Hamburg. Der HSV-Kapitän trifft und wird schmerzhaft getroffen. Nach dem Derby klärt er über seine Gefühlslage auf. Sonderlob für Jatta.
Mit einem Veilchen unter dem linken Auge war Sebastian Schonlau noch immer gezeichnet von seinem Einsatz im Derby, als er vor die Sky-Kamera trat. „Mir geht’s gut. Nach einem Derbysieg kann man einiges wegstecken“, scherzte der HSV-Kapitän, der in der Schlussphase vom wuchtigen Schuss des eingewechselten St. Paulianers Lukas Daschner frontal im Gesicht getroffen wurde.
„Er hat mich gut getroffen“, sagte Schonlau, der unmittelbar nach der schmerzhaften Erfahrung mit Daschners Schussstärke benommen liegen geblieben war, sich anschließend leicht benommen aufrichtete, aber trotzdem bis zum bitteren Ende den 2:1-Sieg des HSV verteidigte. „Ich habe meinen Dickschädel mal hingehalten. Es war ja nicht umsonst.“
Schonlau köpft HSV zum Ausgleich gegen St. Pauli
Jener Dickschädel war es auch, der den HSV zuvor zurück ins Derby gebracht hatte. Denn nach einer Ecke des bärenstarken Kreativspielers Sonny Kittel köpfte Schonlau zum zwischenzeitlichen Ausgleich ein (58.). „Wir hatten uns St. Pauli ausgeguckt und wollten Burgstaller am ersten Pfosten wegziehen“, beschrieb der Torschütze die einstudierte Variante.
Lesen Sie auch die Einzelkritik:
Mit seinem Treffer egalisierte er nicht nur das Spiel, sondern auch seine Unachtsamkeit beim Gegentor. Denn beim 1:0 von St. Pauli durch Guido Burgstaller kam Schonlau zu spät, um noch zu klären. Doch davon ließ sich weder der Kapitän noch seine Mannschaft beeindrucken. „Nervös sind wir nicht geworden, aber natürlich tat der Rückstand weh. Wir sind die ganze Zeit angelaufen, haben ein richtig gutes Spiel gemacht, hatten viele Chancen und kriegen aus dem Nichts das 0:1“, klagte Schonlau.
Schonlau verrät Kabinenschwur des HSV
Der Innenverteidiger verriet ein Detail aus der Kabine, wie sich die Mannschaft in der Halbzeit zusammenraufte. „Wir haben uns in der Halbzeit gesagt, dass wir unsere Chancen weiterhin kriegen werden und so war es auch. Das Gegentor hat uns aber überhaupt nicht umgeworfen. Heute haben wir uns endlich belohnt.“
14-mal aus teilweise besten Positionen schoss der HSV aufs Tor. Lange Zeit sah es so aus, als würden die spielerisch dominant auftretenden Gastgeber an ihrer eigenen Chancenverwertung scheitern. Doch zweimal zeigte der Club aus dem Volkspark die nötige Effizienz – und kürte sich zum inoffiziellen Stadtmeister.
„Der Derbysieg ist eine ganze Menge wert für uns, den Verein und die Fans,“ freute sich Schonlau, der angesichts von nur noch drei Punkten Rückstand auf Noch-Tabellenführer St. Pauli wieder die Aufstiegsplätze ins Visier genommen hat. „Natürlich wollen wir die freigesetzten Kräfte mitnehmen, das ist doch gar keine Frage.“
Überholt der HSV jetzt St. Pauli?
Schon am kommenden Spieltag in zwei Wochen nach der Liga-Pause könnte der HSV den ungeliebten Stadtrivalen in der Tabelle überholen. Ein vor Wochen kaum für möglich gehaltenes Szenario, auf das Mittelfeldstratege Jonas Meffert nun erst einmal das „eine oder andere Bier“ trinken wolle.
Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Heidenheim 34 / 67:36 / 67
2. Darmstadt 98 34 / 50:33 / 67
3. HSV 34 / 70:45 / 66
4. Düsseldorf 34 / 60:43 / 58
5. FC St. Pauli 34 / 55:39 / 58
Sein Chef, der vor der Partie preisgegeben hatte, nach Siegen immer ein Bier mit seinem Trainerstab zu trinken, hielt sich diesmal mit weiteren feucht-fröhlichen Details zurück. Überhaupt wirkte Tim Walter in seiner Derby-Analyse ausgesprochen nüchtern, fast schon emotionslos.
HSV-Coach Walter liebt Jatta
Einzig bei einer Frage nach Torschütze Bakery Jatta schaffte es Sky-Reporter Sven Töllner, Walter aus der Defensive zu locken. „Baka hat heute wieder gezeigt, welche Freude er auf den Platz bringt. Dass er sich noch weiterentwickeln muss, ist auch ganz klar. Aber so, wie er die Läufe gemacht und den Ball reingehauen hat, ist er unser Junge und darum lieben wir ihn.“
Ganz viel Liebe dürfte nicht nur Jatta von seinem Trainer, sondern auch die gesamte Mannschaft von ihren Fans erfahren. Denn der HSV hat erstmals in den harten vier Zweitligajahren zu Hause gegen St. Pauli gewonnen. Der Club darf sich nun Derbysieger nennen. Ein nettes Detail auf der Visitenkarte, durch das auch Schonlau sein Veilchen unter seinem Auge verschmerzen dürfte.
Die Statistik:
- HSV: Heuer Fernandes – Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim – Meffert – Reis, Kittel – Jatta (90. Kaufmann), Glatzel (90. David), Alidou (71. Wintzheimer).
- FC St. Pauli: Vasilj – Ohlsson (76. Dzwigala), Medic, Lawrence, Paqarada – Smith (81. Makienok) – Becker (71. Daschner), Irvine (81. Benatelli), Hartel – Burgstaller, Amenyido (46. Dittgen).
- Tore: 0:1 Burgstaller (31.), 1:1 Schonlau (58.), 2:1 Jatta (71.)
- Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)
- Gelbe Karten: Kittel (5), Reis (3) – Amenyido, Irvine (3), Hartel (3), Benatelli
- Torschüsse: 15:12, Ecken: 7:3, Ballbesitz: 53:47 Prozent, Zweikämpfe: 118:88