Ottensen. Alfons Hörmann, Präsident des DOSB, und Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz über die Kampagne der Stadt für Olympische Spiele.
Alfons Hörmann, 54, ist ein Mann klarer Worte. Und deshalb sparte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) auf der 24. Hamburg Soiree im Business Club an der Elbchaussee nicht mit Lob und Tadel für den deutschen Olympiakandidaten Hamburg.
Im Gespräch mit Bürgermeister Olaf Scholz und von den Moderatoren Christian Hinzpeter und Abendblatt-Reporter Jens Meyer-Odewald ermuntert, erzählte Hörmann freimütig, dass er beim Besuch des Olympiastützpunktes im Stadtteil Dulsberg im ersten Moment den Eindruck hatte, hier sei „eine Hinterhof-Organisation“ zu Hause. Diese Situation zu verbessern sei jetzt eine der Aufgaben, die die Stadt angehen müsse, wenn die Olympiabewerbung auch international erfolgreich sein solle.
„Jeder erfolgreiche Hamburger Sportler ist ein Olympiabotschafter für diese Stadt“, sagte Hörmann. Scholz antwortete, im Rahmen des Gesamtkonzeptes, Stichwort Dekadenstrategie, habe Hamburg ohnehin vor, in den nächsten Jahren das Umfeld für den Spitzensport weiter zu verbessern.
Dass Hörmann dennoch Sympathie für Hamburg aufbringt, klang an vielen Stellen des oft launigen Abends durch. „Mit Ende 20 war ich das erste Mal hier. Meine Tante kommt aus Hamburg, ihretwegen ging mein Onkel einst zur Hamburger Polizei. In den vergangenen zwölf Monaten waren es dann mehr Besuche als in den 50 Jahren davor. Und wenn ich jetzt von meinem Hotelzimmer auf den Hafen schaue, speziell auf den Kleinen Grasbrook, dann wächst von Besuch zu Besuch bei mir die Vorfreude auf das, was hier einmal entstehen könnte.“
DOSB rührt die Werbetrommel im Ausland
Noch hat sich Hamburg nicht offiziell um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2024 beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) beworben, das muss bis zum 15. September passieren, doch schon in zehn Tagen wird Hörmann das Konzept der Stadt beim Treffen der nationalen Sportverbände im russischen Sotschi unter die Sportfunktionäre der Welt bringen. Auch Scholz kündigte an, in den nächsten Monaten weltweit unterwegs zu sein, wenn sich Gelegenheiten bieten sollten, Hamburgs Olympiapläne zu präsentieren. Sportsenator Michael Neumann, „Mr. Olympia“, wird ihn auf seinen Reisen begleiten.
410 Stimmen für Hamburgs Olympia-Bewerbung
Parallel dazu gilt es aber, bis zum für Mitte November geplanten Olympiareferendum die Mehrheit der Hamburger Bevölkerung für die Idee zu begeistern und sie vor allem zur Stimmabgabe zu bewegen. „Ich bin sehr, sehr optimistisch, dass die gute Stimmung für Olympia anhält und noch wächst und zu einem überzeugendem Votum für Spiele in Hamburg führt. Denn das brauchen wir, wenn wir 2017 vom IOC den Zuschlag bekommen wollen“, sagte Scholz. Die Gegner der Bewerbung nehme er ernst und respektiere sie, „und wir werden auf sie zugehen und mit ihnen das Gespräch suchen“. Die Olympiabewerbung sei schließlich das wichtigste Projekt, das sich die Regierung für die nächsten fünf Jahre vorgenommen habe.
Dem wiederholt vorgebrachten Argument, dass der Senat wegen Olympia in Zukunft andere Projekte vernachlässigen werde, widersprach Scholz vehement: „Wir haben die Kinderbetreuung massiv ausgebaut, wir investieren Milliarden in die Schulen, wir haben das größte Wohnungsbauprogramm Deutschlands angeschoben. Es wird kein Projekt gegen das andere ausgespielt.“ Dafür erhielt er großen Beifall der mehr als 100 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Sport.
„Die Hamburger freuen sich darauf“
Es mag dieses eindeutige Bekenntnis zu Olympia sein, das den Deutschen Olympischen Sportbund schließlich vor drei Wochen bewog, sich in der Frankfurter Paulskirche einstimmig für Hamburg zu entscheiden. „In Berlin war Olympia ein Thema, in Hamburg war es das Thema“, sagte Hörmann. „Es war überall in der Stadt zu spüren, die Hamburger freuen sich darauf.“ Wichtig sei auch die konstruktiv-kritische Einstellung der Hamburger Grünen gewesen. Besonders die künftige Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank lobte Hörmann für ihre klare Haltung in allen Gesprächen: „Das hat ein hohes Maß an Vertrauen geschaffen.“
Scholz betonte am Schluss der Soiree, dass es Zahlen über die Kosten der Spiele erst nach seriösen Planungen geben werde. „Wir werden die Fehler, die beim Bau der Elbphilharmonie gemacht wurden, nicht wiederholen.“ Bevor nicht alle Eventualitäten bedacht seien, habe es keinen Sinn, mit irgendwelchen Milliardensummen an die Öffentlichkeit zu gehen. Dass es dafür immer wieder Kritik gibt, „muss man eben aushalten“. Auch dafür erhielt der Bürgermeister Beifall. (HA)