Hamburg. Der ehemalige HSV-Kapitän klärt bezüglich der dubiosen Doyen-Geschäfte auf und bekräftigt, nur bis zum letzten Spieltag zu bleiben.

Wie gut, dass Thomas von Heesen gerade frei hatte. Keine festen zeitlichen Verpflichtungen, offen für vieles. Als am Montag also sein Telefon klingelte, „Frank Wettstein hier“, da war er natürlich neugierig und interessiert. „Das war überraschend“, erzählte der alte HSV-Bekannte am Mittwoch, „wir haben dann 90 Minuten gesprochen, es war keine einfache Entscheidung. Dann habe ich gesagt: Okay, ich sitze mit im Boot.“

So ist es also losgegangen, das Comeback des einstigen HSV-Kapitäns und ehemaligen Aufsichtsrats bei seinem Verein. Seit Dienstag mischt der 56-Jährige nun bei den Bemühungen um die Arterhaltung des Bundesliga-Dinos mit. „Man hat mich gefragt, ob ich begleitend, unterstützend die nächsten Wochen im Trainerteam helfen würde“, beschreibt er die Anfrage. Würde er, wollte er, gerne. „Ich bin überzeugt, dass ich helfen kann und dass man meine Hilfe will und die Unterstützung braucht.“ Alles andere als diese Überzeugung wäre auch nicht zielführend.

„Die Jungs sind willig und offen“, sagt von Heesen

Seit zwei Tagen steht er neben den Trainingsplätzen, mal am Rand direkt, mal auf dem Dach des Campusgebäudes und schaut. Auch am Mittwoch wieder, als erneut 33 HSV-Profis aufgeteilt in drei Teams bei Titz’ Teamcasting für den Donnerstag auf 22 verkleinerten Kader vortrainierten.

Torschussverhalten, Abschlüsse, Offensivformationen, Spielaufbau, Balleroberungen – Titz griff immer wieder ein, korrigierte, lobte, gab Hinweise. Er forderte seine Spieler und die zogen mit. „Ich habe nicht den Eindruck, dass irgendeiner dabei ist, der schon aufgegeben hätte und denkt, das sei hier alles Käse,“ meinte der Beobachter von Heesen, „die Jungs sind willig und offen. Die brauchen das.“

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Den Druck von den Spielern nehmen

Damit meint er auch die Gespräche der HSV-Profis mit ihm. Dem Ex-Profi. In der Kabine zum Beispiel oder auch mal auf dem Parkplatz vor dem Teamtrakt. „Es tut den Jungs gut, auch mal mit jemandem anderes zu sprechen. Auch mal über Alltagsdinge.“ Aber wissen diese jungen Menschen eigentlich, wer da was von ihnen will? „Bobby Wood war noch gar nicht geboren, als ich meine Karriere beendet habe“, scherzt der Europapokalheld von 1983, „aber er war im Gespräch sehr locker, interessiert und offen.“

Wenn es hilft, wenn sich die Verkrampfung löst, der jüngst auch von Per Mertesacker prominent beschriebene, lähmende Druck aus dem Kopf trainiert und wegbesprochen werden kann, umso besser. „Dass sie so wenige Tore erzielen, das belastet die Mannschaft schon, das tragen sie mit sich“, hat von Heesen festgestellt, „also arbeitet der Trainer daran, ihnen Wege aufzuzeigen, wie sich das verbessern kann.“

Der Coach des Coaches – ein Stück weit

Seine Aufgabe ist aber nicht nur, den Spielern sein Ohr zu leihen, sondern ganz besonders auch dem Trainer. Dass der keine Bundesligaerfahrung habe und die Spieler des (ursprünglichen) Bundesligateams nicht so hundertprozentig kenne, das schwingt schon mit in von Heesens Ausführungen. Er sagt das so nicht, aber ein wenig fühlt er sich wohl auch als Coach des Coaches.

„Thomas wird mir als sehr interessanter und kompetenter Ansprechpartner dienen. Er wird mich unterstützen und seine Erkenntnisse mitteilen“, sagt Trainer Christian Titz über die Zusammenarbeit: „Es ist immer wichtig, dass es Leute gibt, die von oben draufschauen und das Ganze aus einer anderen Per­spektive sehen.“

“Mein Job endet am letzten Spieltag“

Dieser Punkt ist dann geklärt, Titz akzeptiert die fachliche Begleitung von außen. „Ich glaube schon, dass die Bitte da war, wir brauchen jemanden, der dem Trainer nicht nur emotionale Unterstützung gibt, sondern auch fachliche und ein bisschen Empathie entwickelt für seine Situation“, fasst von Heesen das Gespräch mit Wettstein und Peters zusammen. Präsident und Aufsichtsratschef Bernd Hoffmann war nicht dabei, „aber der Aufsichtsrat war stets informiert.“

Interims-Sportchef oder Ähnliches, das ist Thomas von Heesen ganz wichtig, will er nicht sein. „Mein Job endet am letzten Spieltag, alles andere ist hypothetisch. Ich bin null Ansprechpartner für Spielerberater, ich habe nichts mit Verträgen oder den Planungen für die Zukunft zu tun“, sagt er. Erstaunlicherweise hatte Vorstand Wettstein aber noch am Montag über von Heesens Aufgabenprofil berichtet: „Er wird Gespräche mit Beratern haben.“ Deshalb aufgekommenen Spekulationen, dass er auf seine Chance auf eine Tätigkeit als Sportchef hofft, streitet von Heesen wortgewaltig ab: „Das ist nicht geplant und vorgegeben.“

Football Leaks? Kein Thema über das es viel zu sagen gibt

Von Heesen ist klug genug zu wissen, dass es um seine Person Geschichten und Gerüchte gibt, die ihn nicht nur in einem vorteilhaften Licht erscheinen lassen. Bei einigen Tätigkeiten als Trainer und Sportchef bei diversen Vereinen ist er gescheitert. Das ist nichts Außergewöhnliches. Außergewöhnlich ist, dass sein Name in Zusammenhang mit dubiosen Geschäften im Enthüllungsbuch „Football Leaks“ auftaucht. Zusammen mit dem damaligen Clubchef Dietmar Beiersdorfer soll er im März 2015 zwei Monate vor dem Fifa-Verbot solcher Praktiken versucht haben, Spieleranteile für 12,5 Millionen Euro an die Investmentgruppe Doyen Sports zu verkaufen.

„Wir sind auf Anfrage von Doyen nach London geflogen und hatten dort einen Termin vor Ort. Didi hat das Gespräch geführt. Ich hatte keine Handlungsbefugnis und keinen Auftrag von der Fußball AG“, erklärt von Heesen: „Am Ende des Tages hat sich herausgestellt, dass das Geschäftsmodell überhaupt nicht in­frage kommt. Punkt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“

Nein, lieber spricht er über die Chancen auf den Klassenerhalt und was dafür zu tun ist: „Es ist eine Riesenaufgabe. Wir müssen diesen Glauben vorleben.“

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