Hamburg/Schindellegi. Kommt nach der Absage die Kehrtwende? Der Investor warnt vor Wüstefelds Stadionplan – und fordert indirekt eine neue Führung.
Eine Woche nach der Ablehnung seines 120-Millionen-Euro-Angebots hat HSV-Investor Klaus-Michael Kühne neue Gespräche mit dem Club angekündigt. „Die HSV Fußball AG bzw. der Hamburger Sport-Verein e.V. haben sich zu Gesprächen mit der Kühne Holding AG bereit erklärt, deren Angebot zur Stabilisierung des Profifußballs in der vorliegenden Form nicht akzeptiert werden konnte“, heißt es am Montagmorgen in einer Presseerklärung seiner Holding.
HSV-Vereinspräsident und -Aufsichtsratschef Marcell Jansen hatte am vergangenen Montag darauf verwiesen, dass eine Änderung der Satzung nicht geplant sei. Die sei aber notwendig, um weitere AG-Anteile zu verkaufen. Der Verein müsse sicherstellen, dass die Interessen der Mitglieder und mithin der Fans bei der Entwicklung des Clubs weiterhin berücksichtigt würden. Daher sei Kühnes umstrittener Zehnpunkteplan nicht umzusetzen.
Kommt nun die Kehrtwende? Gesprächsbereitschaft hatte Jansen bereits vergangene Woche signalisiert: „Selbstverständlich werde ich mich auch direkt und persönlich mit Herrn Kühne zu seinem Angebot austauschen.“
Kühne will beim HSV „keine Macht ausüben“
Kühne (85) beteuerte nun, es gehe ihm nicht darum, Einfluss „auf die Geschicke“ des HSV zu nehmen „oder gar ‚Macht auszuüben‘“. Die Holding sei lediglich daran interessiert, beim HSV für gesunde finanzielle Verhältnisse zu sorgen und so die Grundlage für sportliche Erfolge zu schaffen.
Keinesfalls wolle sie sämtliche oder einen Großteil neu auszugebender Anteile erwerben, sondern sei „an einer Beteiligung Dritter sehr interessiert“ und auch bereit, im Zuge der Kapitalerhöhung erworbene Aktien zu einem späteren Zeitpunkt an Dritte zu übertragen.
Eine dauerhafte Stabilisierung sei nur möglich, wenn
- das Volksparkstadion „mit hohem Aufwand“ saniert werde,
- die Schulden „maßgeblich“ abgebaut würden und
- „wachsende“ Investitionen in die Mannschaft möglich seien.
Dafür sei eine Kapitalerhöhung notwendig. Ein Darlehen aufzunehmen, wie es HSV-Finanzvorstand und -Anteilseigner Thomas Wüstefeld für die Stadionsanierung plant, lehnt Kühne ab, weil dadurch „die Erreichung finanzieller Stabilität in noch weitere Ferne gerückt würde“.
Kühne fordert indirekt Wechsel in der HSV-Führung
In diesem Zusammenhang dürfte auch der sechste und letzte Punkt zu verstehen sein, in dem der Investor mehr oder weniger unverhohlen einen Wechsel in der Führung fordert. Der Kühne Holding erscheine es „wichtig, dass im Aufsichtsrat und Vorstand der HSV Fußball AG vermehrt kaufmännischer Sachverstand und hohe sportliche Kompetenz vertreten sein werden“.
Kühne hatte bereits verlauten lassen, er hoffe, dass Wüstefeld beim HSV bald Geschichte sei. Wüstefeld wiederum hat Kühnes Aufsichtsratschef Karl Gernandt mit einer Klage gedroht, weil er sich beim Kauf seiner Anteile getäuscht fühlt. Der Interimsvorstand sieht sich zudem schweren Vorwürfen und Strafanzeigen im Zusammenhang mit seinen Geschäften als Medizinunternehmer ausgesetzt.
Eine offizielle Reaktion des Clubs auf den neuen Kühne-Vorstoß steht noch aus.
So sind die Anteile der HSV Fußball AG verteilt:
- HSV e.V.: 75,10 Prozent
- Klaus-Michael Kühne: 15,21 Prozent
- Thomas Wüstefeld: 5,07 Prozent
- Familie Burmeister: 1,33 Prozent
- Familie Bohnhorst: 1,2 Prozent
- AmPri Handelsgesellschaft: 1,41 Prozent
- Erbengemeinschaft Margaritoff: 0,67 Prozent