseldorf. Im Topspiel der Zweiten Liga konnten die Hamburger beim 2:2 den Verfolger auf Distanz halten, aber nicht restlos überzeugen.

Die anlässlich des 30. Geburtstags der HSV-Supporters weit mehr als 20.000 mitgereisten Hamburger Fans gaben bis zum Schluss alles. Immer wieder peitschen und trommelten sie ihre Mannschaft nach vorne. „Super Hamburg, olé“ tönte es in Dauerschleife aus dem erweiterten Gästeblock. Doch der Siegtreffer sollte nicht mehr fallen. 2:2 (1:2) trennte sich der HSV am Freitagabend von Fortuna Düsseldorf.

HSV dürfte mit der ersten Halbzeit in Düsseldorf hadern

Ein Ergebnis, mit dem beide Mannschaften nicht zufrieden waren. Für den HSV ist das dritte sieglose Spiel in Folge ein Rückschlag im Rennen um die direkten Aufstiegsplätze. Vor allem Trainer Tim Walter dürfte die gesamte Rückreise im Bus über die Phase Mitte der ersten Halbzeit hadern, als seine Mannschaft binnen acht Minuten den möglichen Sieg aus der Hand gab.

Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Heidenheim 34 / 67:36 / 67
2. Darmstadt 98 34 / 50:33 / 67
3. HSV 34 / 70:45 / 66
4. Düsseldorf 34 / 60:43 / 58
5. FC St. Pauli 34 / 55:39 / 58

Vor dem Spiel war mit Spannung erwartet worden, ob der HSV-Coach entweder Moritz Heyer oder Javi Montero für den Gelb-gesperrten Kapitän Sebastian Schonlau aufstellt. Die Antwort: beide. Dafür saß Jonas David überraschend nur auf der Bank. „Es war ein Bauchgefühl. Wir brauchen Kompaktheit und Intensität“, begründete Walter seine Maßnahme.

Neben Montero brachte der HSV-Coach mit Sonny Kittel, Laszlo Benes und Noah Katterbach insgesamt vier Neue und stellte defensiv auf eine Dreierkette um, die bei gegnerischem Ballbesitz zu einer Fünferkette wurde. Eine durchaus nachvollziehbare Umstellung, um im Zentrum einen Mann mehr gegen Düsseldorfs Doppelspitze Dawid Kownacki und Rouwen Hennings entgegenstellen zu können.

HSV-Stürmer Glatzel holt Elfmeter heraus

Der Fokus lag aber zunächst auf der Offensive, die mit der Doppelspitze Robert Glatzel und Kittel ebenfalls neu sortiert wurde. Die mitgereisten HSV-Fans waren gerade dabei, sich einzusingen, da löste Glatzel den ersten Jubelschrei im erweiterten Gästeblock aus. Geschickt von Katterbach wurde der alleine aufs Tor zulaufende Stürmer von Fortunas Jordy de Wijs von hinten gestoßen und zu Fall gebracht. Schiedsrichter Robert Schröder zögerte keine Sekunden und zeigte auf den Elfmeterpunkt (3.).

Die HSV-Fans feierten sich in Düsseldorf mit einer großen Choreo zum 30. Geburtstag des Supporter Clubs.
Die HSV-Fans feierten sich in Düsseldorf mit einer großen Choreo zum 30. Geburtstag des Supporter Clubs. © Witters

Allerdings kam de Wijs mit einer Gelben Karte davon, obwohl er keine Chance mehr auf den Ball hatte und laut Regelwerk ein Platzverweis erforderlich gewesen wäre. „Das hätte eine Rote Karte sein müssen. Da hat Düsseldorf Glück gehabt“, sagte Sky-Experte Sören Gonther.

Dem HSV war diese diskussionswürdige Entscheidung erst einmal egal. Nachdem Benes beim fälligen Strafstoß zunächst an Torhüter Florian Kastenmeier scheiterte, brachte der Slowake den Nachschuss sicher im Tor unter (5.).

Das 1:0 für den HSV gab den ohnehin bestens gelaunten Gästeanhänger noch einmal einen Energieschub. Die Stimmung war längst eines Erstligaspiels würdig, beide Fankurven sangen fröhlich gegeneinander an.

