Drei Stammspieler auf Streichliste. Kreuzer will Slomka und Drobny, der am Sonnabend nicht spielen will. Kommt Belgien-Stürmer zum HSV?
Labbadia: "Drobny hat Kodex verletzt"
Am Mittwoch sagte Bruno Labbadia noch, er hätte das Interview mit Jaroslav Drobny noch nicht gelesen und könne deshalb keine Stellung zu seinen Aussagen nehmen. Inzwischen hat sich der HSV-Trainer aber über die kritischen Aussagen Drobnys informiert. "Ich habe heute Morgen im Bad geguckt, ob meine Eier noch da waren – und sie waren noch da", schmunzelte Labbadia, nachdem Drobny den Club-Verantwortlichen unterstellte, sie hätten "keine Eier".
"Drobo hat einen Kodex verletzt, an den sich bislang alle gehalten haben: Keiner greift den anderen an", kritisierte Labbadia in aller Deutlichkeit und stellte zugleich klar, dass der 36-Jährige gegen Augsburg nicht im Tor stehen werde. Wenngleich diese Entscheidung nichts mit dem verbalen Rundumschlag Drobnys zu tun hätte, sondern vielmehr mit einer Verweigerung des Tschechen. "Er ist ein Holzkopf und hat zwei Tage vermittelt, dass er will, dass Tom Mickel spielt. Er sagte mir, dass er nicht glaubt, dass er die Spannung auf den Platz bringen könne, die man braucht." Da Andreas Hirzel und René Adler verletzt fehlen, nimmt Tino Dehmelt von der U23 als Ersatztorwart auf der Bank Platz.
Kommentar: Drobnys Verweigerung ist ein Verrat an den HSV-Fans
Drobny kritisierte vor allem den späten Zeitpunkt, zu dem man ihm mitteilte, dass sein Vertrag nicht verlängert werde. "Wenn ich jetzt das Theater speziell bei Drobo sehe, was passiert, wenn man einen über die Trennung informiert, dann bin ich froh, dass wir es den Spieler erst diese Woche mitgeteilt haben", sagte Labbadia. "Denn wenn wir im Abstiegskampf einen Spannungsverlust von 20 Prozent gehabt hätten, wären wir jetzt da, wo Stuttgart und Bremen stehen." Zum Abschluss seines Konters gegen die Aussagen Drobnys stellte der Coach klar, auf welche Werte es bei ihm ankomme. "Keiner stellt sich über den Verein oder die Mannschaft."
Labbadia bedauert Unruhe beim HSV
Eigentlich hätten sich nach dem gesicherten Klassenerhalt alle beim HSV erstmal zurücklehnen und durchschnaufen können. Doch seit der Rettung herrscht wieder Unruhe im Verein. "Momentan geht so ein bisschen die Saison unter, in der wir nach zwei Jahren Relegation vorzeitig den Klassenerhalt geschafft haben und noch ein Bundesliga-Spiel vor der Brust haben", monierte Labbadia. "Durch die Wolfsburg-Niederlage und die Knäbel-Entlassung ist momentan wieder eine Unruhe da, die es eigentlich zuletzt nur in den Jahren vor meiner Zeit gab."
Kommentar: Renaissance des Hollywood SV
Müller eine Option für Augsburg
Bei all der Unruhe gerät das letzte Saisonspiel beim FC Augsburg fast schon in Vergessenheit. Der zuletzt wegen eines Muskelfaserrisses verletzte Flügelflitzer Nicolai Müller könnte wieder mit dabei sein. "Es sieht momentan ganz ordentlich aus", sagte Labbadia. Sein Einsatz wäre immens wichtig, da mit Aaron Hunt (Mandel-Operation), Albin Ekdal (Schnittwunde nach Disco-Sturz) und Gideon Jung (Rücken) drei Mittelfeldspieler definitiv ausfallen.
Holt Kreuzer Drobny und Slomka zu 1860?
Nach dem verbalen Rundumschlag gegen die Verantwortlichen des HSV zieht es Jaroslav Drobny offenbar in die Zweite Liga. Wie der "Kicker" berichtet, beschäftigt sich 1860 München intensiv mit einer Verpflichtung des 36-Jährigen, dessen Vertrag beim HSV zum Saisonende ausläuft und nicht verlängert wird. Das Interesse der "Löwen" kommt nicht von ungefähr, denn 1860-Sportchef Oliver Kreuzer kennt Drobny noch aus seiner Zeit in Hamburg. Allerdings soll der Torwart-Oldie nach eigener Aussage auch Angebote von Erstligisten vorliegen haben.
