Hamburg. Gisdol soll beim HSV das schaffen, was Labbadia nicht gelang: Eine junge Mannschaft auf die nächste Leistungsstufe heben.
Bruno Labbadia musste Markus Gisdol trösten. Der HSV-Trainer hatte natürlich mitbekommen, dass es das Endspiel war für den Hoffenheim-Coach. Nach dem späten Siegtreffer durch Pierre-Michel Lasogga zum 1:0-Sieg wusste Labbadia, dass Gisdol nicht mehr zu retten ist. Hoffenheim war Vorletzter, während die Hamburger mit dem dritten Auswärtssieg am zehnten Spieltag den Anschluss an die Europapokalränge herstellten. Elf Monate ist diese Geschichte erst alt.
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Und wie es der weitere Verlauf dieser Geschichte nun mal so will, ist es eben dieser Gisdol, der nun den Job von Bruno Labbadia übernimmt. Bereits am Sonntagabend landete der neue Trainer in Hamburg und unterschrieb anschließend beim HSV einen Vertrag bis zum Saisonende. Schon an diesem Montag wird er vorgestellt und anschließend am Nachmittag das erste Training der Profis leiten.
Doch wer ist eigentlich, dieser Markus Gisdol? Was für ein Profil hat dieser Trainer? „Es hat seine Ecken und Kanten. Ich habe klare Vorstellungen, was ich haben möchte und was nicht“, sagte Gisdol. Im Jahr 2010 war das, in einem Interview mit Spox. Gisdol war damals Trainer der U23 von 1899 Hoffenheim, hatte gerade den Aufstieg in die Regionalliga geschafft und sagte über sich und seine Trainerkarriere: „Es ging steil bergauf, jedes Jahr gab es einen kleinen Karrieresprung.“
Sechs Jahre später wagt Gisdol den Sprung zum HSV. Dass sich die Hamburger auf der Suche nach einem neuen Trainer schon seit einiger Zeit mit dem 47 Jahre alten Fußballlehrer aus dem schwäbischen Geislingen beschäftigt haben sollen, hat viel zu tun mit Gisdols Regionalligazeit in Hoffenheim. Besser gesagt hat es mit einem ganz bestimmten Mann zu tun : Bernhard Peters.
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Der heutige Direktor Sport, verantwortlich beim HSV für die Entwicklung und den Nachwuchsbereich, war zu dieser Zeit noch Direktor Sport bei 1899 Hoffenheim, verantwortlich für die Entwicklung und den Nachwuchsbereich. Gisdol und Peters haben in dem Kölner Star-Anwalt Stefan Seitz nicht nur den selben Agenten, sie teilen auch die selbe Auffassung von Fußball. In ihrer gemeinsamen Zeit lernte Peters die Qualitäten von Gisdol schätzen, die der HSV in seinem gesuchten Trainerprofil ausgeschrieben hat: Eine Mannschaft entwickeln, Talente besser machen, modernen Offensivfußball fördern. Gisdol ließ sich als Nachwuchstrainer von Peters ebenso beim Coaching filmen wie Ex-HSV-Trainer Joe Zinnbauer. Labbadia begrenzte dagegen Peters’ Einfluss auf die Profimannschaft.
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Als Gisdol vor drei Jahren nach einer Station als Co-Trainer bei Schalke 04 die Bundesligamannschaft von 1899 Hoffenheim übernahm, sagte er: „Ich bin als Trainer kein Fußballabrufer, sondern ein Fußballentwickler.“ Tatsächlich hatten sich die Hoffenheimer zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem Abstieg in die Zweite Liga abgefunden. Gisdol war eigentlich für den Neuaufbau mit jungen Spielern und die Aufgabe Wiederaufstieg vorgesehen, schaffte aber am letzten Spieltag den Sprung auf den Relegationsrang und schließlich den Klassenerhalt. Es folgte eine Saison, in der Hoffenheim wie einst unter seinem Förderer Ralf Rangnick begeisternden Offensivfußball spielte. Kevin Volland und Roberto Firmino reiften zu Nationalspielern, dazu baute er Talente wie Niklas Süle und Jeremy Toljan ein. 72 Tore gelangen der TSG in jener Saison. Nur die Bayern und der BVB trafen häufiger.
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Allerdings kassierte Hoffenheim auch 70 Gegentore. Nur der HSV war in dieser Statistik schlechter. Zudem sorgte Gisdols Trainingsgruppe 2 bundesweit für Schlagzeilen. Nach einem weiteren Jahr bei 1899 zögerte Gisdol mit der Unterschrift unter einen neuen Vertrag, soll ein üppiges Millionengehalt gefordert haben, was sein Verhältnis zu Mäzen Dietmar Hopp belastete und schließlich zu seiner Entlassung geführt haben soll.
Nun soll Gisdol in Hamburg das schaffen, was Labbadia nicht mehr gelang: das im Sommer verjüngte und neuformierte Team des HSV entwickeln. Ob aber der gebürtige Baden-Württemberger auch der Trainer ist, mit dem der HSV einen langfristigen Aufbau plant, darf angesichts der kurzen Vertragslaufzeit bezweifelt werden. Nach Angaben des HSV hatte Gisdol diese gewünscht, aber wie das Abendblatt erfuhr, soll Aufsichtsratschef Karl Gernandt bereits vor dem Spiel gegen Leipzig am dritten Spieltag davon gesprochen haben, eine Übergangslösung für Labbadia zu suchen, um einen Typ wie Hoffenheims aktuellen Trainer Julian Nagelsmann zu finden. Darüber hatten vergangene Woche auch die „Mopo“ sowie der „Kicker“ berichtet.
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Statt des aktuellen Hoffenheim-Trainers ist es nun der ehemalige Hoffenheimer Gisdol, der als „Anti-Bruno“ einen neuen Fußball beim HSV entwickeln soll. Er bringt seinen Co-Trainer Frank Kaspari mit und auch Frank Fröhling, der ebenfalls zu seinem Trainerteam gehört. Dass der Wechsel perfekt sei, verriet am Sonntagnachmittag indirekt schon der Sportchef von Werder Bremen. Gegenüber der „Kreiszeitung Syke“ sagte Werder-Manager Frank Baumann, der ebenfalls stark an Gisdol interessiert war: „Man kann davon ausgehen, dass er zum HSV geht.“ Es gibt schlechtere Voraussetzungen für einen neuen HSV-Trainer, als mit einem Sieg gegen Werder zu starten.
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