Paolo Guerrero arbeitete in Peru an seiner Genesung und ist nun wieder in Hamburg. Seine Flugangst scheint er besiegt zu haben...
Hamburg. Um rund drei Monate hatte Paolo Guerrero seinen Heimaturlaub in Peru verlängert – mehr oder weniger freiwillig. Der verletzte Angreifer des Hamburger SV saß fest, seine Flugangst hatte ihn im Griff. Nachdem mehrere Flug-Versuche scheiterten, blieb der Nationalspieler in seiner Heimat und sollte dort seine Reha fortsetzen. HSV-Physiotherapeut Uwe Eplinius reiste dafür sogar zu ihm und brachte ihn nun zurück nach Hamburg.
Am Mittwochabend setzte sich der 26-Jährige dann doch in ein Flugzeug und hielt es bis zum Abheben aus. Über Amsterdam reiste er nach Hamburg und landete am Nachmittag in Fuhlsbüttel. Beim Spiel gegen Anderlecht saß er bereits wieder neben Guy Demel und Romeo Castelen am Spielfeldrand.
Fit ist der Stürmer aber noch immer nicht. Seit September laboriert er an einem Riss des hinteren Kreuzbandes, den er sich in einem Länderspiel gegen Venezuela zugezogen hatte. Ob er diese Saison überhaupt noch einmal auflaufen kann, ist ungewiss.
Unklar ist auch die Zukunft des ehemaligen Bayern-Stars. Die Zeichen auf eine Vertragsverlängerung stehen derzeit nicht gut. Zu hoch hatte Guerrero gepokert, zu groß ist nach der Verpflichtung von van Nistelrooy die Konkurrenz im HSV-Sturm. Auch seine Flugangst dürfte kein Argument für den Peruaner sein.
"Ich fühle mich nervös, muss sogar schreien, wenn sich das Flugzeug turbulent bewegt", gab der "kleine Krieger", wie er in Hamburg gerufen wird, offen zu. Und der 26-Jährige weiß, wann die Krankheit seinen Ursprung nahm. "Ich hatte immer schon leichte Ängste. Aber im August 2009 hatten wir den schrecklichen Flug aus Guingamp", so Guerrero. Damals hatte der HSV das Qualifikations-Hinspiel zur Europa League mit 5:1 gewonnen, den anschließenden Flug musste die Mannschaft dann aber schon in Paris abbrechen: Hydraulikflüssigkeit war ausgelaufen. "Das war der schlimmste Moment in meinem Leben", erinnerte sich der Rekonvaleszent, "ich weiß, dass seitdem mehrere HSV-Spieler Flugangst haben."
Von diesen Aussagen von vor wenigen Wochen scheint der Angreifer laut der Online-Ausgabe der peruanischen Zeitung „El Bocon“ nichts mehr wissen zu wollen. Vor dem Abflug auf dem Flughafen in Lima soll er auf Fragen der Fans, ob er denn seine Flugangst überwunden habe, gesagt haben: „Das ist alles Blödsinn. Ich habe keine Angst. Das haben die Medien erfunden.“
Zudem berichtet „El Bocon“, dass der HSV gedrängelt habe. „Er kehrt jetzt nach Deutschland zurück, weil der Verein ihn unter Druck gesetzt hat. Der Vertrag soll besprochen werden“, sagte Guerreros Mutter Petronila Gonzáles der Zeitung.
In Hamburg wird der Peruaner nun weiter an seiner Genesung arbeiten. Fliegen muss er vorerst wohl nicht wieder – ob er nun Angst hat, oder auch nicht. (prö)