Hamburg. Nada-Wissenschaftler und vier HSV-Institute widersprechen sich. Am Donnerstag wird das DFB-Sportgericht entscheiden – oder doch nicht?

An diesem Donnerstag geht der Dopingkrimi um Mario Vuskovic ab 11 Uhr am DFB-Campus in Frankfurt in die nächste Runde.

Nachdem es am vergangenen Freitag in Runde eins vor allem um die Frage ging, inwiefern der Nationalen Anti-Doping Agentur (Nada) Verfahrensfehler rund um die Dopingprobe des HSV-Verteidigers unterlaufen sind, geht es in Runde zwei nun um eine ganz simple Frage: Ist Vuskovics Dopingprobe tatsächlich positiv oder doch negativ?

Lesen Sie hier den Bericht zum zweiten Verhandlungstag:

Ganz so einfach wie die Frage ist die Antwort allerdings nicht. Wie das Abendblatt bereits am Montag exklusiv berichtete, haben unabhängig voneinander vier weltweit anerkannte Institute die Daten von Vuskovics Dopingprobe ausgewertet und sind dabei zum Schluss gekommen, dass dem Kroaten kein Epo-Vergehen nachzuweisen ist.

HSV-Dopingfall Vuskovic: Epo oder nicht?

Für den HSV und den 21-Jährigen sind die Ergebnisse der Institute der wichtigste Joker in der Verhandlung an diesem Donnerstag. Für das Nada-Institut für Dopinganalytik und Sportbiochemie in Kreischa sind die Einschätzungen dagegen ein Affront.

Ein Epo-Test-Kit der Nada im Verhandlungssaal des DFB-Sportgerichts – kann der zweite Prozesstag Aufschluss geben im Dopingfall des HSV-Profis Mario Vuskovic?
Ein Epo-Test-Kit der Nada im Verhandlungssaal des DFB-Sportgerichts – kann der zweite Prozesstag Aufschluss geben im Dopingfall des HSV-Profis Mario Vuskovic? © Witters

Nach Abendblatt-Informationen bleibt das Auftragslabor der Welt Anti-Doping Agentur (Wada) in Kreischa, in der Nähe von Dresden, bei seiner Einschätzung, dass die Auswertungen von Vuskovics Werten eindeutig ein Epo-Vergehen dokumentieren.

Vuskovic: Nicht nur für den HSV-Profi geht es um viel

Um auf Nummer Sicher zu gehen, hat das Labor in Kreischa bei der Vuskovic-Untersuchung statt der vorgeschriebenen zwei zertifizierten Wissenschaftler sogar noch einen weiteren externen Wissenschaftler und Institutsleiter Sven Voss hinzugezogen, um die Bilder der Epo-Analyse zu untersuchen und zu bewerten.

Diese sind – vereinfacht gesagt – vergleichbar mit Röntgenaufnahmen, bei denen es auch keine eindeutigen Grenzwerte gibt, sondern immer einen Ermessensspielraum.

Die Kreischa-Wissenschaftler bleiben aber bei ihrer Meinung, dass die Probe eindeutig Epo nachweist. Was kaum einer weiß: Auch für das Institut geht es um viel. Sollte es sich bewahrheiten, dass die vom HSV beauftragten Institute recht haben, würde Kreischa seinen Status als eines von zwei Wada-Instituten in Deutschland verlieren. Das andere ist die Sporthochschule in Köln.

HSV: Dritter Verhandlungstag im Vuskovic-Prozess?

Das Kreischa-Institut stand für Nachfragen durch das Abendblatt nicht zur Verfügung. An diesem Freitag ist das anders – dann werden vor allem Antworten erwartet.

Der HSV setzt darauf, dass der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts, Stephan Oberholz, im Zweifel eine dritte Verhandlungsrunde ansetzt. Dies hatte er auch schon im Anschluss der vergangenen Verhandlung in Aussicht gestellt. „Wenn sich gewisse Positionen (…) nicht vollständig klären lassen, ist natürlich klar, dass wir dazu verpflichtet sind, die Sache durch ein Gutachten bewerten zu lassen.“

Quo vadis? Mario Vuskovic (3.v.l.) stand bei der 0:1-Niederlage des HSV in Fürth am 9. November 2022 letztmals auf dem Platz.
Quo vadis? Mario Vuskovic (3.v.l.) stand bei der 0:1-Niederlage des HSV in Fürth am 9. November 2022 letztmals auf dem Platz. © Imago/HMB-Media