Hamburg. Der Interimsvorstand hat gute Nachrichten für die benötigte Stadionsanierung und reicht Investor Kühne die Hand.
Rein sportlich gesehen gibt es beim HSV in diesen Tagen wenig zu meckern. Acht Spiele, 18 Punkte, Platz zwei, das Team von Trainer Tim Walter (46) nimmt Kurs auf die Bundesliga. Nun konnte der Zweitligaclub auch außerhalb des grünen Rasens gute Nachrichten vermelden. Bei der Finanzierung der Sanierung des Volksparkstadions braucht der HSV "nur" noch einen Kredit in Höhe von 13 Millionen Euro. Ursprünglich waren 23 Millionen Euro vorgesehen, für die Hauptsponsor HanseMerkur einen Kredit gewähren will.
HSV News: Transfererlöse und Fanzuspruch helfen bei Stadionfinanzierung
"Wir werden die Fremdfinanzierung reduzieren, weil wir einen eigenen Anteil von zehn Millionen Euro in die Modernisierung des Volksparks investieren werden", erklärte Interimsvorstand Thomas Wüstefeld in der "Bild". Doch woher kommen plötzlich zehn Millionen Euro, wenn es kein Geheimnis ist, dass der HSV finanziell schwer angeschlagen ist? "Das sind Mittel, die wir zielstrebig erwirtschaftet haben. Zum einen durch den Zuschauerschnitt, der dank des sportlichen Erfolgs und der tollen Unterstützung der Fans höher ist als geplant", erklärte Wüstefeld und fügte an: "Zum anderen durch das Einsparen und Reduzieren von Kosten, von zusätzlichen Einnahmen aus Partnerschaften sowie aus ungeplanten Transfererlösen".
Wüstefeld machte aber noch einmal deutlich, dass er bislang keinen Bürgen für den HanseMerkur-Kredit gefunden hat. Seine Wunschlösung ist weiterhin klar definiert. "Eine Idee ist weiterhin, dass die Stadt uns noch mal mit einer Landesbürgschaft unterstützt. Vor allem vor dem Hintergrund, dass wir nun einen Eigenanteil erwirtschaftet haben", sagte Wüstefeld, der sich trotz der offenen Bürgschaft sicher ist, dass die Europameisterschaft 2024 in Hamburg stattfinden kann. "Wir sind in Gesprächen mit potenziellen Bürgen, die Signale sind durchweg positiv. Bisher war ich zurückhaltend, aber jetzt können wir sagen: Die EM findet im Volkspark statt", so der HSV-Chef.
Plant der HSV den Verkauf von Stadionanteilen?
In der langen WM-Winterpause sollen die Arbeiten beginnen. Zunächst sollen die komplette Verkabelung sowie die Beschallungs- und Flutlichtanlage erneuert werden. Die aufwendige Erneuerung der Dachmembrane soll im dritten Quartal 2023 im laufenden Spielbetrieb über die Bühne gehen.
Unabhängig von der Stadionfinanzierung analysiert eine Arbeitsgruppe gerade, wie man den HSV zukünftig wirtschaftlich auf stabilere Beine stellen kann. Dazu wird auch darüber nachgedacht, Stadionanteile zu verkaufen. "Dabei ist auch eine mögliche Stadionbetreibergesellschaft Bestandteil eines potenziellen Finanzierungs-Konzeptes. Aber Konkretes gibt es nicht zu vermelden", sagte Wüstefeld.
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Konkretes gibt es auch in Bezug auf das 120-Millionen-Euro-Angebot von Klaus-Michael Kühne nicht zu vermelden. Nachdem bereits Sportvorstand Jonas Boldt erklärte, dass er dem Ganzen offen gegenübersteht, legte nun Wüstefeld nach. Auch wenn der mächtige HSV-Investor mehrmals klar geäußert hatte, dass sein finanzielles Engagement mit einer Neubesetzung der Führung einhergeht. "Ich sitze nicht mit Klebstoff auf meinem Stuhl", erklärte Wüstefeld: "Ich würde mich über alles freuen, was der HSV Fußball-AG an finanziellen Mitteln zur Verfügung gestellt wird, immer unter der Berücksichtigung der bestehenden Vereinsstrukturen und Regularien. Mir macht die Arbeit mit den Kolleginnen und Kollegen auf der Geschäftsstelle viel Spaß und wir bewegen viele positive Themen", so der HSV-Chef.
Auf einen positiven Ausgang hofft Wüstefeld auch im Streit mit Kühne über die Vereinsanteile, die er vom HSV-Investor gekauft hatte. Der Anteilseigner will den Kaufpreis neu verhandeln, weil ihm die dramatische Finanzlage der Hamburger nicht bekanntgewesen sein soll. Zur Not würde er auch vor Gericht gehen. "Wir sind in Gesprächen mit der Kühne Holding, um zu einer für alle Seiten funktionierende Lösung zu kommen, damit es nicht dazu kommt", so Wüstefeld.