HSV-Verteidiger Montero patzt vor dem 1:1 erneut

Auf dem Rasen kontrollierte der HSV das Geschehen – zumindest bis zum Eckball von Felix Klaus. Montero stand zu weit von seinem Gegenspieler Kownacki entfernt und sprang auch noch unter dem Ball durch. Wieder unterlief dem erst im Winter ausgeliehenen Spanier ein folgenschwerer Fehler, den Düsseldorfs Stürmer per Kopf zum 1:1 nutzte (21.). „Wir kriegen zu einfache Gegentore, verteidigen nicht eng genug“, ärgerte sich Torwart Daniel Heuer Fernandes nach der Partie. „Bei einer Ecke muss man eng am Mann stehen. Kownacki köpft alleine aufs Tor. Das kann man verteidigen.“

Wie der HSV kam auch Düsseldorf mit der ersten Torchance zum Erfolg. Und ehe sich die Hamburger von dem Gegentor erholen konnten, lag der Ball ein zweites Mal im eigenen Netz. Hennings verlängerte einen langen Ball auf Klaus, der schneller schaltete als Miro Muheim und alleine auf Heuer Fernandes zulief. Der HSV-Keeper zögerte, ob er herauskommen und den Winkel verkürzen soll. Klaus nutzte diese Unentschlossenheit und schob platziert zum 2:1 ins linke Ecke ein (29.).

Binnen acht Minuten gab der HSV das Spiel aus der Hand. Folgerichtig mussten sich auch die den Supporters Club feiernden Gästefans erst einmal schütteln, ehe sie ihre Mannschaft wieder lautstark unterstützten. Trotz dieses Versuchs, das Auswärts- zu einem Heimspiel zu machen, tat sich der HSV weiterhin schwer beim Erspielen von Torchancen. Erst in der Nachspielzeit tauchte die Walter-Elf das erste Mal nach dem Elfmeter gefährlich vor dem Tor auf, doch Glatzel ließ den Ausgleich liegen. Sein Kopfball nach einer butterweichen Kittel-Flanke verunglückte komplett.

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Kittel erzwingt das Eigentor zum 2:2

Nach der Pause agierte der HSV zunächst unverändert – sowohl personell als auch spielerisch. Die Hamburger probierten, ackerten und waren stets bemüht. Mehr aber nicht. Auch die mitgereisten Fans ließen sich weiterhin nicht von der harmlos wirkenden Spielweise der Walter-Elf ermüden. Sie feierten weiterhin bedingungslos und vorbildlich sich selbst und den HSV – und wurden schließlich auch belohnt. Glatzel steckte im Strafraum mustergültig auf Kittel durch, der Düsseldorfs Christoph Klarer beim Klärungsversuch zum Eigentor zwang (75.). 2:2!

In der Gästekurve flog jetzt der eine oder andere Bierbecher vor Jubel. Und die Fans wollten mehr. Das Momentum lag jetzt wieder beim HSV, doch dann stoppte Montero den Versuch auf die drei Punkte mit seiner Gelb-Roten Karte. Dabei war der Spanier gerade erst von einer Sperre zurückgekehrt. Nun muss er erneut zuschauen. „Seine Rolle ist unglücklich“, sagte Heuer Fernandes ehrlich. Und auch Walter meinte: „Er bringt sich selber am meisten weiter, wenn er so etwas unterlässt und cleverer wird.“

Und der HSV? Der rettete einen Punkt - sollte aber allmählich sein Frühjahrstief überwinden. Denn den HSV-Profis war selbst klar, dass die Mannschaftsleistung trotz des späten 2:2-Ausgleichs Anlass für Kritik bot. „Wir haben wieder nur eine Halbzeit gut gespielt. Das reicht nicht“, sagte Jonas Meffert.

Die Statistik:

  • Düsseldorf: Kastenmeier - Zimmermann, Klarer (84. Oberdorf), de Wijs, Karbownik - F. Klaus (80. Peterson), Sobottka, Tanaka (84. Appelkamp), Iyoha (80. Ginczek) - Hennings (66. Niemiec), Kownacki
  • HSV: Heuer Fernandes - Heyer, Montero, Muheim - Jatta (81. Németh), Reis, Meffert, Benes (61. Suhonen), Katterbach - Glatzel, Kittel (83. Dompé)
  • Schiedsrichter: Robert Schröder (Hannover). Zuschauer: 52200
  • Tore: 0:1 Benes (5.), 1:1 Kownacki (21.), 2:1 F. Klaus (28.), 2:2 Klarer (75./Eigentor).
    Gelbe Karten: de Wijs (4), Hennings (5), Tanaka (2), Kownacki (7) / Muheim (5), Meffert (4).
    Gelb-Rote Karten: Montero (89./Foulspiel).
    Besondere Vorkommnisse: Kastenmeier (Fortuna Düsseldorf) hält Foulelfmeter von Benes (Hamburger SV) (5.).