Hamburg. Torbutler Laszlo Benes soll gegen Arminia Bielefeld dazu beitragen, dass der HSV eine schwache Statistik verbessert.

Mit einem Ballnetz auf dem Rücken kam Laszlo Benes am Freitagmittag bei Hamburger Schmuddelwetter als letzter HSV-Profi vom Trainingsplatz. Mit seinen 25 Jahren zählt der Slowake eigentlich nicht mehr zu den jüngsten Spielern in der Mannschaft. Und Balldienst hatte Benes in dieser Woche auch nicht. Man könnte den Mittelfeldspieler daher einfach nur als höflichen und gut erzogenen Menschen bezeichnen.

Seinen Trainer Tim Walter dürfte diese Eigenschaft aber nicht sonderlich interessieren, wenn er über seine Startelf für das Heimspiel gegen Arminia Bielefeld am Sonntag (13.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) nachdenkt. Wohl aber dürften die Fitness und die Form dafür sorgen, dass Benes erstmals in diesem Jahr wieder von Beginn an spielt.

HSV-Profi Benes: Gegen Bielefeld platzte der Knoten

Nachdem der Sommerneuzugang im Wintertrainingslager einige Wochen mit einem Faserriss fehlte, kam er in den ersten drei Rückrundenspielen nur als Joker zum Einsatz. Dabei bereitete „Butler“ Benes jeweils ein Tor vor und machte deutlich, dass er schon gerne auch mal wieder von Anfang an spielen möchte.

„Laci bringt immer eine brutale Energie mit“, sagt Trainer Walter vor dem Wochenende und erklärt, warum das trotzdem nicht für einen Startelfeinsatz reichte. „Die Energie hatte er in den Anfangswochen noch nicht im Tank. Jetzt ist er wieder auf dem Weg dahin, wo er in der Vorrunde schon war. Da hat er genauso lange gebraucht.“

Tatsächlich brauchte Benes zu Saisonbeginn drei Spiele Anlauf, um beim HSV anzukommen. Mit 1,5 Millionen Euro war der vom Bundesligisten Borussia Mönchengladbach verpflichtete Linksfuß vor der Saison der teuerste Neuzugang der Hamburger. Doch erst am vierten Spieltag platzte bei Benes der Knoten, als er nach seiner Einwechslung mit einem Traumtor aus 25 Metern den 2:0-Sieg in Bielefeld sicher stellte. Sein anschließender Babyjubel galt seiner Freundin Viktoria, die im November ihre gemeinsame Tochter Liana zur Welt brachte.

Benes ist der effektivste HSV-Profi

Sechs Monate nach seinem Premierentor hat Benes vor dem Rückspiel gegen die Arminia bereits elf Scorerpunkte in seiner Bilanz stehen. Mit neun Vorlagen ist er nicht nur der beste Assistgeber des HSV – er ist auch der effektivste Spieler in der Mannschaft. Zumindest von den Akteuren, die in dieser Saison regelmäßig zum Einsatz kamen. Alle 98,36 Minuten ist Benes an einem HSV-Tor als Schütze oder Vorbereiter beteiligt (siehe Tabelle).

Die effektivsten HSV-Spieler

  • 1. Andras Nemeth: 39 Minuten – 2/0 (Tore/Vorlagen) – 19,5 Minuten pro Torbeteiligung
  • 2. Tom Sanne: 20 – 1/0 – 20
  • 3. Noah Katterbach: 33 – 0/1 – 33
  • 4. Laszlo Benes: 1082 – 2/9 – 98,36
  • 5. Robert Glatzel: 1863 – 14/1 – 124,20
  • 6. Jean-Luc Dompé: 1015 – 1/7 – 126,90
  • 7. Xavier Amaechi: 142 – 0/1 – 142
  • 8. Ludovit Reis: 1914 – 5/3 – 239,25
  • 9. R. Königsdörffer: 1283 – 5/0 – 256,60
  • 10. Sonny Kittel: 1421 – 0/5 – 284,20

Nur Andras Nemeth, Tom Sanne und Noah Katterbach liegen in dieser Wertung vor ihm. Allerdings haben alle drei Youngster noch nicht einmal eine ganze Halbzeit für den HSV gespielt. „Laci ist ein sehr, sehr, sehr wichtiger Spieler für uns“, sagt Walter, der weiß, dass nicht alle seine Spieler diese Effektivität in der laufenden Saison auf den Platz gebracht haben.

