Hamburg. Der Investor soll bereits vor dem Friedensgipfel als Aufsichtsrat des HSV verhindert werden. Das Präsidium steht unter Zugzwang.

Das Transparent in schwarz-blau mit weißen Buchstaben, das quer über den Block der HSV-Fans in Heidenheim gespannt war, ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: „Für einen Dinselfreien Aufsichtsrat“, stand da in Versalien. Und wer die Botschaft im Rahmen des spektakulären 3:3 im Topspiel der Zweiten Bundesliga noch immer nicht verstanden hatte, der konnte am Morgen danach auch die „extended version“ auf der Homepage des Nordtribünen e.V. lesen.

Dort, wo ein Zusammenschluss von HSV-Anhängern aus der aktiven Fanszene immer wieder ihre Meinung zu Papier bringt, erklärten die Verfasser unter der unspektakulären Überschrift „Statement zu Detlef Dinsel“, warum sie den Unternehmer genauso wenig als Aufsichtsrat geeignet finden wie die Kleinaktionäre, die dieses Anliegen bereits auf der vergangenen Hauptversammlung deutlich zum Ausdruck gebracht hatten.

HSV-Fans: Detlef Dinsel ein „dubioser Investor“

In dem Brief heißt es: „Besonders die letzten Monate haben mal wieder erneut sehr eindrucksvoll gezeigt, wie zwei dubiose Investoren, Thomas Wüstefeld und Detlef Dinsel, dem HSV massiven Schaden zugefügt haben und dies auch aktuell tun. Seltsamerweise stellt Dinsel in den Planungen für den zukünftigen Aufsichtsrat für das Präsidium des e.V. eine wichtige Personalie dar. Trotz Vorbehalte aus unterschiedlichen Ecken des Vereins hält das Präsidium weiter energisch an Dinsel fest. Das geht sogar so weit, dass die Jahreshauptversammlung der Fußball-AG ohne Ergebnis vertagt werden musste und kein neuer Aufsichtsrat gewählt werden konnte.“

Tatsächlich war die Hauptversammlung am 3. Februar nach massiven Streitigkeiten – besonders um Dinsel, aber auch um Präsident Marcell Jansen – ergebnislos abgebrochen worden. In dieser Woche, vermutlich am Freitag, wollen sich nun die Aktionäre mit dem Präsidium treffen, um auszuloten, ob man bei der Besetzung des zukünftigen Aufsichtsrat doch noch einen Kompromiss finden kann.

HSV-Aufsichtsrat: Jansen möchte Dinsel behalten

Dabei muss man wissen, dass vor allem Jansen gerne an Dinsel als Aufsichtsrat festhalten würde, alle anderen Aktionäre (außer Wüstefeld) aber dagegen sind.

Marcell Jansen würde Detlef Dinsel gerne im Aufsichtsrat begrüßen. Anteilseigner und die aktive Fanszene des HSV haben da eine andere Meinung.
Marcell Jansen würde Detlef Dinsel gerne im Aufsichtsrat begrüßen. Anteilseigner und die aktive Fanszene des HSV haben da eine andere Meinung. © IK Partners

Und auch die Fans wollen den umstrittenen Investor offenbar mit allen Mitteln verhindern. Sie nennen ihn in ihrem Schreiben einen „renditefixierten und profitorientierten Investor“, der ihrer Meinung nach schon beim FC Augsburg für Magenschmerzen gesorgt habe: „Dort hat er nach sechs Jahren, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion seine Anteile hintenrum gewinnbringend an einen amerikanischen Heuschreckeninvestor weiterverhökert. Übrigens ist das nur herausgekommen, weil die Ultras der Legio Augusta einen Wechsel im Handelsregister bemerkt haben.“

Entscheidung bei kommendem HSV-Friedensgipfel?

Dinsel selbst betont, keine schlechten Absichten beim HSV zu haben. Gegenüber dem Abendblatt sagte er bereits in der vergangenen Woche, dass er enttäuscht sei, dass seine Gesprächsangebote an die Aktionäre und die Fans bislang nicht angenommen wurden. Eine Entscheidung über seine HSV-Zukunft könnte beim dem Friedensgipfel zwischen Jansen und den Aktionären in dieser Woche fallen.

Die Fans haben ihren Wunsch bereits vorab formuliert: „Wir fragen uns, warum das Präsidium (Jansen, Papenfuß, Wehmeyer) trotz aller Widerstände einen bekennenden Spekulanten in den AG-Aufsichtsrat hieven möchte, dessen Absichten im krassen Widerspruch zu den Interessen, Werten und Strukturen des e.V. stehen. Die genauen Beweggründe des HSV-Präsidenten bleiben unklar, dessen Nähe zu Personen wie Thomas Wüstefeld und Detlef Dinsel sind mehr als fragwürdig und lassen uns deutlich daran zweifeln, dass hier die Interessen des HSV im Vordergrund stehen.“ Das Schlusswort in dem Brief: „Nichts und niemand ist größer als unser Verein!“