Heidenheim/Hamburg. Laszlo Benes leitet die famose Aufholjagd ein, an deren Ende er noch einmal mit dem Feuer spielt. Neue Moral auch dank Jean-Luc Dompé?
Er brachte das dringend nötige Feuer ins Spiel des HSV – und wie sehr seine eigene Flamme selbst nach dem zur Halbzeit noch für unmöglich gehaltenen Ausgleich weiter loderte, stellte Laszlo Benes in der 88. Minute unter Beweis.
Unmittelbar, nachdem Bakery Jattas famoser Schuss zum umjubelten 3:3 im Heidenheimer Tor eingeschlagen hatte, fischte Benes den Ball aus dem Netz, um diesen möglichst schnell wieder ins Spiel bringen zu können.
Schließlich waren einige Minuten Nachspielzeit zu erwarten – Zeit genug also, um die wilde Hamburger Aufholjagd im Zweitliga-Topspiel sogar noch mit einem möglichen Siegtreffer zu krönen.
Dass der HSV-Joker bei seiner Aktion allerdings etwas ungestüm vorging und dadurch Heidenheims Kapitän Patrick Mainka zu Fall brachte, sorgte zum Finale noch einmal für einen zusätzlichen Adrenalin-Kick.
HSV in Heidenheim: Gerangel mit Benes und Müller
Torhüter Kevin Müller missfiel Benes' Eifer derart, dass er sich wiederum Hamburgs Antreiber packte. Es kam zu einem kurzen Gerangel, das Schiedsrichter Deniz Aytekin schließlich mit Gelben Karten für die beiden Streithähne beendete.
„Damit muss er rechnen, wenn er Patrick so angeht“, rechtfertigte Müller hinterher am Sport-1-Mikrofon sein Engreifen gegenüber Benes. Das Fazit des Heidenheimer Schlussmanns: Alles halb so wild. „Es gab keine Platzwunde und wir haben uns die Hand gegeben.“
Die versöhnlichen Worte nahm TV-Experte Maik Franz wiederum gleichermaßen freudig zur Kenntnis wie die Impulsivität des HSV-Profis. „Laszlo Benes war ein Faktor“, analysierte das frühere Abwehr-Raubein Franz. „Er hat das Spiel geordnet und Impulse reingebracht.“
HSV-Umstellungen mit Benes und Katterbach fruchten
Das sah Benes' sportlicher Vorgesetzter ebenso. „Laszlo Benes und Sonny Kittel haben dem Spiel sehr gutgetan“, analysierte Tim Laszlo Walter, der neben dem zur zweiten Halbzeit eingewechselten Duos aber auch den Elan des später ebenfalls ins Spiel gebrachten Außenverteidigers Noah Katterbach hervorheben wollte. „Das hat uns in der ersten Halbzeit noch gefehlt“, analysierte der HSV-Trainer.
Katterbach hatte Ransford Königsdörffer abgelöst und Jattas Ausgleichstreffer vorbereitet, Kittel war für den glücklosen Debütanten Javi Montero gekommen und Benes (29 Ballkontakte/6,09 Kilometer Laufleistung) hatte Unfallfahrer Jean-Luc Dompé ersetzt und die Aufholjagd durch die Vorbereitung des 1:3-Anschlusstreffers eingeleitet.
Walter: „Dompé hat sich selbst bestraft“
„Fußball ist die beste Therapie für ihn“, sagte Walter derweil über Dompé, dem er fünf Tage nach dem Crash seines BMW auf St. Pauli das sportliche Vertrauen geschenkt hatte.
Nach 45 Minuten war die „Therapie“-Stunde des Franzosen dann allerdings verfrüht beendet. „Er hat sich selbst bestraft“, sagte Walter mit einem Augenzwinkern zur Leistung und Auswechslung des Flügelflitzers. Ansonsten betonte Walter aber noch einmal, Dompés Verhalten auf dem Platz von dem außerhalb des Platzes trennen zu wollen.
Dompé: Boldt erhofft sich Wirkung für den HSV
Auch Jonas Boldt bezog rund um das Topspiel noch einmal Stellung zur Unfallfahrt unter Beteiligung von Dompé und William Mikelbrencis. „Fehler gehören dazu, sollten aber in diesem Ausmaß nicht zu häufig auftreten“, sagte der HSV-Sportvorstand vor dem Anpfiff bei Sport1. „Wir hatten Glück, dass es keinen Personenschaden gab.“
Der Unfall sei inzwischen mit dem gesamten Kader aufgearbeitet worden, sagte Boldt mit Blick auf einen gewünschten Lerneffekt: „Wir hoffen, dass es dazu führt, dass die Gruppe sich untereinander hilft und noch mehr zusammenwächst.“
„In den letzten Jahren wärst du hier untergegangen“
Diesem Wunsch leisteten die Spieler schließlich schon am späten Sonnabend auf der schwäbischen Alb Folge. „Es ist schön, wenn du so zurückkommst und wenn du eine solche Mentalität in die Jungs gebracht hast“, sagte Walter nach dem Punkt für die Moral. „In den letzten Jahren wärst du hier untergegangen. Das ist mittlerweile ein anderes Gesicht des HSV.“
Ein anderes Gesicht, zu dem in Heidenheim nicht zuletzt auch die frischen Köpfe Katterbach, Kittel und Benes beitrugen. „Das war sehr wichtig für den HSV“, sagte Experte Maik Franz zu Tim Walters Umstellungen nach der Pause. „Ganz großen Respekt, dass man hier so zurückkommt. Das zeigt die Mentalität der Hamburger.“