Hamburg. Der HSV-Trainer hat eine Einheit geformt. Seine Spieler folgen ihm bedingungslos – auch im Umgang mit dem Führungschaos.

Wenn es einen Spieler beim HSV gibt, auf den die Bezeichnung Mr. Zuverlässig zutrifft, dann fällt die Wahl auf Jonas Meffert. Mit fast schon stoischer Gelassenheit lenkt der 28-Jährige das Aufbauspiel der Hamburger und hat mit seiner Positionierung maßgeblichen Einfluss auf die Statik des Spiels.

Der defensive Mittelfeldmann sieht sich selbst als Anker und Stabilisator, wie er am Sonntagabend im NDR-„Sportclub“ erzählte. Er ist keiner, der den Ball lange hält oder mit seinen Pässen zu sehr ins Risiko geht. Denn spielentscheidende Momente überlässt er lieber seinen Mitspielern.

„Ich versuche immer, viel Verantwortung für meine Mannschaft zu übernehmen, ich bin ein Teamplayer“, sagte Meffert einen Tag nach dem 1:1 des HSV gegen Kaiserslautern.

HSV-Profi Meffert mit Liebeserklärung an Walter

Der gebürtige Kölner lebt den Teamgedanken vor, so wie es Trainer Tim Walter sehen will. Für seinen Coach hat der Mittelfeldstratege ebenfalls nur warme Worte parat. Walter sei ein „Menschenversteher“, schwärmte Meffert im TV und beschrieb die aus seiner Sicht größte Stärke seines Chefs.

„Ich finde es super, dass er wirklich immer an seinem Weg festhält. Ich weiß noch genau, wie am Anfang darüber diskutiert wurde, ob wir auch einen Plan B bräuchten. Er hat dann immer gesagt, dass es die Lösung 1A und 1B gibt. Jetzt ernten wir die Früchte davon“, sagte Meffert, der mit dem HSV die Tabelle der Zweiten Liga anführt, und schob direkt noch ein Lob hinterher: „Die größere Leistung aber ist, wie er mit Menschen umgeht und eine Mannschaft geformt hat.“ Es sind Worte, die einer Liebeserklärung gleichkommen.

Jonas Meffert (r.) ist der Mittelfeldstratege beim HSV.
Jonas Meffert (r.) ist der Mittelfeldstratege beim HSV. © Imago / Philipp Szyza

HSV-Chaos: Meffert gewährt Einblicke

Dabei geht es innerhalb des Clubs nicht immer harmonisch zu. Der insbesondere auf Vorstandsebene offensiv ausgetragene Streit gipfelte zumindest vorläufig im Rücktritt von HSV-Vorstand Thomas Wüstefeld, der weder die Zweifel an seinem Doktor- und Professortitel ausgeräumt noch ein vollständiges Konzept zur Stadionsanierung präsentiert hat.

Die beinahe täglich von der Clubführung verursachte Unruhe ging auch an den Spielern nicht spurlos vorbei. Doch die Mannschaft hat sich – ganz nach dem Geschmack von Tim Walter – davon nicht ablenken lassen und versucht, den Fokus auf das Sportliche zu legen.

„Wir Jungs reden schon manchmal beim Frühstück darüber, wenn eine Neuigkeit in den Nachrichten steht, und tauschen uns darüber aus. Nicht zu viel, aber ab und zu mal“, sagte Meffert über den Umgang der Spieler mit dem internen Machtkampf. „Jeder sagt seine Meinung, es gibt auch mal unterschiedliche Meinungen. Manche Spieler reden auch gar nicht darüber, manche interessiert das nicht. Es ist total unterschiedlich. Bisher gehen wir sehr gut damit um.“

HSV: Meffert folgt Walters Sichtweise

Ein Urteil, das für Meffert vor allem ein Verdienst Walters ist. „Der Trainer sagt nicht viel zu diesem Thema. Er hat das Motto: Was außen passiert, können wir nicht beeinflussen. Wir sollen uns auf uns konzentrieren. Das hat er diese Saison zweimal angesprochen“, sagte der Profi und ergänzte grinsend: „Es ist ja einiges passiert drumherum.“

Es waren reflektierende Worte, die Meffert über das Vorstandschaos wählte. Aber wer hätte auch etwas anderes erwartet – bei Mr. Zuverlässig.