Auch ohne seinen Weltmeister zeigt Lazio Rom dem HSV beim Testspiel in Lübeck die Grenzen auf. Vor dem Pokalspiel in Cottbus wartet viel Arbeit auf Trainer Slomka. Zumindest Neuzugang Behrami überzeugt.
Lübeck. Direkt nach dem Schlusspfiff ging die Arbeit für Hamburgs und Roms Fußballer in Lübeck am Freitagabend erst so richtig los. Als die flinken Balljungen den Rasen stürmten, waren Autogramme gefragt. Viele Autogramme. Dass Lazio den HSV zuvor mehr oder weniger deutlich mit 2:0 besiegt und sich somit den ebenso mehr oder weniger wichtigen Sparda-Cup gesichert hatte, war zu diesem Zeitpunkt längst Nebensache. Mit Applaus wurden Sieger und Besiegte von den alles in allem zufriedenen Lübeckern wenig später gleichermaßen verabschiedet.
Dabei stand der größte Star des Abends zuvor gar nicht auf dem Platz. Roms Weltmeister Miroslav Klose, der nach seinem verlängerten WM-Urlaub erst am Vortag ins Training eingestiegen war, erschien genau eine Stunde vor dem Anpfiff, gab unter großem Applaus Autogramme – und nahm dennoch wenig später nach ein paar separaten Läufen auf dem Nebenplatz nur auf der Tribüne Platz. 26 Tage nach dem WM-Finale gegen Argentinien wollte Lazios Trainer Stefano Pioli seinen 36 Jahre alten „Sturm-Opa“ nicht gleich am zweiten Vorbereitungstag verheizen. Und auch für sein erstes Interview nach dem Titelgewinn im Maracanã sagte der ohnehin eher wortkarge WM-Rekordtorjäger kurzfristig ab. Somit müssen Lübeck und der Rest von Fußball-Deutschland noch länger auf die Entscheidung warten, ob der ewige Miro doch bis zur EM 2016 in Frankreich im Nationalteam weitermachen möchte oder nicht.
Doch Klose war an der Lohmühle nicht der einzige Fußballpromi abseits des Platzes. Neben dem Weltmeister musste auch Müller – allerdings nicht Kloses Nationalmannschaftskollege Thomas vom deutschen Rekordmeister Bayern München, sondern Hamburgs Nicolai – bei dem abendlichen Testkick an der Ostsee passen. Der HSV-Neuzugang, der erst am Mittwoch für 4,5 Millionen Euro vom FSV Mainz verpflichtet worden war, fehlte aufgrund von Adduktorenproblemen. Er soll, wie der dauerverletzte Torjäger Pierre-Michel Lasogga, frühestens am Montag ins Mannschaftstraining einsteigen. Somit fehlte in Lübeck, anders als in Brasilien, der erhoffte Klose-Müller-Zauber, gut unterhalten durften sich die 10.000 zufriedenen Zuschauer dennoch fühlen.
Das lag überwiegend aber am Tabellenneunten der vergangenen Serie-A-Saison in Italien, der Hamburgs Hintermannschaft besonders in der Anfangsphase gehörig durcheinanderwirbelte. So brauchte Lazios Klose-Vertreter Filip Djordjevic nicht einmal fünf Minuten, um einen Fehler vom tapsigen Gojko Kacar zur frühen 1:0-Führung zu verwerten. Nur sieben Minuten später traf Roms Stefan Radu aus 20 Metern den rechten Pfosten des Hamburger Tores. Anderthalb Wochen vor dem Pflichtspielauftakt des HSV im DFB-Pokal beim Zweitligaabsteiger Energie Cottbus (18. August) wirkte die mutmaßliche A-Elf von Trainer Mirko Slomka besonders im ersten Durchgang noch keinesfalls gerüstet.
Wenigstens Behrami konnte überzeugen
„Wir haben gegen eine reife, robuste Mannschaft verloren. Wir hatten Phasen der Dominanz, haben es aber offensiv zu selten geschafft, die Bälle zu behaupten. Das ist schade, weil wir gern mit einem positiven Ergebnis in die erste Pflichtspielwoche gestartet wären“, sagte Slomka. Zwar erspielten sich auch die engagierten Hamburger einige Torchancen (Rudnevs, 17./19./41., van der Vaart/19. und Ilicevic/31.), sorgten aber ebenso regelmäßig für unnötige Ballverluste. Zumindest 3,5-Millionen-Euro-Neuzugang Valon Behrami konnte erneut im defensiven Mittelfeld überzeugen, erhielt nach 70 Minuten bei seiner Auswechslung sogar Sonderapplaus und wurde von den anwesenden Journalisten zum Spieler des Spiels gewählt.
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Spannend im Hinblick auf das Erstrundenspiel im DFB-Pokal gegen Energie verspricht die Frage zu werden, wer neben dem schon jetzt gesetzten Behrami spielen darf. Denn nachdem Trainer Slomka zuletzt klar Milan Badelj zu bevorzugen schien, setzte der Coach gegen Lazio Rom zunächst auf Tolgay Arslan. Und wurde enttäuscht. Der Deutschtürke konnte seine Chance genauso wenig wie Fürth-Neuzugang Zoltan Stieber nutzen und wurde bereits nach 45 Minuten gegen Badelj ausgewechselt. Für Stieber, den in Lübeck Jacques Zoua nach einer guten Stunde ersetzte, dürfte spätestens in Cottbus der Ex-Mainzer Müller auflaufen.
Dass es bis zum Pflichtspielauftakt für den HSV noch arbeitsreiche zehn Tage werden müssen, wurde besonders im zweiten Durchgang deutlich. Hamburger Höhepunkte blieben Mangelware. Lediglich der fleißige Ivo Ilicevic hatte zwei Chancen (62./77.). Das zweite Tor fiel allerdings auf der anderen Seite, als der eingewechselte Mamadou Tounkara ein Durcheinander in der HSV-Hintermannschaft mühelos aus vier Metern bestrafte (83.). Schlusswort Behrami: „Wir haben viel zu viele Fehler gemacht. Aber bis zum ersten Saisonspiel haben wir ja glücklicherweise auch noch ein wenig Zeit.“
Zehn Tage, um genau zu sein.
HSV: Adler – Diekmeier (46. Westermann), Djourou, Kacar, Jansen (46. Jiracek) – Behrami (71. Skjelbred), Arslan (46. Badelj) – Stieber (62. Zoua), van der Vaart (62. Demirbay), Ilicevic – Rudnevs. Tore: 0:1 Djordjevic (5.), 0:2 Tounkara (83.).