Hamburg. Wie es nach dem großen Knall im Volkspark weitergeht, ist noch unklar. Wer wird der Nachfolger Wüstefelds?

Der Stammplatz auf der Tribüne neben Jonas Boldt blieb am Freitagabend frei. Neun Monate lang durfte Thomas Wüstefeld die Auswärtsspiele des HSV an der Seite des Sportvorstands verfolgen. Das Nordderby bei Hannover 96 war das erste Spiel des HSV nach dem Rücktritt Wüstefelds, den der Club am späten Mittwochabend verkündete. Boldt wird die HSV Fußball AG in den kommenden Wochen als Alleinvorstand führen. Wie es nach dem großen Knall im Volkspark weitergeht, ist nach den Erklärungen von Aufsichtsratschef Marcell Jansen aber unklar. Der 36-Jährige versuchte am Donnerstag Antworten zu finden, warf aber vielmehr neue Fragen auf.

HSV News: Wer wird der Nachfolger Wüs­tefelds?

Wer wird der Nachfolger Wüs­tefelds? Wer kümmert sich jetzt um die Finanzierung der Renovierungsarbeiten am und im Volksparkstadion? Was passiert mit den 5,11 Prozent Anteilen, die Wüstefeld vor einem Jahr HSV-Investor Klaus-Michael Kühne abgekauft hatte? Und was wird aus Kühnes 120-Millionen-Euro-Angebot, der diese Offerte auch an den Rücktritt Wüste­felds geknüpft hatte?

Vor allem auf eine Frage blieb Jansen am Donnerstag erneut eine klare Antwort schuldig: Hat Wüstefeld beim HSV den Nachweis für seine akademischen Titel als Doktor und Professor vorgelegt? Jansen geriet bei diesen Fragen mächtig ins Schwimmen. Er wisse, dass Wüstefeld einem „Gremium“ Dokumente vorgelegt habe. Er habe diese aber nicht gesehen und könne sie nicht bewerten.

Doch auch Wüstefeld selbst verstrickt sich weiter in Widersprüche. Die Zweifel betreffen vor allem seinen Professorentitel. Selbst als Wüstefeld in der vergangenen Woche von geleisteter Aufklärung sprach, machte er die Verwirrung darum nur noch größer. Der Professor sei ihm für die Mithilfe an einem Forschungsprojekt verliehen worden, sagte Wüstefeld nach der Anhörung im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft.

Auch Wüstefeld selbst verstrickt sich weiter in Widersprüche

Vor längerer Zeit hatte er bereits einmal gesagt, diese akademische Würde stamme aus einem Lehrauftrag aus der Schweiz. Nicht der einzige Widerspruch: Gegenüber dem Abendblatt schloss er zuletzt genau das kategorisch aus. Doktor und Professor stammten beide aus Deutschland, aber er wolle nicht sagen, woher. In der Schweiz sei er zum Skifahren gewesen.

Offiziell wird die akademische Qualifikation Wüstefelds bislang nicht überprüft. Zwar ist auch gesetzlich reglementiert, wie lange ein Professorentitel nach einer Lehr- oder Forschungstätigkeit noch getragen werden darf, wenn es sich nicht um verbeamtete und somit eigens an Hochschulen oder Institutionen berufene Professoren handelt. Entscheidend sind aber die Regeln des Bundeslandes, in dem der Titel verliehen wurde.

Das Sportgericht des DFB hat den HSV wegen Fehlverhaltens seiner Anhänger beim Spiel in Braunschweig (Abbrennen von Pyro) und gegen Rostock (diskriminierendes Banner) zu einer Geldstrafe von 93.300 Euro verurteilt.