Normalerweise muss ein Ausländer fünf Jahre in Polen leben, um die Staatsbürgerschaft zu erhalten. Doch besondere Ereignisse erfordern zuweilen außergewöhnliche Maßnahmen. "Wir heißen Sie willkommen in der Hoffnung, dass Sie mit unserer Nationalmannschaft Erfolg haben werden", sagte Staatspräsident Lech Kaczynski und schenkte dem Brasilianer Roger Guerreiro im April einen polnischen Pass. Ein weiterer Beweis, wie der Fußball Gesetze innerhalb weniger Tage aushebeln kann, schließlich spielt der 26-Jährige erst seit 2005 für Legia Warschau. Die Einmischung Kaczynskis sorgte jedoch für große Diskussionen. Auch einige Nationalspieler äußerten Kritik.

"Ich verspreche, Polen so gut ich kann zu repräsentieren. Auf dem Spielfeld und in jeder anderen Situation", versprach der 26-Jährige artig, der in Brasilien für AD São Caetano, SC Corinthians, EC Juventude und CR Flamengo auflief, ehe er über Celta de Vigo in Polens Hauptstadt landete und dort von seiner früheren Verteidiger-Position zum (linken) Mittelfeldspieler umfunktioniert wurde.

Während zum Beispiel der DFB Wert darauf legt, dass ein Spieler zumindest deutsche Wurzeln haben muss, sah man das beim Nachbarn auch in der Vergangenheit nicht so eng: Ein gewisser Emmanuel Olisadebe, der in 25 Länderspielen für Polen elf Tore erzielte, wurde einst in Nigeria geboren.

Leo Beenhakker, der als großer Befürworter der Einbürgerung galt, hat mit Guerreiro eine wichtige zusätzliche Option im offensiven zentralen oder linken Mittelfeld, zumal der Niederländer gerne, je nach Gegner, sein System variiert. Nur die Vierer-Abwehrkette bleibt eine unverrückbare Konstante. Neben dem 4-2-3-1 und dem 4-4-2 ist selbst das 4-3-3- eine Option - allerdings kaum im Auftaktspiel gegen die Deutschen am 8. Juni.

Im 4-2-3-1 bilden Mariusz Lewandowski und Dariusz Dudka das Gerüst im defensiven Mittelfeld. Vor allem Lewandowski, der bei Donezk spielt, gilt dank seiner Ausdauer als unverzichtbarer Leistungsträger.

Zwar soll das Duo auch für Impulse in der Offensivbewegung sorgen, doch gefährlich wird es für den Gegner vor allem über die Außen Jakub "Kuba" Blaszczykowski (rechts) und Jacek Krzynowek (links). Die Profis von Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsburg sollen vor allem Ebi Smolarek, der gerne auch auf den linken Flügel ausweicht, mit Bällen "füttern", während Maciej Zurawski (wie van der Vaart beim HSV) im Raum zwischen Sturm und Mittelfeld agiert.

In der Abwehr gibt Jacek Bak die Kommandos. Der 35-Jährige verfügt dank seiner 93 Länderspiele über große Erfahrung, doch der Profi von Austria Wien kann sich in Österreichs Liga nicht auf Topniveau beweisen.