Hamburg. Die Tage der Ungewissheit wird Udo Bandow nie vergessen: "Es waren für mich die schlimmsten." Der Abriss des Stadions war in vollem Gange, aber erst 53 Tage nach Baubeginn stand die Finanzierung. "Andreas Wankum hat den Verein nicht gefragt, einfach angefangen - ohne jede feste Kreditzusage. Er wollte die Verantwortlichen unter Druck setzen, Fakten schaffen."

Dieses abenteuerliche Kalkül ging auf: Ein Konsortium, bestehend aus Hamburgische Landesbank (heute HSH Nordbank), Hamburger Sparkasse und Vereins- und Westbank (heute HVB), gab am 24. Juli eine schriftliche Kreditzusage in Höhe von 137,7 Millionen Mark. Von der Stadt, die als Eigentümer das Volksparkstadion und 74 000 Quadratmeter Fläche für den symbolischen Kaufpreis von einer Mark vermachte, kamen 21,3 Millionen Mark Zuschuss als Ausgleich für die "nicht erfolgte Entsorgung des Trümmerschutts vom Zweiten Weltkrieg". Im Zuge der WM 2006, als weitere Investitionsmaßnahmen notwendig waren wie das Zugangs-Kontrollsystem, gab die Stadt weitere Zuschüsse. Die genaue Summe der Zahlungen ist noch unklar.

Bandow, 1998 im letzten Jahr als Vorstandsprecher tätig und seit 1996 im Seeler-Aufsichtsrat als dessen Vorsitzender aktiv, empfindet das Engagement der Vereins- und Westbank rückblickend als eine Art Abschiedsgeschenk. Obwohl der heute 76-Jährige damals ahnte, dass der Neubau teurer würde: "Die Kalkulation war zu günstig."

Obwohl der HSV mit Generalübernehmer Deuteron einen Festpreis von 159 Millionen Mark (81,5 Millionen Euro) abgeschlossen hatte, kostete das Stadion am Ende offiziell 189,6 Millionen Mark (97,2 Millionen Euro). In Wahrheit waren es 100 Millionen Euro. Immer noch billig, glaubt Bandow: "Die Arbeiten wurden vor der Stahlpreis-Hausse durchgeführt. Heute wäre das HSV-Stadion wohl nicht unter 165 Millionen Euro zu bauen."

Seit der Fertigstellung wurde kräftig weiter in die Infrastruktur investiert: Die höheren Gesamtkosten, verbunden mit dem Ausstieg von Wankum, der Ausbau der Westtribüne, das Fanrestaurant, das Museum, der Trainingstrakt sowie die Trainingsplätze und der Fanshop machten Nachfinanzierungen in Höhe von 14,1 Millionen Euro erforderlich.

Dennoch wurde in den vergangenen zehn Jahren der Kredit schon ein gutes Stück abbezahlt: Stand 2. Juni 2008 beträgt der Schuldenstand nur noch 59,1 Millionen Euro. Nachdem anfangs 6,6 Millionen Euro jährlich gezahlt wurden, stieg der Betrag für die Rückzahlung auf inzwischen 7,5 Millionen Euro