Torhüter-Entscheidung nach Abendblatt-Informationen bereits gefallen. Muss der HSV jetzt doch um die Lizenz bangen?
Titz schickt fünf Youngster zurück
Noch ist völlig offen, mit welchem Personal der neue HSV-Trainer Christian Titz am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und im Abendblatt-Liveticker) gegen Hertha BSC antreten wird. Doch schon jetzt steht fest: Der Kurpfälzer wird einigen jüngeren Spielern, die er aus seiner Zeit als U21-Coach kennt, das Vertrauen schenken und nicht den Status quo verwalten. "Es wird Veränderungen in der Startelf geben. Wir Werden versuchen, einen Mix zwischen jungen und erfahrenen Spielern zu bringen", kündigte Titz an, der auch schon eine Achse an Spielern im Kopf hat, diese aber noch geheim halten will.
Eigentlich wollte Titz bereits bei der Vormittagseinheit seine Trainingsgruppe von 33 auf 22 Spieler verkleinern. Doch entgegen seiner Ankündigung tummelten sich weiterhin 29 Feldspieler auf dem Platz. Nach der Einheit klärte der Coach dann aber auf: "Die Spieler Ferati, Kwarteng und Gouaida kehren am Freitag zurück zur U21, Vagnoman und Drawz zur U19."
Überrascht Titz mit Steinmann oder Seo?
Während der unter Ex-Trainer Hollerbach beliebte 17 Jahre alte Vagnoman nach seinem Bundesligadebüt bei den Bayern also aus dem Kader gestrichen wurde, dürfen sich die Youngster Matti Steinmann (23/Mittelfeld) und Young-Jae Seo (22/Linksverteidiger) weiter Hoffnung machen. Zehn Spieler muss Titz nach dem Abschlusstraining am Freitag aber noch aus dem Aufgebot streichen.
Somit bleibt es weiterhin spannend, wer es in den 18-köpfigen Kader schafft. Greift Titz durch? Es könnte die eine oder andere Überraschung geben. "Durch die neuen Spieler im Training hatten wir andere Spielertypen mit anderen Elementen auf dem Platz. Dadurch ist guter Konkurrenzkampf entstanden, weil sich alle Profis voll reingehauen haben. Plötzlich waren auch die Gespräche in der Kabine andere, weil die Neuen vorher viele Spiele gewonnen haben", sagte Titz.
Pollersbeck macht wohl das Rennen
Nachdem Titz fünf seiner Youngster wieder zurück in ihre Jugendmannschaften geschickt hat, muss er größtenteils mit dem vorhandenen Personal für Überraschungen sorgen, wenn er seiner Ankündigung, die Startelf zu verändern, gerecht werden will. Dabei deutet sich zunehmend an, dass der HSV-Coach einen Wechsel auf der Torhüterposition vornehmen wird.
"Das entscheiden wir erst nach dem Abschlusstraining", sagte Titz zwar am Donnerstag, doch ein Großteil der Spieler geht nach Abendblatt-Informationen inzwischen davon, dass Julian Pollersbeck den Vorzug vor der bisherigen Nummer eins Christian Mathenia erhalten wird. In einem Einzelgespräch erklärte Titz dem U21-Europameister, was genau er von ihm erwartet.
Verliert Sakai die Kapitänsbinde?
Auch in der Kapitänsfrage deutet sich ein Wechsel an. "Wird er spielen, gibt es keinen Grund, etwas zu ändern, ansonsten gibt es eine Veränderung", sagte Titz vielsagend über den bisherigen Spielführer Gotoku Sakai. Der formschwache Japaner droht seinen Stammplatz an Dennis Diekmeier zu verlieren. Neuer Kapitän könnte dann Kyriakos Papadopoulos werden. Eine weitere Neuerung unter Titz: Der sportliche Berater Thomas von Heesen wird am Sonnabend gegen Hertha BSC (15.30 Uhr/Sky und im Abendblatt-Liveticker) auf der Bank sitzen.
Titz versuchte, Hollerbach anzurufen
Als Bernd Hollerbach und Christian Titz noch gemeinsam als Trainer beim HSV aktiv waren, pflegten beide einen guten Austausch. Daher war es dem neuen Cheftrainer auch wichtig, seinen geschassten Kollegen nach dessen Rauswurf zu kontaktieren, um mit ihm ein paar warme Worte zu wechseln. "Nachdem ich ihn telefonisch leider nicht erreicht habe, habe ich ihm eine Nachricht geschrieben", sagte ein sichtlich wehmütiger Titz.
Titz freut sich über neuen Fan-Zuspruch
Mit dem Trainerwechsel von Hollerbach zu Titz änderte sich die Stimmung in der Stadt. Nach wochenlanger Tristesse und Frust auf den Rängen, der sich in Form von Droh-Plakaten und Pyrotechnik widerspiegelte, ist plötzlich wieder eine Art Aufbruchstimmung zu bemerken. Die Fans blicken dem Klassenerhalt, der einem mittelschweren Fußballwunder gleichkäme, wieder euphorisch entgegen.
Am Sonnabend um 14 Uhr wollen Tausende Anhänger den HSV-Mannschaftsbus mit einem Spalier empfangen. "Dass die Fans hinter der Mannschaft stehen, halte ich für einen ganz wichtigen Impuls. Ich weiß, wie wichtig eine gute Unterstützung von den Rängen für die Mannschaft ist", freut sich Titz über den Stimmungswandel. 49.500 Tickets hat der HSV bislang verkauft, Hertha reist mit 300 Gästefans nach Hamburg.
