Hamburg. Zusätzliches Gutachten zum Unfall von HSV-Profi Dompé könnte das Verfahren in die Länge ziehen. Wie die Ermittler konkret vorgehen.
Als Tim Walter die HSV-Profis am Montagnachmittag nach drei trainingsfreien Tagen im Volkspark in Empfang nahm, war auch Jean-Luc Dompé (27) wieder mit dabei. Der Franzose, der zuletzt angeschlagen fehlte und auch das Testspiel gegen Braunschweig (1:2) am vergangenen Donnerstag verpasst hatte, hat seine Sprunggelenksprobleme überwunden.
Walters Job ist es nun, den leistungsschwankenden Dompé für die entscheidenden Wochen im Aufstiegskampf wieder an seine Topform heranzuführen, die dem Flügelstürmer zuletzt abhandengekommen war.
Mit Ausnahme des Heimsiegs gegen Nürnberg (3:0) wurde der „Unterschiedsspieler“ in den zurückliegenden Wochen diesem Anspruch nicht mehr gerecht. Genauer gesagt kommt Dompé seit seinem schweren Autounfall Anfang Februar auf St. Pauli nicht mehr an seinen Leistungszenit heran.
Dompé: Monatelange Ermittlungen gegen HSV-Profi?
Wie sehr die Ermittlungen wegen des Verdachts eines illegalen Autorennens mit anschließender Unfallflucht Dompé nach wie vor mental belasten, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass er sich einige Monate in Geduld üben muss, bis der Fall aufgeklärt wird.
Ursprünglich hatte die ermittelnde Staatsanwaltschaft die Auswertung des zweiten Fahrtenschreibers von Dompés Unfall-BMW für Anfang März angekündigt. Doch auf Nachfrage räumte die Behörde ein, dass es auch mit einer rund vierwöchigen Verzögerung keinen neuen Ermittlungsstand gebe. „Bis die Ermittlungen abgeschlossen sind, kann es durchaus mehrere Monate dauern“, sagt der Hamburger Verkehrsrechtler Arne Egging im Gespräch mit dem Abendblatt.
Zusätzliches Gutachten zum Dompé-Unfall?
Die Ermittlungen werden auch deshalb noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, da voraussichtlich ein zusätzliches Unfallrekonstruktionsgutachten in Auftrag gegeben wird, wodurch der Verlauf des Unfalls mithilfe einer Computersoftware simuliert wird. Im Anschluss kann eine Aussage getroffen werden, ob es sich beispielsweise durch rücksichtsloses Verhalten und mehrere Spurenwechsel um ein illegales Rennen gehandelt haben soll.
„Normalerweise ergibt sich durch das Auslesen der Fahrtenschreiber in Kombination mit dem Gutachten ein schlüssiger Gesamtkontext“, sagt Jan Rodenberg vom Institut für Unfallanalysen Hamburg (Ifu), das solche Aufträge in Zusammenarbeit mit den Herstellerbetrieben des Fahrzeugs federführend ausführt.
Bei der Datenauswertung wird ermittelt, ob der Unfall hätte verhindert werden können, welche Reaktionen des Fahrers (Dompé) möglich gewesen wären, mit welcher Geschwindigkeit dieser unterwegs war und welches Sichtfeld er dabei gehabt haben muss.
Jean-Luc Dompé: Fuhr HSV-Profi illegales Rennen?
Im Fall von Dompé, der mit überhöhtem Tempo in eine Bushaltestelle raste und anschließend im Mercedes-AMG seines Mitspielers William Mikelbrencis (Beifahrer) flüchtete, wird zudem analysiert, ob dieser von einem Tunesier gefahrene Wagen den Unfall durch rücksichtsloses Verhalten forciert haben könnte.
„Es gibt immer einen Toleranzbereich, die Auswertung ist möglicherweise nicht auf den Meter oder die Sekunde genau“, erklärt Egging. Wichtig seien die Weg- und Zeitdiagramme. „Bei jedem Toleranzbereich muss der günstigste Wert für den Beschuldigten genommen werden.“
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Wie berichtet, kann ein Autofahrer laut Strafgesetzbuch auch ein Rennen gegen sich selbst fahren. „Wenn ich alleine fahre und die maximale Beschleunigung oder Geschwindigkeit meines Fahrzeugs austeste, dann kann es sich bereits um ein illegales Autorennen handeln“, bestätigt Egging. Dompé droht schlimmstenfalls eine fünfjährige Haftstrafe, wahrscheinlicher aber ist eine Bewährungsstrafe.