Nach Kacars Verletzung muss der HSV die Suche nach einem Verteidiger forcieren. Slomka setzt van der Vaart als Kapitän ein, doch die Historie verbietet Rückschlüsse auf einen endgültigen Verbleib des Holländers.
Hamburg. Trainer Mirko Slomka muss schon vor dem ersten Pflichtspiel die Top-Elf beim Hamburger SV umbauen und setzt in den Spekulationen um Rafael van der Vaart ein Zeichen. Weil sich Gojko Kacar im Testspiel gegen Lazio Rom (0:2) einen Innenband-Anriss im rechten Knie zugezogen hat, wird für mindestens vier bis sechs Wochen ein anderer Innenverteidiger an der Seite von Johan Djourou spielen müssen. Die Alternativen heißen Heiko Westermann und Jonathan Tah – es sei denn, der HSV wird auf dem Transfermarkt aktiv. Schließlich hat Milliardär Klaus-Michael Kühne erst kürzlich 17 Millionen Euro bereitgestellt.
Neben Linksverteidiger Matthias Ostrzolek, der vom FC Augsburg zu den Hamburgern wechseln soll, ist immer wieder von einem neuen Innenverteidiger die Rede. Philipp Wollscheid von Bayer Leverkusen wird hartnäckig genannt. Leverkusen ist nicht abgeneigt, schließlich ist der Werksclub mit zentralen Abwehrspielern überbesetzt. Der HSV würde ein Leihgeschäft favorisieren; der Umworbene selbst hält wenig von diesem Modell. „Eine Ausleihe wäre eine komische Situation, die ich so noch nicht kenne. Es ist auch keine Situation, die ich anstrebe“, sagte er der „Rheinischen Post“. Ein Komplettransfer würde ihm aber in den Kram passen. „Ob es besser ist, in der Champions League auf der Bank zu sitzen oder woanders zu spielen, muss jeder individuell beurteilen. Ich weiß nur, dass die Bank mir nicht gefällt“, betonte der 25-Jährige.
Das Malheur am Freitagabend im dürftigen Spiel des HSV gegen Klose-Club Lazio ist besonders bitter für Kacar. Der 27-jährige Serbe durfte sich als Gewinner der Vorbereitung fühlen. Slomka hatte ihm überraschend vor Westermann den Vorzug in der Innenverteidigung gegeben. „Der Trainer glaubt an mich“, lautete Kacars Eindruck. Der etatmäßige Mittelfeldspieler war in der vergangenen Saison beim HSV aussortiert, zwischenzeitlich in die Regionalligamannschaft abgeschoben und schließlich nach Japan ausgeliehen worden. „Ich habe den Fußball manchmal gehasst“, berichtete Kacar über jene Phase.
Keine Wetten auf Van-der-Vaart-Verbleib
Mitten hinein in die Spekulationen um einen möglichen Verkauf von Rafael van der Vaart platzte Slomka mit seiner Kapitänsentscheidung: Der Niederländer soll wie schon in der Vorsaison der Chef auf dem Platz sein. „Ich habe den Eindruck, dass Rafael wieder richtig attackieren und dabei helfen möchte, den HSV in einem besseren Licht dastehen zu lassen“, sagte Slomka der „Bild am Sonntag“. Folglich müsste ein Transfer zu seinem Heimatverein Ajax Amsterdam, der ihn liebend gern in die Arme schließen würde, oder zu Queens Park Rangers in die englische Premier League vom Tisch sein. Doch wetten sollte man darauf nicht. Das war schon einmal schiefgegangen.
Im Juli 2004 hatte der damalige HSV-Trainer Klaus Toppmöller Tomas Ujfalusi zum Kapitän bestimmt. Eine Woche vor dem Bundesligastart verabschiedete sich der Tscheche zum AC Florenz. Das brachte zwar 7,5 Millionen Euro, aber der beinharte Innenverteidiger war weg. Damals hieß der Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Nicht auszuschließen, dass der frisch inthronisierte Vereinsvorsitzende abermals einen Käpt'n ziehen lässt. Denn der Vertrag von Bestverdiener van der Vaart endet im nächsten Sommer. Eine erkleckliche Ablösesumme kann also nur noch jetzt erzielt werden.