8,4 Schüsse braucht der HSV in dieser Spielzeit bislang für ein Tor. Das sind mehr als in der vergangenen Saison, als 7,8 Versuche für einen Treffer reichten. Und deutlich mehr als zum gleichen Zeitpunkt der Saison 2020/21, als der HSV unter Daniel Thioune zur Winterpause sogar die effektivste Mannschaft Europas stellte mit nur 4,7 Torschüssen pro Tor. Trotz Terodde und Co. reichte aber auch diese Zwischenbilanz am Ende nicht zum erhofften Aufstieg.

HSV sucht mehr Effektivität

Ein wenig mehr Effektivität würde sich Walter aber schon wünschen, damit der HSV sein großes Ziel endlich erreicht. Zwar dürften die 55.000 Zuschauer, die sich bis Freitag schon ein Ticket sicherten, auch wegen der wiederkehrenden Dramatik in den Volkspark kommen. Gegen eine frühzeitige Entscheidung hätten die HSV-Fans aber sicherlich nichts einzuwenden. Doch Walters Mannen machen es eben gerne spannend.

„Die Menschen haben Spaß daran, zu uns zu kommen und Spektakel zu sehen. Der Dino liefert großes Kino“, sagte Walter am Freitag. Aber muss es jede Woche ein Krimi sein? Oder wäre ein entspannter Streifen mit frühzeitigem Happy End nicht auch mal möglich? „Wir hätten gerne mal früher den Deckel drauf, aber Fußball ist kein Wunschkonzert. Die Gegner geben gegen uns immer 100 Prozent, daher dürfen wir nie vom Gaspedal gehen.“

Walters HSV-Änderungen: Benes in erste Elf

Das war den Hochgeschwindigkeitsfußballern des HSV vor einer Woche vor allem in der ersten Halbzeit beim 3:3 in Heidenheim nicht gelungen. Während Jean-Luc Dompé trotz seiner schwachen Leistung eine weitere Chance erhalten dürfte und Bakery Jatta seinen Magen-Darm-Infekt auskuriert hat, wird Ransford Königsdörffer wohl erst einmal auf der Bank sitzen. Zu wenig hatte er in den vergangenen drei Spielen im zentralen Mittelfeld gezeigt, zu gut war sein Konkurrent Benes nach seinen Einwechslungen. Nun ist der slowakische Nationalspieler mal wieder an der Reihe und darf weiter an seiner Effektivitätsquote arbeiten.

„Wir haben genug Spieler, die unseren Stürmer bedienen können“, sagt Walter. Mit Torjäger Robert Glatzel (Platz 2) und Benes (Platz 12) hat der HSV aber nur zwei Spieler unter den 28 besten Scorern der Liga. Mit Dompé, Jatta, Königsdörffer, Sonny Kittel oder auch Nemeth haben die Hamburger aber genug Spieler, die in diesem Ranking klettern können. In den kommenden Wochen werden sie sich alle um die Startplätze streiten. Oder wie es Walter sagt: „Wir haben einen Konkurrenzkampf unter Freunden.“

Am Sonntag will sich Laszlo Benes gegen die HSV-Freunde aus Bielefeld unverzichtbar machen. Und ganz nebenbei sein erstes Tor im Volkspark erzielen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

  • HSV: Heuer Fernandes – Heyer, David, Schonlau, Muheim – Meffert – Reis, Benes – Jatta, Glatzel, Dompé.
  • Bielefeld: Fraisl – Ramos, Andrade, Oczipka – Klünter, Lepinjica, Bello – Vasiliadis, Okugawa, Hack – Serra.