Drobny ist Publikumsliebling und bekam trotzdem kein Abschiedsspiel. Der Tscheche schießt gegen Beiersdorfer und Labbadia.

Von den Fans geliebt, vom HSV vergrault: Jaroslav Drobny, 36, stand sechs Jahre seinen Mann, lieferte Top-Leistungen ab, wenn er gebraucht wurde, und meckerte nicht, wenn er danach zurück auf die Bank musste. Deshalb lieben ihn die HSV-Fans. Auch in sportlich schlechten Zeiten für den Tschechen hielt er dem Verein stets die Treue – und wäre auch über den Sommer hinaus gerne in Hamburg geblieben.

Doch aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und der Möglichkeit, mit Darmstadts Christian Mathenia, der noch diese Woche unterschreiben soll, einem jungen, günstigen und entwicklungsfähigen Torwart die Chance zu geben, sah man sich beim HSV dazu veranlasst, das Kapitel Drobny zu beenden.

"Du sitzt da, und sie lügen dir in die Augen"

Nach Ansicht des Tschechen wurde ihm diese Entscheidung aber viel zu spät mitgeteilt. „Ich saß vergangene Woche vor dem Spiel gegen Wolfsburg eine Stunde mit Beiersdorfer und auch allein mit Labbadia zusammen – aber keiner hat mir gesagt, dass ich gehen soll, obwohl es intern alle wussten. Du sitzt da, und sie lügen dir in die Augen. Das habe ich so nicht erwartet“, polterte Drobny in der „Sport Bild“ gegen die beiden Entscheidungsträger beim HSV.

Erst einmal auf Trainer Bruno Labbadia sowie Vorstandsboss und Neu-Sportchef Dietmar Beiersdorfer eingeschossen, redete sich der Torhüter in Rage. „Es ist legitim, dass sich der HSV einen jüngeren Keeper für die nächsten Jahre holen möchte – aber warum sagen sie mir das nicht einfach? Das ist Kindergarten! Keiner hatte die Eier, es mir einfach ins Gesicht zu sagen. Aber ich spiele ohnehin nicht für diese Leute. Ich spiele für den Verein und die Fans. Der HSV ist der geilste Verein, bei dem ich je war.“

Labbadia wollte sich am Dienstag nicht im Detail zu der verbalen Attacke Drobnys äußern, weil er sie noch nicht gelesen hätte. Er sagte nur so viel: „Wir haben uns immer mehr als fair verhalten. Wenn ein Vertrag am 31. Mai ausläuft und wir sagen dem Betroffenen am 10. Mai wie es weitergeht, dann finde ich das nicht unfair. Respekt zeigt sich auch dadurch, dass die Spieler am Monatsende pünktlich ihr Geld bekommen.“ Ob Drobny als Konsequenz aus dem Kader für das Spiel am Sonnabend in Augsburg (15.30 Uhr im Liveticker bei abendblatt.de) fliegt, steht noch nicht fest. Sollte es dazu kommen, käme Tom Mickel zu seinem Bundesliga-Debüt, da Stammkeeper René Adler und die Nummer drei Andreas Hirzel verletzt fehlen.

Fans schüttelt über Drobny-Aus den Kopf

Dass Drobny beim letzten Heimspiel der Saison nicht offiziell verabschiedet wurde, sorgte auch unter den Fans für Kopfschütteln. Der Torwart-Oldie habe sich über Jahre beim HSV verdient gemacht und hätte einen würdigeren Abschied verdient, lautet der allgemeine Tenor.

Die meisten Anhänger monieren auch die Trennung an sich. „Es ist schwer nachvollziehbar, dass dieser absolut integre Sportsmann mit vorzüglichen Leistungen nicht mehr zum HSV gehören soll“, schrieb beispielsweise Wolf Brake dem Abendblatt. Auch Stephan Teßmer hätte sich „mehr Fingerspitzengefühl“ von Beiersdorfer gewünscht. Andere nennen den Umgang mit Drobny eine „Schande“ oder finden ihn „erbärmlich“. Claus Madjer ist sich sogar sicher, dass der HSV ohne Drobny längst zweitklassig wäre.

Doch Drobny muss gehen und der HSV treibt die Verjüngung der Mannschaft ausgerechnet auf der Position zuerst voran, auf der man in den letzten Jahren am besten aufgestellt war.