Hamburg. Der Franzose über seinen wilden Start mit vier Roten Karten beim HSV, seinen zähen Wechsel und worauf sich die Fans freuen können.
Jean-Luc Dompé hatte beim HSV-Training am Dienstag stets seinen persönlichen Coach an seiner Seite. Co-Trainer Merlin Polzin übersetzte jede Anweisung von Chefcoach Tim Walter auf Englisch und zeigte dem französischen Neuzugang die gewünschten Laufwege an. Der 27-Jährige hörte aufmerksam zu, offenbarte allerdings auch, dass er noch Zeit benötigt, um Walters Spielidee zu verinnerlichen.
Dass der antrittsschnelle und dribbelfreudige Dompé mit seiner Art, Eins-gegen-eins-Duelle förmlich anzusaugen, den HSV-Kader um ein neues Element bereichert, deutete er bereits am vergangenen Freitag bei seinem Einsatz in der zweiten Halbzeit gegen Darmstadt (1:2) an. „Man hat gleich im ersten Spiel gesehen, dass er uns besser macht“, sagte Walter. „Dribblings sind meine Stärke“, ergänzte der gelobte Dompé am Dienstag. „Der Trainer will kreative Lösungen auf dem Flügel von mir sehen.“
Dompé beim HSV: Wo ist er hier gelandet?
Besonders kreativ war auch die Farbauswahl der von Schiedsrichter Robert Schröder benötigten Karten. Zehnmal zückte der Unparteiische die Gelbe, viermal die Rote Karte – drei Platzverweise kassierte allein der HSV. Dompé, der momentan mit seiner Freundin und seiner fünfjährigen Tochter im Hotel Grand Elysée wohnt, muss sich zwischenzeitlich gefragt haben, wo er hier eigentlich gelandet ist. Oder etwa nicht? „Die erste Rote Karte hat unseren Flow zerstört, aber so etwas kann vorkommen“, antwortete er im Beisein des HSV-Pressesprechers ganz brav.
Am Sonnabend gegen Nürnberg darf es aber auch die eine oder andere Rote Karte weniger gegen den HSV sein. Möglicherweise feiert Dompé, dessen Vorbild Cristiano Ronaldo ist, nach seinem Blitzstart gegen Darmstadt dann bereits sein Startelfdebüt. „Ich bin fit und fühle mich bereit“, sagte der Rechtsfuß, der vorzugsweise auf dem linken Flügel zum Einsatz kommt, wegen der Zwei-Spiele-Sperre von Ransford Königsdörffer nun aber auf Rechtsaußen spielen könnte.
So war es auch in den vergangenen acht Jahren, als Dompé allerdings auch achtmal den Verein wechselte. „Ich hatte immer mal wieder Probleme bei meinen bisherigen Clubs“, räumte er ein. Doch das Image des Wandervogels will er in der Hansestadt ablegen. „Hier will ich auf jeden Fall länger bleiben“, sagte er freundlich und grinste.
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Dompé stach beim HSV Sahiti aus
Dabei war es lange Zeit gar nicht klar, ob Dompé überhaupt nach Hamburg umziehen wird. Nach seinem Besuch vor rund zwei Monaten im Volkspark herrschte erst einmal lange Zeit Stillstand. Der Transfer wurde zur Hängepartie – unter anderem weil der Aufsichtsrat das Budget nicht freigab. Aber auch, weil der HSV parallel mit Emir Sahiti von Hajduk Split verhandelte. Letztlich entschied sich Sportvorstand Jonas Boldt für die kostengünstigere Variante mit Dompé, der eine feste Ablöse von 1,1 Millionen Euro gekostet hat.
„Ich war mir die ganze Zeit sicher, dass der Transfer zustandekommt, weil der Trainer und Jonas Boldt mir das Gefühl gegeben haben, dass sie mich unbedingt haben wollen“, sagte Dompé auf Französisch über den Transferpoker.
Übersetzt wurden seine Worte im Übrigen von einem Dolmetscher. Auf dem Platz versucht Dompé in der Kommunikation mit seinen Mitspielern, seine Englischkenntnisse wieder aufzufrischen. Trainer Walter versteht sogar ein bisschen Französisch. Jetzt muss Dompé nur noch Walters Spielidee verstehen.