Hamburg. DOSB-Boss Hörmann sieht in einem Abstieg sogar eine Chance für den Club. Bürgermeister Scholz glaubt trotz allem an ein Happy End.

Von 1980 bis 1982 trug Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer das Trikot des HSV. Nun stellte die 69-Jährige Ikone des deutschen Fußballs seinem Ex-Club ein vernichtendes Zeugnis aus. "Ich sehe keinen Punkt, der Hoffnung macht", sagte der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft beim Camp Beckenbauer am Dienstag in Bezug auf den Absturz des HSV auf den letzten Tabellenplatz. Er sei "todunglücklich", aber "wenn ich mir den HSV jetzt anschaue, dann sehe ich überhaupt keine Anhaltspunkte, wie diese Mannschaft in der Liga bleiben kann".

Mit dem bitteren Gang ins Unterhaus des deutschen Fußballs ginge ein erheblicher Image-Verlust einher. "Eigentlich muss der Verein erstklassig sein und regelmäßig europäisch spielen, um ein internationaler Botschafter der Stadt Hamburg zu sein", sagte Jörn Arfs von der Handelskammer Hamburg. Unmittelbare Einbußen befürchten die Experten vor allem in Merchandising, Gastronomie, Einzelhandel und Hotelgewerbe. Laut einer im Hamburger Abendblatt veröffentlichten Rechnung des Hamburger WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) könnten der Stadt bis zu 50 Millionen Euro netto im Jahr verloren gehen, wenn der HSV und auch noch der ebenfalls gefährdete Zweitligist FC St. Pauli absteigen würden.

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    DOSB-Boss Hörmann sieht einen Abstieg als "Chance"

    Auch der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024 ist die schwere Krise des einstigen Vorzeigeclubs HSV wenig zuträglich. Die Präsenz von Profisportvereinen habe für die nachhaltige Vermarktung als Sportstandort eine wichtige Bedeutung, erklärte HWWI-Direktor Henning Vöpel.

    Dennoch bezeichnete DOSB-Präsident Alfons Hörmann (54) einen möglichen Abstieg des HSV als „Chance, einfach mal eine Zäsur zu vollziehen und mal ganz vieles mal grundsätzlich infrage zu stellen. Aus der Krise kann ja oftmals auch die große Chance entwickelt werden“, so Hörmann bei der Hamburg Soiree am Montagabend. Die momentane Situation des Klubs beobachte er „durchaus mit Schmerzen“.

    Nach acht Spielen in Folge ohne Sieg sind die Hanseaten auf den letzten Tabellenplatz abgestürzt. Dem Bundesliga-Dino droht der erste Abstieg der Vereinsgeschichte. Angesichts von vier Punkten Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz hofft der HSV am kommenden Sonntag (15.30 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de) im Nordderby bei Werder Bremen auf die Wende.

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    Naldo (l.) und Rafael van der Vaart im Kopfballduell
    Naldo (l.) und Rafael van der Vaart im Kopfballduell © AFP | TOBIAS SCHWARZ
    Hamburgs Matthias Ostrzolek (l.) und Wolfburgs Ivan Perisic kämpfen um den Ball
    Hamburgs Matthias Ostrzolek (l.) und Wolfburgs Ivan Perisic kämpfen um den Ball © dpa | Daniel Bockwoldt
    Trainer Peter Knäbel weist Heiko Westermann ein
    Trainer Peter Knäbel weist Heiko Westermann ein © WITTERS | TimGroothuis
    Cléber hier im Duell mit Bas Dost
    Cléber hier im Duell mit Bas Dost © AP | Michael Sohn
    Kevin de Bruyne (l.) ist von Valon Behrami und Johan Djourou nicht zu halten
    Kevin de Bruyne (l.) ist von Valon Behrami und Johan Djourou nicht zu halten © WITTERS | ValeriaWitters
    Wolfsburgs Torschütze Josuha Guilavogui
    Wolfsburgs Torschütze Josuha Guilavogui © WITTERS | ValeriaWitters
    Rafael van der Vaart war nahezu unsichtbar
    Rafael van der Vaart war nahezu unsichtbar © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
    Rene Adler ist gegen Josuha Guilavogui machtlos
    Rene Adler ist gegen Josuha Guilavogui machtlos © WITTERS | ValeriaWitters
    Johan Djourou im Duell gegen Bas Dost
    Johan Djourou im Duell gegen Bas Dost © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
    Ivica Olic setzt sich über die linke Seite durch
    Ivica Olic setzt sich über die linke Seite durch © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
    Den Elfmeter bekommt er nicht
    Den Elfmeter bekommt er nicht © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
    Lewis Holtby setzt sich mit den Fans auseinander
    Lewis Holtby setzt sich mit den Fans auseinander © dpa | Daniel Bockwoldt
    Lewis Holtby ist bedient
    Lewis Holtby ist bedient © WITTERS | ValeriaWitters
    Auch Petr Jiracek ist ratlos
    Auch Petr Jiracek ist ratlos © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
    Wann läuft die Bundesliga-Uhr ab?
    Wann läuft die Bundesliga-Uhr ab? © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
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    Scholz hofft, Neumann fehlen die Worte

    Die Hamburger Landesregierung bangt unterdessen um ihr sportliches Aushängeschild und hofft auf den Klassenerhalt. „Noch ist es nicht gelaufen, es wird noch gut gehen“, sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (56) bei der Abendveranstaltung.

    Der SPD-Politiker drückt neben dem HSV auch dem ebenfalls abstiegsgefährdeten Zweitligisten FC St. Pauli die Daumen. „Ich mache mir schon Sorgen, weil ich mir wünsche, dass der Hamburger Fußball erfolgreich ist, und ich hoffe, beide Vereine kriegen das am Ende hin“, sagte Scholz.

    Auch Hamburgs Sport- und Innensenator Michael Neumann (45) sorgt sich um den angeschlagenen HSV und ist angesichts der sportlichen Talfahrt des Klubs fast sprachlos. „Es fällt einem schwer, überhaupt noch neue Worte zu finden. Ich kann und will mir Hamburg ohne den HSV in der Bundesliga nicht vorstellen“, sagte Neumann.

    „Es ist eine Frage an den Verein und vor allen Dingen an die Spieler, jetzt Charakter zu zeigen“, sagte Neumann: „Wenn sie wollen, dann können sie es schaffen, aber ob sie es schaffen, da haben einige Hamburger berechtigte Sorgen.“