HSV-Profi rührt Fans mit emotionalem Facebook-Beitrag. So lief der Fanmarsch beim Abschlusstraining. Seeler kehrt zurück.

Titz schmeißt fünf Etablierte aus dem Kader

Diese Nominierung hat es in sich: Christian Titz streicht gleich fünf etablierte HSV-Profis aus dem Kader: Walace, André Hahn, Dennis Diekmeier, Mergim Mavraj und Sven Schipplock fliegen aus dem 18-köpfigen Aufgebot – genauso wie Vasilije Janjicic. Ihnen bleibt nur ein Platz auf der Tribüne. Der 17 Jahre alte Josha Vagnoman, der gegen die Bayern debütierte, wurde bereits am Donnerstag gestrichen. Neu dabei sind dafür die beiden Youngster Young-Jae Seo (22/Linksverteidiger) und Matti Steinmann (23/defensives Mittelfeld), die Titz bestens aus der U21 kennt. Der neue HSV-Coach wird voraussichtlich beide Spieler in der Startelf bringen.

Drei der fünf Spieler, die aus dem Kader fliegen: Walace (v.l.), Mavraj und Hahn bleiben gegen Hertha nur ein Platz auf der Tribüne
Drei der fünf Spieler, die aus dem Kader fliegen: Walace (v.l.), Mavraj und Hahn bleiben gegen Hertha nur ein Platz auf der Tribüne © Witters

Zurück im Kader sind die beiden Stürmer Fiete Arp und Bobby Wood sowie Lewis Holtby, den Titz einst persönlich trainierte. Im Vergleich zum 0:6-Debakel in München könnte es daher zu sechs Änderungen in der Startelf sowie einer Positionsverschiebung (Santos rückt auf die rechte Seite) kommen.

Voraussichtliche Aufstellung des HSV gegen Hertha: Pollersbeck – Douglas Santos, Papadopoulos, van Drongelen, Seo – Steinmann – Jatta, Holtby, Waldschmidt, Kostic – Wood.

Altintas postet emotionalen Beitrag

Der momentan an den türkischen Zweitligisten Giresunspor ausgeliehene HSV-Profi Batuhan Altintas hat in einem emotionalen Beitrag bei Facebook Einblicke in sein Innenleben gewährt. Darin bekräftigt er, durch und durch HSVer zu sein, obwohl er für den Club erst einmal in der Bundesliga zum Einsatz kam. Am letzten Spieltag der Saison 2015/16 sammelte er in Augsburg (3:1) seine ersten und einzigen Minuten in Deutschlands höchster Spielklasse. Dennoch trage er die Raute in sich. Weil sich zuletzt viele über den Verein und die Spieler lustig gemacht haben, sah sich Altintas zu folgendem Post veranlasst:

Die Reaktionen der Leser fallen durchweg positiv aus. "Hut ab. Vielleicht liest es ja der ein oder andere Mitspieler und meldet sich hier auch mal um uns einen kleinen Einblick in sein Seelenleben zu geben . Wäre schön", kommentiert beispielsweise Jörg Rahn. "Schön geschrieben", "starker Text", "hoffentlich sehen das deine Mitspieler auch so! Richtige Einstellung!!", schreiben andere.

Andere fordern sogar, dass der Türke nach seinen warmen Worten eine Chance im Profiteam erhalten soll. Darauf müssen sich die Fans allerdings bis mindestens kommenden Sommer gedulden, wenn Altintas nach seiner Leihe zurück zum HSV, wo er noch einen Vertrag bis 2019 besitzt, kehrt.

100 Fans beteiligen sich am Motivationsmarsch

Normalerweise ist das Abschlusstraining des HSV nicht öffentlich. Doch nach dem Aufruf der HSV Supporters, einen Fanmarsch vom Uwe-Seeler-Fuß zum Trainingsgelände zu starten, um die Spieler zusätzlich zu motivieren, hat der Club seine Tore spontan geöffnet. Knapp 100 Anhänger der Rothosen beteiligten sich an der Aktion. Als die Mannschaft die Treppe am Volksparkstadion herunterlief, standen die Fans Spalier und applaudierten den Profis zu. Etwas verhalten skandierten vereinzelte Fans "HSV! HSV!" und "Niemals 2. Liga". Die Mannschaft trainierte anschließend 30 Minuten auf dem Platz, danach wurde die Einheit geheim im Stadion fortgesetzt.

