George Orwell hätte sicher seine wahre Freude gehabt. Die Vision des britischen Schriftstellers, der einst in seinem Zukunftsroman 1984 den Satz "Big Brother is watching you" (der große Bruder beobachtet dich) prägte, ist beim Fußball längst Wirklichkeit geworden - und erlebt während der EURO 2008 eine neue Dimension.

Mit seinem Sponsor Castrol, der Arsenal Londons Trainer Arsene Wenger und den künftigen Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld als "Botschafter" gewinnen konnte, stellt der europäische Fußballverband Uefa den Fußballfans in Echtzeit zu allen EM-Spielen statistische und taktische Informationen zur Verfügung: Sprinttempo, Laufdistanz und so genannte "Heatmaps" für einzelne Nationalspieler, die aufzeigen, wo sich die Fußballer auf dem Feld aufgehalten haben. Auch die Entstehung eines Tores kann zeitnah noch einmal nachvollzogen werden - mit dem Laufverhalten jedes einzelnen Spielers. Erfasst werden die Daten von acht bis 16 Kameras, die die Koordinaten aller 22 Spieler, des Balles und der drei Schiedsrichter 25-mal pro Sekunde messen.

Ein Beispiel: Die Top-Geschwindigkeit beim 4:0 der deutschen Elf in der Schweiz im März hatte Marcell Jansen mit 34,1 km/h, die größte Laufleistung Kapitän Michael Ballack (11 818 Meter).

In einem "Performance Index", der versucht, die Leistung eines Nationalspielers zu objektivieren, fließen neben Ballkontakten und Zweikämpfen auch "gewichtete Daten" ein, das heißt, es wird berücksichtigt, aus welcher Entfernung (möglichst nah) ein Stürmer zum Torschuss kommt. Da die Erfolgsquote sinkt und bei einer Distanz von 16 Metern nur noch 13 Prozent beträgt, erhalten die Spieler weniger Punkte als ein Angreifer, der aus elf Metern (29 Prozent Erfolgsquote) schießt. Ein Fehlpass am eigenen Strafraum hat mehr Minuspunkte zur Folge als ein Ballverlust im Mittelfeld.

Die deutschen Nationalspieler schneiden in den während der EM-Qualifikation erstellten Ranglisten der einzelnen Mannschaftsteile unterschiedlich gut ab: Bei den Torhütern gilt Jens Lehmann gemäß der Statistik als bester Torwart Europas, vor Gregory Coupet (Frankreich) und Stipe Pletikosa (Kroatien). In der Abwehr allerdings findet sich unter den 20 besten Verteidigern kein Deutscher. Führend in dieser Tabelle sind Johnny Heitinga (Niederlande) und Sotirios Kyrgiakos (Griechenland).

Im Mittelfeld, das eigentlich als Prunkstück innerhalb der DFB-Auswahl gilt, erreichten nur Bastian Schweinsteiger (14.) und Michael Ballack (18.) gerade so eben die Top 20, die Xavi Hernandez (Spanien) vor Wesley Sneijder (Niederlande) anführt.

Im Angriff belegt Bayern Münchens Lukas Podolski Rang drei hinter dem verletzten Eduardo (Kroatien) und dem topplatzierten Luca Toni (Italien), Miroslav Klose erreicht den sechsten Rang.

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