Hamburg. Bernd Hoffmann erinnert sich noch genau, wie er 1998 beim Bertelsmann-Vorstand antreten musste. Mit zahlreichen Papieren "bewaffnet" kämpfte er als Geschäftsführer von Ufa Sports, einem Bertelsmann-Unternehmen, um das Engagement beim HSV. Um genau zu sein: Es ging um 15 mal 13 Millionen Mark, also insgesamt 180 Millionen Mark.

Der HSV brauchte eine Bürgschaft in Höhe der zu leistenden jährlichen Annuität für die Banken. "Für Bertelsmann war solch eine Partnerschaft Neuland", sagt Hoffmann, "diesen Deal durchzusetzen war alles andere als ein Selbstläufer." Die Vorstände löcherten Hoffmann mit allen möglichen Fragen, zu Doping, zu sportlichen Risiken. Alles wurde hinterfragt, was Bertelsmanns Ruf schädigen könnte. Und es ging natürlich um Geld, um die angedachte Rendite.

Der heutige HSV-Boss schilderte zwar in schillernden Farben die künftigen Einnahme-Potenziale, doch ein Vorstand hatte sich schlau gemacht. Dieser sagte: "Nürnberg ist auch 1968 Meister geworden und in der Saison darauf abgestiegen."

Ein eventueller Abstieg dominierte in der Folge die Diskussion. Ein Ergebnis war, dass der HSV eine Abstiegsversicherung abschließen musste, die über drei Jahre lief und jährlich 2,8 Millionen Mark kostete. Im Abstiegsfall hätten die Versicherer (darunter Lloyds) bis zu zehn Millionen Euro Einnahmedifferenz zahlen müssen. Das Geld für die Prämienzahlungen musste sich der HSV über ein (verzinstes) Darlehen bei der Ufa borgen.

Dabei war Hoffmann selbst zunächst gar nicht so begeistert. Den ersten Kontakt zur Ufa initiierte Andreas Wankum bei Dr. Hermann Richter. "Ich weiß noch, wie mich Herr Richter mit dem Thema genervt hat, ich war damals nicht so richtig Feuer und Flamme, da die Geschäftsbeziehungen mit dem HSV eher unterkühlt waren." Meetings, in denen es um Europapokal-Anstoßzeiten ging, waren emotional und nicht besonders erfreulich verlaufen. Dennoch setzte man sich an einen Tisch.

Durchsetzen musste sich Ufa Sports (heute Sportfive) damals gegen die Konkurrenten IMG und ISPR (Axel Springer AG). Hoffmann: "Auf Grund unserer Arbeit in Berlin und Leverkusen hatten wir einen Erfahrungsvorsprung, unser Konzept war inhaltlich schlüssig."

Im Laufe der Diskussionen kam auch der Wunsch des HSV nach einer "finanziellen Spritze" zur Verstärkung der Mannschaft auf. Man einigte sich in komplizierten Verhandlungen - der Provisionssatz für die Vermarktung stieg von 18 auf 20 Prozent, auf ein "Signing Fee" (Einmalzahlung) von 750 000 Mark und ein Darlehen von 24,25 Millionen Mark. Warum 25? Hoffmann: "Die Frage war: Womit kann der HSV etwas anfangen, was bringt den Klub weiter? 25 Millionen Mark, das klang nach viel Geld, und 25 Millionen Mark ermöglichten substanzielle Investitionen in den sportlichen Bereich." Auch wenn Hoffmann heute mit der HSV-Brille auf den damaligen Abschluss schaut, versichert er: Dieser erste, große Deal war sehr fair."

Der zweite "Deal" mit Sportfive jedoch kostete den HSV viel Geld. Nach der "Schauspieler"-Affäre um den damaligen Vorsitzenden Werner Hackmann verhandelte der HSV nach, erhielt 15,5 Millionen Mark in bar und musste die Abstiegsversicherung nicht mehr zahlen. Im Gegenzug wurde Sportfive an den Einnahmen der zentralen Vermarktung beteiligt. Und das kostet den HSV noch bis 2017 viele Millionen. Von den 24 Millionen Euro vom Fernsehen aus der Saison 07/08 bekommt Sportfive 25 Prozent.