Quelle: Twitter/@kaibehrmann

Auch wenn angesichts der Tatsache, dass in Hamburg momentan Ferien sind, mit deutlich mehr Teilnehmern gerechnet worden war, belegt die Aktion den positiven Stimmungswandel, der seit dem Trainerwechsel Anfang der Woche von Bernd Hollerbach zu Christian Titz in Hamburg eingesetzt ist. Die Fans glauben plötzlich wieder an das Wunder, die Klasse zu halten. Voraussetzung dafür ist allerdings ein Sieg am Sonnabend gegen die ebenfalls offensivschwache Hertha aus Berlin (15.30 Uhr/Sky und im Abendblatt-Liveticker). Im Vorfeld der Partie ist schon die nächste der Motivation dienende Fan-Aktion geplant (siehe unten).

Titz muss den Slomka machen

Beim Spiel gegen Hertha BSC sollen die HSV-Profis am Sonnabend auch die Einstellung eines Vereins-Negativrekords verhindern: In der Saison 1966/67 blieben Uwe Seeler & Co. 14 Spiele in Serie sieglos. Die Mannschaft des damaligen Trainers Josef Schneider stellte erst am letzten Spieltag durch ein 2:1 gegen Fortuna Düsseldorf den Klassenverbleib sicher.

Aktuell steht der HSV bei 13 sieglosen Spielen hintereinander. Der letzte Dreier datiert vom 26. November (3:0 gegen Hoffenheim). Und der neue Trainer Christian Titz startet mit einem echten Handicap: Keiner seiner fünf Vorgänger konnte das erste Spiel mit dem HSV gewinnen. Zuletzt gelang dies Mirko Slomka am 22. Februar 2014 (3:0 gegen Dortmund).

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Seeler wieder live dabei

Apropos Uwe Seeler: Die 81 Jahre alte Club-Legende war zuletzt gesundheitlich angeschlagen, drückt nun von der Tribüne aber wieder die Daumen für das Wunder von der Elbe. "Mir geht es wieder richtig gut, ich fühle mich fit und stark – es kann wieder losgehen", sagte "Uns Uwe" der Morgenpost.

Fans wollen Spalier stehen

Im Volksparkstadion wird Seeler in Gesellschaft von voraussichtlich mehr als 50.000 Zuschauern sein. Diese Grenze hatte der HSV zuletzt vor zwei Monaten im Heimspiel gegen den 1. FC Köln geknackt (52.647).

Nach einigen Entgleisungen in jüngster Vergangenheit mit Drohungen und Grabkreuzen am Stadion sollen diesmal positive Signale gesetzt werden. Fans wollen Spalier für den Mannschaftsbus auf dem Weg in die Arena stehen. "Das halte ich für einen ganz wichtigen Impuls. Die Top-Unterstützung auch in den schwierigen Situationen der letzten Jahre hat mich schon immer beeindruckt. Das ist gerade für die jungen Spieler wichtig“, sagte der neue Trainer Christian Titz.

Mario Gomez kritisiert Fan-Drohungen

Die Drohungen gegen die HSV-Profis sind auch Mario Gomez nicht verborgen geblieben. "Meiner Meinung nach ist es wirklich schade, dass das Fan-Sein im Moment nicht mehr dahin geht, die eigene Mannschaft zu unterstützen, sondern dass man gegen die Gegner, das System, den DFB, die Schiedsrichter und auch gegen die eigene Mannschaft ist", sagte der Stürmer des VfB Stuttgart bei Eurosport vor dem Hintergrund der jüngsten Vorfälle in Hamburg.

"Der Gedanke, der für mich einen Fan ausmacht, ist ein anderer", sagte Gomez weiter: "Als ich als Kind Fan von Jay-Jay Okocha war, habe ich nicht geguckt, was der Abwehrspieler macht, sondern habe nur auf Jay-Jay geschaut. Ich würde mir wünschen, dass es wieder mehr dahin geht, dass es weniger um Politik geht. Ich glaube, Fußball ist ein Sport, der Menschen verbindet. Ich persönlich wünsche mir, dass es wieder in die andere Richtung geht."

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    Skjelbred misst HSV-Spiel große Bedeutung bei

    Angesichts des Abstands von sieben Punkten auf den Relegationsplatz sowie vier Spielen ohne Sieg und ohne Tor ist das Spiel in Hamburg auch für Hertha BSC von großer Bedeutung. "Wenn wir den HSV schlagen, haben wir noch mehr Luft nach unten. Insofern ist es schon eine wichtige Partie“, erklärte Ex-HSV-Profi Per Skjelbred.

    Michael Preetz indes will sich vom erneuten Trainerwechsel im Volkspark nicht ablenken lassen. "Wir befassen uns nicht mit dem HSV, weil es nichts bringt. Im Fokus steht die Arbeit mit unserer Mannschaft", sagte Berlins Manager.