Neben Drobny soll Kreuzer eine weitere Personalie mit HSV-Vergangenheit abwickeln. So soll der Manager um die Dienste Mirko Slomkas buhlen. Es habe bereits ein Gespräch der beiden gegeben, in dem Slomka Interesse am frei werdenden Trainerjob bei den Münchner signalisiert haben soll. Eine Entscheidung werde noch in dieser Woche erwartet. Auch Jos Luhukay dürfe sich Chancen ausrechnen.
HSV ließ belgischen Stürmer beobachten
Hat der HSV einen belgischen Stürmer an der Angel? Nach Goal-Informationen beobachten die Hamburger schon seit längerer Zeit Gohi Bi Zoro Cyriac (13 Saisontore) vom belgischen Tabellen-Vierten KV Oostende. Der 25-Jähriger ist mit 1,72 Meter zwar deutlich kleiner als der bisherige Platzhalter Pierre-Michel Lasogga (1,89 Meter), aufgrund seiner Schnelligkeit würde der Angreifer aber in Labbadias favorisiertes Stürmerprofil passen.
Drei bis vier Millionen Euro Ablöse seinen für Cyriac, der sich bei Standard Lüttich und dem RSC Anderlecht nicht durchsetzen konnte, im Gespräch. Eine Summe, die sich der HSV mit den angekündigten Kühne-Investitionen leisten könnte.
Allerdings ist Union Berlins 17-Tore-Stürmer Bobby Wood nach wie vor erste Wahl beim HSV. Mit Cyriac sahen sich die Hanseaten wohl lediglich nach einer Alternative um, sollte der Transfer des auf Hawaii geborenen US-Amerikaners doch noch platzen.
Prominenz auf interner Streichliste
Die Abgänge von Gojko Kacar, Jaroslav Drobny, Ivo Ilicevic, Ivica Olic, Artjoms Rudnevs und Philipp Müller stehen bereits fest, doch es sollen noch weitere folgen. Denn der HSV plant offenbar einen radikalen Umbruch des Kaders. So sollen nach Matz-ab-Informationen neben Pierre-Michel Lasogga auch Lewis Holtby und Aaron Hunt auf der internen Streichliste stehen. Bei den drei Top-Verdienern stimme das Preisleistungsverhältnis nicht, heißt es aus dem Umfeld des Vereins. Bei einem guten Angebot könnten sie den Verein verlassen. Dazu wolle man Chancentod Sven Schipplock nach gerade mal einem Jahr wieder loswerden.
Labbadia trauert Knäbel hinterher
Diese Aussagen überraschen: Nach der Entlassung von Peter Knäbel und der Machtübernahme Dietmar Beiersdorfers ergreift Labbadia Partei für den entlassenen Sportchef. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir den Weg zusammen weitergehen.“ Beiersdorfer begründete die Personalentscheidung mit der unterschiedlichen sportlichen Auffassung, Labbadia war hingegen einer Meinung mit Knäbel.
Diekmeier wünscht Werder den Klassenerhalt
Anders als in den letzten zwei Jahren wird der HSV diesmal nichts mit der Relegation zu tun haben. Auf dem unbeliebten 16. Platz steht ein Spieltag vor Saisonende Nordrivale Werder Bremen. Unter HSV-Fans wünscht man den Grün-Weißen von der Weser nahezu ausnahmslos den Abstieg. Mit Dennis Diekmeier hält jedoch ein Spieler dagegen.
Wie schon im Abendblatt-Interview Mitte März bekräftigte der Rechtsverteidiger erneut, dass er Bremen die Daumen im Abstiegskampf drückt. „Viele wünschen Werder natürlich den Abstieg, aber ich finde, das Derby gehört einfach dazu und ist etwas Geiles“, sagte der frühere Jugendspieler von Werder. Dennoch sollen auch die Bremer erfahren, wie es ist, durch die nervlich belastende Relegation zu gehen. „Sie können ruhig Relegation spielen und dann gewinnen.“
Vom HSV erhofft sich Diekmeier trotz des vorzeitig erreichten Klassenerhalts eine deutliche Leistungssteigerung im kommenden Jahr. „Ich hoffe, dass wir in Augsburg die 40-Punkte-Marke knacken, aber nächste Saison müssen wir natürlich noch eine Schippe drauflegen.“
HSV-PK ab 13.30 Uhr
Um 13.30 Uhr findet heute die Pressekonferenz des HSV vor dem Augsburg-Spiel am Sonnabend (15.30 Uhr im Liveticker bei abendblatt.de). Alle Aussagen Labbadias erfahren Sie hier im Ticker. Im Anschluss folgt die Aufzeichnung im Video. Möglicherweise äußert sich der Trainer noch einmal zu Drobnys scharfer Kritik und der Entlassung Knäbels.