Fahrer- und Konstrukteurstitel gehen an Red-Bull. Nun beginnt das Schaulaufen. Sonnabend feiert Vettel mit seinen Fans in Heppenheim.
YEONGAM. Sebastian Vettel hat seine Pflicht erledigt, jetzt will der „Kannibale“ das Schaulaufen genießen: Am Sonnabend kommt der zweimalige Formel-1-Weltmeister auf Heimatbesuch nach Heppenheim und bringt seine „Kinky Kylie“ gleich mit. Zuvor wird der 24-Jährige am Mittwoch noch einen Zwischenstopp in der Red-Bull-Fabrik im englischen Milton Keynes einlegen, um mit allen Mitarbeitern auf die erfolgreiche Verteidigung von Fahrer- und Konstrukteurs-WM anzustoßen.
„Es wird ein emotionaler Moment. Da sind unheimlich viele Leute, die hinter unserem Erfolg stehen. Insbesondere in Milton Keynes arbeiten unsere Mitarbeiter Tag für Tag daran, unser Auto besser zu machen“, sagte Vettel nach seinem Sieg beim Großen Preis von Südkorea in Yeongam: „Natürlich zählt für uns Fahrer der Fahrertitel am meisten. Für das Team dagegen ist die Konstrukteursmeisterschaft das Wichtigste. Wir sehen uns als große Familie, die an guten wie auch an schlechten Tagen zusammensteht.“
Am Sonnabend dürfte dann ganz „Vettelheim“ wieder kopfstehen. „Ich hoffe, dass dort der Bär steppt. Hoffentlich kommen viele Leute“, sagte Vettel. Um 16.00 Uhr soll der Champion mit seiner „Kinky Kylie“ auf dem Europaplatz in seiner Heimatstadt vorfahren. „Das ist ein Salut an Sebastians Heimat und seine immens große Schar von Fans“, meinte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko.
Nach seinem zehnten Saisonerfolg in Südkorea hatte es Vettel eilig, Zeit für große Feierlichkeiten blieb nicht. Noch am Abend ging es per Flieger von Gwangju über Seoul in die Wahlheimat Schweiz - mit zwei WM-Titeln im Gepäck.
Derweil überhäufte die internationale Presse den deutschen Superstar erneut mit viel Lob. „Vettel ist für sein Team eine Goldgrube“, titelte Corriere dello Sport aus Italien und auch die Gazzetta dello Sport meinte: „Er ist die absolute Nummer eins.“ La Repubblica bezeichnete ihn als „Kannibalen“ - in Anlehnung an seinen Freund, Rekordweltmeister Michael Schumacher: „Vettel hat die gesamte Konkurrenz aus dem Weg geräumt. Er feiert Erfolge, wie es nur dem Schumacher der Vergangenheit gelungen war.“
Vettel sieht sich bei allem Titelhunger aber ganz und gar nicht als gefräßiger Alleinherrscher. Ebenso wie Red-Bull-Teamchef Christian Horner verweist er immer wieder auf die Mannschaft hinter dem Fahrer. Ein harmonisches Team, in dem offenbar eine besondere Atmosphäre und ein spezieller Geist herrschen. „Es war eine sehr besondere Woche. Erst der Fahrertitel mit Sebastian in Japan und jetzt die Konstrukteurs-Meisterschaft in Korea. Das ist phänomenal. Die ganze Mannschaft kann sehr stolz sein“, sagte Horner. Das Team habe sich „in den letzten zwöf Monaten verbessert“ und „dem enormen Druck standgehalten“. Er sei daher sehr stolz, es anführen zu dürfen.
Vettel hat mit seinem Team alle Saisonziele erreicht, in den drei verbleibenden WM-Läufen lockt aber noch ein Zubrot. Mit drei weiteren Siegen würde er Schumachers Rekord von 13 Saisonsiegen aus dem Jahr 2004 einstellen. Zur Pole-Position-Bestmarke von Nigel Mansell aus dem Jahr 1992 (14) fehlen Vettel sogar nur noch zwei Bestzeiten.
Derweil träumt Horner bereits vom Titel-Hattrick und lässt Technik-Guru Adrian Newey fleißig an Vettels nächster Geliebten basteln. „Natürlich richten wir unseren Fokus auch auf das nächste Jahr. Uns bleiben weniger als vier Monate, um ein neues Auto zu entwickeln. Das ist der Grund, warum Adrian in Großbritannien geblieben ist. Er kümmert sich intensiv um die Entwicklung des neuen RB8“, sagte Horner. Vettel dürfte es recht sein. (sid)