Steht das umstrittene Formel 1-Rennen in Austin doch nicht vor dem Aus? Es soll eventuell verlegt werden. Entscheidung Anfang Dezember.
Stuttgart/Abu Dhabi. Doch alles gar nicht so schlimm wie befürchtet? Das umstrittene Formel 1-Rennen in Austin/USA wird möglicherweise nur um ein Jahr auf 2013 verschoben statt - wie zuletzt kolporiert - komplett gestrichen zu werden. Hoffnung macht den Amerikanern eine Mitteilung der Verantwortlichen des Circuit of The Americas (COTA) am Freitag.
„Wir haben mit Begeisterung auf einen US-Grand-Prix 2012 hingearbeitet und verstehen Mr. Ecclestone jetzt so, dass er das Rennen in Austin auf 2013 verschieben möchte“, meinte COTA-Präsident Steve Sexton. „Wir wissen, dass der amerikanische Markt wichtig für die Teams und ihre Sponsoren ist. Das Datum 2013 gibt dem Circuit of The Americas genug Zeit, bereit zu sein.“ Der Haken daran: Für 2013 ist in den USA bereits ein Saisonlauf in New York geplant.
Ursprünglich war das Rennen für den 18. November 2012 vorgesehen. In den vergangenen Tagen entstand nun aber ein kompliziertes Wirrwarr um die Rückkehr der Formel 1 in die Staaten. Erst am Donnerstag hatte Formel 1-Guru Bernie Ecclestone erklärt, der Grand Prix werde "hundertprozentig" abgesagt. Auf die Ankündigung des Geschäftsführers hin wurden die Bauarbeiten an der neuen Strecke vorerst gestoppt.
Der Hintergrund ist, dass sich Ecclestone und der ursprüngliche Rechteinhaber zuvor überworfen hatten. Der 81-Jährige nahm daraufhin wieder Verhandlungen mit den Streckengründern des COTA auf, doch auch mit ihnen gibt es einen Disput über eine fehlende Garantiesumme von 25 Millionen Dollar. Ob und wann das Rennen in Texas dann stattfinden soll, entscheidet der Motorsport-Weltrat des Internationalen Automobilverbandes FIA am 7. Dezember in Neu Delhi.
Formel 1: Wo bleibt der deutsche Nachwuchs?
„Young Drivers Test“ nennt es sich, das dreitägige Spektakel in Abu Dhabi in der Woche nach dem Grand Prix, bei dem die Formel 1 Talente für die Zukunft sichtet. Diejenigen, die vielleicht noch nicht im nächsten, aber doch in ein oder zwei Jahren die Formel-1-Stars der Zukunft sein könnten. Insgesamt waren an den drei Tagen mehr als 20 Fahrer im Einsatz, darunter auch zwei 18-Jährige, der Italiener Kevin Ceccon und der Este Kevin Korjus - aber weit und breit kein Deutscher.
Im Schlepptau von Michael Schumacher entwickelte sich vor einem guten Jahrzehnt eine ganze Generation deutscher Nachwuchspiloten, darunter eben auch der aktuelle Weltmeister und Dominator Sebastian Vettel. Doch eine Nach-Vettel-Generation ist derzeit in Deutschland nicht zu sehen.
Christian Vietoris, der in diesem Jahr in der GP2 einige Erfolge gefeiert hatte, hätte die Chance gehabt, einen Tag bei Renault zu fahren. Der 22-Jährige aus Gönnersdorf in der Eifel, verzichtete aber darauf, zog gleichzeitig anstehende Mercedes-Tests mit dem neuen DTM-Auto für 2012 vor. Was klar zeigt, worauf sein Fokus liegt: Auf einer soliden, gut bezahlten DTM-Karriere mit dem Stern anstatt einer unsicheren Zukunft im Formel-Sport. „Die Chance, mit Renault tatsächlich in die Formel 1 zu kommen, ist doch verschwindend gering“, sagt Vietoris und ist realisitsch.
Vor allem, weil Nachwuchspiloten heute ohne zweistellige Millionenbeträge an Sponsorgeldern im Hintergrund kaum noch eine Chance haben, einen Platz in der Formel 1 zu bekommen. Selbst ein Testtag in Abu Dhabi kostete gut 250.000 Euro, für diejenigen, die nicht wie etwa der potenzielle Toro-Rosso-Kandidat für 2012, Jean-Eric Vergne, über ein Nachwuchsprogramm wie das von Red Bull zu einem Sitz kommen.
250.000 Euro, das konnte auch der 19 Jahre alte Kevin Mirocha aus Hamm, der sich in diesem Jahr ebenfalls in der GP2 versucht und lange auf ein Testcockpit gehofft hatte, nicht aufbringen. Ob und wie er seine GP2-Karriere fortsetzen kann, steht in den Sternen. Dass er bei seinen ersten Auftritten durchaus eine gute Figur gemacht hatte, nützt da nicht viel.
Und Marco Wittmann, noch einer von den deutschen Nachwuchsfahrern, der seit Jahren in der Formel-3-Euroserie an der Spitze mitfährt, versucht sich an diesem Wochenende lieber beim Formel-3-Klassiker in Macau zu profilieren. Aber auch bei ihm sind die Aussichten, es noch bis in die Königsklasse zu schaffen, gering.
Schaut man ein bisschen weiter nach unten in die Nachwuchsformeln, dann drängen sich da derzeit auch keine deutschen Supertalente auf. Die derzeitige Generation um Vettel und Nico Rosberg wird also wohl noch eine Weile die deutschen Farben in der Formel 1 vertreten müssen.
In Abu Dhabi beschränkte sich der deutsche Anteil jedenfalls auf Johnny Cecotto junior. Der Sohn des zweimaligen Motorradweltmeisters und ehemaligen Formel-1-Piloten Johnny Cecotto startet zwar für das Heimatland seines Vaters, Venezuela, hat aber eine deutsche Mutter, bei der er nach der Trennung der Eltern auch aufwuchs. Bei seinem Debüt im Force-India-Mercedes machte Cecotto junior eine gute Figur. Jetzt hofft der 22-Jährige erst einmal auf eine gute GP2-Saison 2012 - „und vielleicht geht ja in Richtung Formel 1 auch schon was, so als dritter Fahrer oder so ...“ (dpa/sid/abendblatt.de)