Titz gesteht Spielern Fehler ein
Und durch die Unterstützung der Fans soll die Mannschaft zum ersten Sieg nach knapp vier Monaten getragen werden. HSV-Trainer Titz: "Die Mannschaft glaubt an eine reelle Siegchance gegen Hertha. Wir müssen Mut haben, denn Fußball entscheidet sich oftmals im Kopf. Wer Angst vor einem Fehler hat, wird versagen. Fehler passieren im Fußball, wir müssen sie dann nur ausmerzen."
Muss der HSV um die Lizenz bangen?
43 Tage nach dem sogenannten „Deadline Day“, an dem das Winter-Transferfenster schloss, gibt es die nächste Deadline für den HSV. Bis 23.59 Uhr müssen die Hamburger ihre Unterlagen für die Beantragung der Erstliga-Lizenz einreichen. Für die Zweite Liga endet die Frist der DFL erst am 3. April.
Wie in den vergangenen Jahren wird der HSV die Spielgenehmigung wohl nur unter Auflagen erhalten. Und die werden es in sich haben. Für die Bundesliga muss der Club voraussichtlich knapp acht Millionen Euro für die Sicherung der Liquidität nachweisen, für die einnahmenschwächere 2. Bundesliga wären es wohl sogar 20 Millionen Euro.
Ex-Boss Heribert Bruchhagen hatte vor zwei Wochen erzählt, das Millionen-Loch durch Spielerverkäufe auffangen zu wollen. Das Problem an diesem Plan: Die DFL wird nicht mitspielen. Der Ligaverband akzeptiert nur bereits feststehende Transfererlöse. Grobe Planungen von Spielerverkäufen haben für die Lizenz keine Relevanz. Welche alternative Lösung der HSV anbieten kann, ist nicht bekannt.
Auch wenn Finanzvorstand Frank Wettstein zuletzt betonte, dass die Lizenz für beide Ligen sicher sei, wird sich die finale Entscheidung der DFL mit allen Auflagen wohl bis Ende Mai hinziehen.
Hoffmann zu Gast im NDR
Er ist der neue starke Mann beim HSV: Ohne die Initiative oder das Abnicken von Aufsichtsratschef Bernd Hoffmann werden beim Hamburger (Noch-)Bundesligisten momentan keine Entscheidungen getroffen. Alle Planspiele gehen über Hoffmanns Schreibtisch. Der Präsident des e.V. gibt die Strategie der AG vor – und stellt sich am Sonntag den Fragen im NDR-“Sportclub“. In der Sendung von 23 bis 23.45 Uhr soll Hoffmann erklären, wie es beim HSV weitergehen soll, vor allem im Falle eines Abstiegs. Einschalten lohnt sich für alle HSV-Fans.
Kam kein neuer Stürmer, weil Aufsichtsrat nicht erreichbar war?
Schwere Vorwürfe gegen den Aufsichtsrat des HSV: Nach Informationen der „Sport Bild“ soll der Transfer eines neuen Stürmers im Winter an der Unerreichbarkeit des Aufsichtsrats gescheitert sein. Doch der Reihe nach: Wie bereits bekannt, hatte sich Ex-Trainer Bernd Hollerbach im Januar intern für die Verpflichtung eines Angreifers starkgemacht.
Als klar war, dass der Club diesmal nicht bei Investor Klaus-Michael Kühne um die Finanzierung betteln will, empfahl Hollerbach den Stürmer Aleksandar Mitrovic von Newcastle United, der für eine Leihgebühr von 750.000 Euro plus eine entsprechende Kaufoption zu haben gewesen wäre. Um den Deal zu stemmen, sollte Luca Waldschmidt für mindestens drei Millionen Euro an den Ligarivalen SC Freiburg abgegeben werden.
Letztlich soll der Doppelwechsel gescheitert sein, weil der Aufsichtsrat tagelang nicht erreichbar war. Erst am letzten Transfertag, dem 31. Januar, sollen Vertreter des Gremiums verlautet haben, sich nicht unter Druck setzen lassen zu wollen. Mitrovic ging schließlich nach Fulham, wo er sieben Tore in acht Spielen erzielte. Der HSV ist hingegen seit drei Partien torlos und erzielte im gesamten Jahr 2018 erst magere drei Treffer.
Daum fällt hartes Urteil über HSV
64 Jahre alt, doch noch immer nicht müde zu polarisieren: Der langjährige Leverkusen-Trainer Christoph Daum hat seinen Unmut über den HSV zum Ausdruck gebracht. „Hier gab es eine Entwicklung über die vergangenen Jahre mit sehr vielen Fehlentscheidungen im Führungsbereich. Mit vielen Trainern, die immer wieder sagen konnten: ‘Ich übernehme jetzt, aber für die Ergebnisse bin ich nicht verantwortlich, sondern ein anderer.’ Das Ergebnis ist ein Mischmasch ohne klare Linie. Die Spieler sind schlechter geworden im Laufe der Zeit“, sagte der Fast-Bundestrainer bei Sky. Hat er recht?
HSV-Fan und Eishockey-Nationaltrainer fordert Kampf
Auch in anderen Sportarten ist der drohende Abstieg des HSV ein Thema. Der Trainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft, Marco Sturm, glaubt noch an den Klassenerhalt des HSV. Die Situation sei enttäuschend und bitter, sagte der 39 Jahre alte Bayer der „Mopo“. „Aber auch wenn es noch so hart ist: Die Saison ist nicht vorbei. Sie müssen weiter kämpfen.“
Sturm erklärte, dass er seit seiner Jugend „auch ein kleiner HSV-Fan“ sei. „Ich liebe Hamburg als Stadt und schaue immer sofort, was beim HSV gerade passiert“, sagte Sturm. Bei der 0:6-Niederlage gegen den FC Bayern am vergangenen Sonnabend hätten daher zwei Herzen in seiner Brust geschlagen.