Hamburg. Der Saisonstart des HSV zeigt, wie sehr Jatta fehlt. Walter übt weiter Druck auf Vorstand Wüstefeld und den Aufsichtsrat aus.

Nach dem zähen Pokalfight in Bayreuth (3:1 n.V.) war Tim Walter die Erleichterung über den Einzug in die zweite Runde anzusehen, als er sich im Presseraum des Drittligaaufsteigers einfand. In den 120 Minuten zuvor war dem emotionalen Trainer des HSV dagegen die Frustration über die Leistung seiner Mannschaft anzusehen. Immer wieder haderte er mit den Entscheidungen seiner Profis und forderte diese auf, schneller zu spielen. Meistens vergeblich.

In seiner Analyse beklagte Walter die „Handball“-Spielweise um den gegnerischen Strafraum und die mangelnde Rotation auf dem Platz. Insbesondere die für die Kreativität hauptverantwortlichen zentralen Mittelfeldspieler Laszlo Benes und Ludovit Reis bewegten sich nach Ansicht des Coaches in den falschen Räumen. „Die Achter haben sich auf die Schweini-Position (Bastian Schweinsteiger; d. Red.) abkippen lassen, das haben wir aber noch nie gemacht.“

HSV-Neuzugänge? Walter fordert Flügelspieler

In der Halbzeitpause, als sein Team 0:1 zurücklag, forderte Walter mehr Dribblings, um Überzahlsituationen zu schaffen. „Wir wollten mehr ins eins gegen eins gehen“, sagte er und deutete zugleich an, dass darin die größte Schwachstelle des Kaders liegt. „Dafür braucht man aber auch Eins-gegen-Eins-Spieler.“

In seiner aktuellen Verfassung bräuchte der HSV vor allem den Eins-gegen-Eins-Spieler Bakery Jatta. Doch der pfeilschnelle Gambier fällt wegen seines multiplen Muskelbündelrisses noch mehrere Wochen aus. Zuletzt hatte der eigentlich bereits aussortierte Engländer Xavier Amaechi gezeigt, dass er eine Verstärkung auf dem Flügel sein kann. Mangels Alternativen nutzte der 21-Jährige die Saisonvorbereitung, um sich in den Vordergrund zu spielen. Doch dann bremste ihn eine Außenbandverletzung im Knöchel aus. Seine Rückkehr wird in zwei Wochen angepeilt. Beide dribbelfreudigen Spieler fehlen Walter.

Bis dahin muss der HSV-Trainer mit dem Personal arbeiten, das ihm der Kader anbietet. Doch das ist nicht gerade viel, weshalb er zum wiederholten Male Neuzugänge gefordert hat. „Uns fehlen Eins-gegen-Eins-Spieler. Es wäre schön, etwas dazuzubekommen.“ Walter fordert weitere Transfers für die Offensive, doch diese wird es so schnell nicht geben, da der Aufsichtsrat wegen der – vorsichtig formuliert – nicht gerade lückenlosen Budgetplanung vorerst einen Ausgabestopp verhängt hat.

Walter fordert erneut Neuzugänge beim HSV

Erst vor einer Woche hatte Walter offensiv neue Spieler gefordert und damit ein klares Signal in Richtung Aufsichtsrat und den für Finanzen verantwortlichen Vorstand Thomas Wüstefeld gesendet. „Ich habe ja gesagt, dass Jonas Boldt, Claus Costa und ich ständig im Austausch sind, aber es geht jetzt auch darum, Gelder zu generieren, um noch Qualität zu haben“, sagte Walter.

Doch diese Gelder, die Wüstefeld nach Aussage von Jonas Boldt versprochen haben soll, gibt es weiterhin nicht. Transferziele wie Linksaußen Jean-Luc Dompé, der ein Eins-gegen-Eins-Spieler ist, sind finanziell derzeit nicht zu realisieren. Durch das Weiterkommen im DFB-Pokal erhält der HSV zwar eine Prämie in Höhe von 418.494 Euro, doch diese Summe war in die Haushaltsplanung bereits eingeplant. Neue finanzielle Möglichkeiten ergeben sich dadurch also nicht.

Ein HSV-Neuzugang überzeugt Walter

Dass es auch ohne weitere Neuzugänge gehen kann, zeigte am Sonnabend ein Neuzugang, der schon da ist: Der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Ransford Königsdörffer machte mit seiner Leistung auf sich aufmerksam. Nicht nur wegen seiner zwei Tore, sondern auch, weil er tiefe Laufwege anbot und permanent Torgefahr ausstrahlte – so wie es Walter sehen will, es in den ersten beiden Spielen des für 1,2 Millionen Euro aus Dresden verpflichteten Angreifers aber nicht sah.

„Er bringt Tempo mit, hat gute Anlagen. Darum haben wir ihn ja auch geholt. Bislang ist er noch nicht richtig angekommen, heute hat er sein Potenzial angedeutet“, sagte der HSV-Coach, der sich auch darüber freuen würde, wenn noch weitere Neuzugänge beim HSV ankämen.