    Die Hertha-Verantwortlichen erwarten "viel Neues“ beim Kontrahenten, wollen die außergewöhnliche Situation für sich nutzen: „Da wir sicher nicht behaupten können, dass wir wissen, wie der HSV kommt, macht es auch wenig Sinn zu sagen, wie wir ins Spiel gehen wollen“, bemerkte Preetz zu der Geheimniskrämerei und kündigte an: "Wir werden es bis zum Anpfiff intern halten." Trainer Pal Dardai, der am Freitag seinen 42. Geburtstag feierte, stufte die Partie zumindest öffentlich als „ein Bundesligaspiel wie jedes andere“ ein.

    Labbadia schreibt den HSV nicht ab

    Im Streben nach einem Wunder kann der HSV nicht nur auf Mainz schielen, sondern auch auf den VfL Wolfsburg. Schließlich sind auch die Niedersachsen "nur" sieben Punkte von Hamburg entfernt. Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia jedenfalls betonte in der Pressekonferenz zum Spiel gegen Schalke noch einmal: "Ich habe den HSV und Köln noch nicht abgeschrieben."

    Dabei dürfte der 51-Jährige nicht nur seine eigene erfolgreiche Retter-Mission in Hamburg im Kopf haben, sondern auch den pikanten Spielplan: Am 32. Spieltag kommt es in der Autostadt zum direkten Duell mit seinem Ex-Club, am letzten Spieltag kommt der 1. FC Köln zu einem möglichen Showdown nach Wolfsburg.

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    Kauczinski "freut" sich über Relegationsdrama

    Der ehemalige KSC-Trainer Markus Kauczinski hat das Relegationsdrama gegen den HSV gut weggesteckt. "Das habe ich nie als Trauma empfunden", sagte der jetzige St.-Pauli-Coach in einem Abendblatt-Interview. "Die Enttäuschung war natürlich da, aber ich hatte das Gefühl: wo gibt es ein Spiel, an das sich die Leute auch zehn Jahre später noch alle erinnern? Wie viele Spiele geraten irgendwie in Vergessenheit, aber bei diesem Spiel werden die Leute immer sagen: Weißt du noch damals?", sagte Kauczinski: "Dieses Duell wird mich mein Leben lang begleiten. Es war ein großes Spiel, aber ich sehe es nicht negativ. Gut, den Aufstieg hätte ich schon gerne mitgenommen, aber diese Partie gegen den HSV bleibt für die Ewigkeit."

    Gräfe-Spitzen vom KSC und Sport1

    Bei den damaligen KSC-Spielern sitzt der Stachel ungleich tiefer. Einer von ihnen verschaffte seinem Unmut anlässlich des jüngsten Trainerwechsels von Bernd Hollerbach zu Christian Titz nun noch einmal Luft. "Jetzt kann nur noch Schiri Gräfe helfen", beantwortete Karlsruhes Torhüter Dirk Orlishausen den entsprechenden Tweet eines "Bild"-Journalisten.

    Und auch Berichterstatter haben mitunter eine eigene Meinung zur Freistoßentscheidung für den HSV, die im Rückspiel beim KSC zum Ausgleich durch Marcelo Díaz geführt hatte. "Er war der Kapitän der Karlsruher Mannschaft, die Gräfe vom Aufstieg zurück gepfiffen hat", kommentierte Markus Höhner (Sport1) während der Live-Übertragung des Europa-League-Spiels Salzburg gegen Dortmund die Einwechslung Reinhold Yabos.

    Mainzer Kampka pfeift gegen Hertha

    Kampka pfiff den HSV zuletzt bei der Leverkusen-Pleite
    Kampka pfiff den HSV zuletzt bei der Leverkusen-Pleite © Witters

    Auch die aktuelle Schiedsrichter-Ansetzung löst im HSV-Umfeld Gefühle aus – denn Dr. Robert Kampka kommt aus Mainz. Aus jener Stadt also, in dem auch der Abstiegskonkurrent FSV zuhause ist.

    Und die bisherige Bilanz unter dem 36-Jährigen liest sich ernüchternd: Beide von Kampka geleiteten Spiele gingen für den HSV in die Hose (0:3 in der Hinrunde bei Bayer Leverkusen, 0:4 vergangene Saison zuhause gegen RB Leipzig).

    Für Hertha sieht es da schon besser aus: Unter Kampka gab es für die Berliner bislang einen Sieg in der Bundesliga und ein Weiterkommen nach Elfmeterschießen im Pokal.

    Uli Stein analysiert den HSV

    TV-Tipp für HSV-Fans: Am Montagabend (22.30 Uhr) wird sich Uli Stein in der Fußballdebatte "Sky90" zur aktuellen Situation in Hamburg äußern. Neben dem ehemaligen Torhüter begrüßt Moderator Patrick Wasserziehr St. Paulis Technischen Direktor Ewald Lienen und den "Bild"-Chefkolumnisten Alfred Draxler.